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Business, Recht, Steuer

Nachhaltigkeitsberichte: Unternehmen unter Zugzwang

Wien. Österreichs große Unternehmen haben Aufholbedarf bei der – gesetzlich vorgeschriebenen – Nachhaltigkeitsberichterstattung, so eine Studie.

Die Studie der WU Wien gemeinsam mit PwC Österreich zeigt laut ihren Autoren, dass die österreichischen Unternehmen dem neuen Nachhaltigkeits- und Diversitätsverbesserungsgesetz (NaDiVeG), welches ab 2017 die Berichtspflicht über „Nichtfinanzielle Belange“ für große Unternehmen beinhaltet, bis dato noch nicht ausreichend nachkommen.

Kein einziges der untersuchten Unternehmen entspricht den gesetzlichen Anforderungen zur Gänze. Zwar werde über Umwelt- und ArbeitnehmerInnenbelange bereits umfassend berichtet, Themen wie Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung finden allerdings noch kaum Beachtung. Lediglich 28 Prozent der Unternehmen holen sich externe Expertise für die Prüfung der Berichte.

Die Grundregeln

Ab dem Geschäftsjahr 2017 ist die „Nichtfinanzielle Berichterstattung“ EU-weit verpflichtend, wird erinnert:

  • Das verpflichtende Reporting bezieht sich dabei mindestens, aber nicht ausschließlich auf Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, auf die Achtung der Menschenrechte sowie auf die Bekämpfung von Korruption und Bestechung.
  • Das NaDiVeG gilt für große Kapitalgesellschaften, die Unternehmen von öffentlichem Interesse sind und am Bilanzstichtag im Durchschnitt mehr als 500 MitarbeiterInnen beschäftigen – in Österreich betrifft dies konkret zwischen 120 und 130 Unternehmen.
  • Dabei müssen sowohl qualitative Informationen als auch quantitative Daten berichtet werden.

Die Studie

In der Studie „Nichtfinanzielle Berichterstattung – Fokus NaDiVeG“ des Instituts für Unternehmensrechnung und Revision der WU, die im gemeinsam mit PwC Österreich durchgeführt wurde, wurden 50 der berichtspflichtigen Unternehmen analysiert.

„Unsere Studie zeigte deutlich: Während Umwelt- und ArbeitnehmerInnenbelange in der Nachhaltigkeitsberichterstattung bereits gut etabliert sind, herrscht bei Themen wie Menschenrechte sowie der Bekämpfung von Korruption noch großer Aufholbedarf“, so Studienleiterin Stéphanie Mittelbach-Hörmanseder, Assistenzprofessorin am WU-Institut für Unternehmensrechnung und Revision.

Die Defizite

Die bereits am häufigsten berichteten nichtfinanziellen Leistungsindikatoren kommen laut den Angaben aus dem ArbeitnehmerInnenbereich, mit Informationen zu Neuanstellungen und MitarbeiterInnenfluktuation sowie zu Berufsunfällen und Ausfalltagen.

Bei Umweltbelangen wird zu den Themen Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen am umfassendsten berichtet. Die Hälfte der analysierten Unternehmen veröffentlicht jedoch auch zu Umwelt und ArbeitnehmerInnenbelangen noch keinerlei quantitative Indikatoren.

Sichtbar werde in der Studie auch, dass ATX Unternehmen wesentlich transparenter berichten, als Anleihen begebene Unternehmen.

Große Lücken zeigen sich beim Thema Menschenrechte und Korruptionsbekämpfung: Lediglich ein Drittel der Unternehmen berichtet über Menschenrechte und nur die Hälfte greift das Thema Korruptionsbekämpfung in ihren Berichten auf. Nur 2 Prozent der Unternehmen veröffentlichen quantitative Indikatoren zu diesen Themenbereichen.

Großen Aufholbedarf gibt es auch bei der verpflichtenden Berichterstattung zu Risiken und Due-Diligence-Prozessen, wozu nur ein Drittel der Unternehmen Stellung beziehen.

Externe Überprüfung fehlt vielfach

Neu ist auch, dass von nun an der Aufsichtsrat die nichtfinanziellen Informationen prüfen muss. Somit steigen die Anforderungen an die Qualität der Daten sowie an die dahinterliegenden Reporting-Prozesse, heißt es.

Allerdings verzichten Österreichs Unternehmen derzeit weitgehend auf eine externe Prüfung ihrer Nachhaltigkeitsdaten: Lediglich 28 Prozent holen sich Expertise von außen. Hier hinken die heimischen Unternehmen im internationalen Vergleich (67 Prozent) stark hinterher. In Deutschland und Holland, wo im Zuge der Studie ebenfalls Interviews geführt wurden, lassen nahezu alle großen Unternehmen ihre nichtfinanziellen Berichte durch AbschlussprüferInnen prüfen.

„Wie die Studie zeigt, stellen die Anforderungen des NaDiVeG viele heimische Unternehmen vor neue Herausforderungen. Es geht vor allem um eine strategische Auseinandersetzung mit der Frage: Wo entstehen durch das Unternehmen die größten Auswirkungen und Risiken für Umwelt und Gesellschaft und welche Konzepte werden verfolgt um diese Themen zu managen. Das NaDiVeG verlangt auch eine Bezugnahme auf den Jahresabschluss und unterstreicht damit die Notwendigkeit, wesentliche finanzielle und nicht finanzielle Unternehmensaspekte nicht getrennt von- einander zu betrachten“, so Julia Fessler, Nachhaltigkeitsexpertin bei PwC Österreich.

Eine Darstellung des Unternehmens und seiner Performance aus unterschiedlichen Blickwinkeln ermögliche Management und Stakeholdern langfristig bessere Entscheidungen zu treffen, heißt es. Im Rahmen der Studie wurde die externe Berichterstattung von 50 NaDiVeG-pflichtigen Unternehmen in Österreich mit Stand 15. Juli 2017 analysiert.

Zu den analysierten Unternehmen zählen laut den Angaben 35 ATX Prime-Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und die 15 größten Anleihen begebenden, NaDiVeG-pflichtigen Unternehmen, sortiert nach Anzahl der Mitarbeiter. Im Rahmen der Studie wurden Nachhaltigkeitsberichte und Geschäftsberichte bzw. Integrierte Berichte untersucht.

Link: WU Wien

Link: PwC

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