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Business, Recht, Steuer, Tech

Legal Tech und Anwälte: Die Strategie von Schönherr

Gudrun Stangl ©Schönherr – steppenseestudio.at

Legal Tech. Die Debatte über Chancen und Risiken der digitalen Zukunft der Rechtsbranche ist nun auch in Österreich in der Mitte der Anwaltschaft angekommen. Schönherr-COO Gudrun Stangl schildert ihre Strategie.

„Immer mehr Anwälte realisieren, dass die Digitalisierung und Technologisierung nicht spurlos an der juristischen Dienstleistung und sohin an den tradierten Geschäftsmodellen der eigenen Zunft vorbei ziehen werden“, so Gudrun Stangl, Partnerin und Chief Operating Officer (COO) der Wirtschaftskanzlei Schönherr.

Der Stand der Diskussion

Ende November 2017 fand in Wien die erste Legal Tech-Konferenz Österreichs statt. Die Themenschwerpunkte reichten von Law Firm 4.0, artificial intelligence (A.I.) bis hin zu Blockchain.

„Die Fantasie eines Robolawyers, der den Anwalt von heute in der Zukunft ersetzt, raubt hier in Wien noch niemandem wirklich den Schlaf. Muss sie auch nicht. Aber die hohe Teilnehmerzahl zeigt vor allem eines: Es besteht großes Interesse daran, was in Sachen Digitalisierung der juristischen Dienstleistung auf die Rechtsbranche zukommt“, so Stangl.

Und noch ein wichtiges Thema stellt sie in den Blickpunkt: „Hinter Legal Tech muss sich nicht immer und ausschließlich Artificial Intelligence (AI) oder die Blockchain verbergen; auch herkömmliche Technologien können einzelne Prozesse in einem Beratungsmandat oder einem internen Kanzleiprozess besser, schneller und günstiger machen.“

Aber die Frage bleibe: Woher kommt denn eigentlich der sorgenvolle Blick, das ahnungslose Stirnrunzeln oder die übertrieben positive Erklärung samt Verneinung der Frage, ob Legal Tech den Anwalt von heute ersetzen wird?

Die Sorge ist nicht von der Hand zu weisen, meint Stangl. Die Rechtsbranche gilt tendenziell als innovationsarm. Ein Grund dafür könnte sein, dass es nur in wenigen Rechtsanwaltskanzleien Experten gibt, die auf die Optimierung von Prozessen achten.

Dabei lasse sich jede juristische Tätigkeit in bestimmte (Teil-)Prozesse zerlegen, die es letztendlich dem Anwalt ermöglichen, einen Rechtsrat zu erteilen. Gudrun Stangl: „Bei Schönherr sehen wir als Fundament unserer Digitalisierungsstrategie an, einzelne Prozessschritte und Prozessketten zu allererst dahingehend zu untersuchen, ob diese mittels Technologie oder durch andere effizienzsteigernde Maßnahmen besser, schneller und günstiger umgesetzt werden können.“

Schritt für Schritt in die Zukunft

Ein Beispiel für die Verbesserung eines kanzleiintern Prozesses: „Um das besonders aufwendige Erstellen von Referenzen für Pitches oder Submission effizienter zu gestalten, haben wir uns auf die Suche nach einer Softwarelösung gemacht“, so Stangl: „Eine >Off the Shelf<- Softwarelösung haben wir nicht gefunden. Und so haben wir die Dinge selbst in die Hand genommen und gemeinsam mit externen Entwicklern eine Referenzdatenbank erstellt. So ist unser Record Center entstanden.“

Das bedeutet in der Praxis: JuristInnen, Marketers und Assistenten pflegen einmalig Referenzen in die Datenbank ein, die anschließend ganz einfach und in dem gewünschten Format (Excel, Word etc) exportiert werden können. „Die Zeit aller ist besser genützt.“, so Stangl.

Eine Frage der Strategie

Digitalisierungsstrategien von Kanzleien, sofern diese bereits bestehen, sind naturgemäß unterschiedlich. Sie variieren nach Kernkompetenz, Größe, Ausrichtung und (Klienten)Zielgruppe in der Frage, wie stark sich eine Kanzlei oder ein Einzelanwalt digitalisieren möchte.

Die Bandbreite reiche von der Automatisierung bestehender juristischer Dienstleistungen bis hin zur Entwicklung neuer digitaler Produkte oder Geschäftsmodelle. Voraussetzung für die Umsetzung jeder Digitalisierungsstrategie ist eine gelebte Innovationskultur, das Buy-in des Kanzleimanagements sowie ein gut aufgesetzter und nachhaltiger Change-Management-Prozess. Gudrun Stangl: „Dass Effizienzsteigerungen in einem Praxisbereich durch den Einsatz von Automatisierungssoftware oder neue digitale Geschäftsmodelle für Kanzleien zum Wettbewerbsvorteil werden können, zeigen uns Beispiele aus UK und Deutschland.“

Technologie statt Anwalt?

„In ihrer Digitalisierungsstrategie dürfen Kanzleien eines nicht übersehen: Die Digitalisierung bringt auch neue, bereits recht erfolgreich am Markt bestehende Produkte und Geschäftsmodelle hervor, die rechtliche Prüfungen nicht mehr durch Anwälte, sondern ausschließlich durch moderne Technologie anbieten“, sagt Stangl: „Diese Produkte und Geschäftsmodelle sorgen für völlig neue Wettbewerbsverhältnisse. Ein Engagement in Start-Ups oder neue Markteilnehmer kann ein Weg für Kanzleien sein, um Zugang zu neuen Geschäftsmodellen bzw. Produkten zu erhalten.“

Bei Schönherr „behalten wir im Auge, was sich auf dem Feld der Entwicklung moderner Technologien bewegt und setzen diese bewusst dort ein, wo sie für uns als Kanzlei Sinn machen“, meint COO Stangl: „Vor kurzem haben wir den Innovation Hub @Schönherr ins Leben gerufen. Dort arbeiten wir gemeinsam, teilweise auch mit externen tech-affinen Vordenkern an der Entwicklung innovativer Praxislösungen für die Kanzlei.“

Link: Schönherr

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