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Business, M&A, Recht, Steuer

Pharmabranche plant heuer mehr Übernahmen, so EY

Wien. Die Pharma- und Medtechunternehmen haben 2017 vorsichtig abgewartet und sich mit Übernahmen zurückgehalten. Heuer sieht das ganz anders aus, so EY.

Hauptgründe für die vornehme Zurückhaltung des Jahres 2017 waren zu hohe Preise für mögliche Übernahmekandidaten sowie die politischen Unsicherheiten in den USA, heißt es: Allen voran die genaue Ausgestaltung der im Januar in Kraft getretenen US-Steuerreform.

Daher ging das M&A-Volumen 2017 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 20 Prozent auf 203 Milliarden US-Dollar zurück.

In dem insgesamt ruhigen M&A-Markt gab der knapp 30 Milliarden US-Dollar teure Kauf des Schweizer Arzneimittelherstellers Actelion durch den US-amerikanischen Konzern Johnson & Johnson den Ton an. Für rund 24 Milliarden US-Dollar schlug der US-Konzern Becton Dickinson zu und kaufte den ebenfalls aus den USA stammenden Medizintechnikhersteller C.R. Bard.

Die Aussichten für 2018

Mit der Zurückhaltung der gesamtenBranche dürfte es im laufenden Jahr allerdings vorbei sein. Die „Feuerkraft“ – also die Mittel, die Unternehmen für Zukäufe mobilisieren können, – ist im Vergleich zum Vorjahr um knapp zehn Prozent auf 1,34 Billionen US-Dollar gestiegen. Das sei der dritthöchste Wert seit Bestehen des einschlägigen EY-Reports.

Erich Lehner ©Stefan Seelig / EY

Der „Firepower Index“ von EY messe konkret die Kaufkraft von Biopharma-Unternehmen bei M&A-Transaktionen aufgrund ihrer Bilanzstärke und Marktkapitalisierung.

Die Kaufkraft eines Unternehmens steigt demnach mit seiner zunehmenden Marktkapitalisierung oder einer Zunahme seiner liquiden Mittel bzw. einem Rückgang seiner Verschuldung.

M&A-Volumen deutlich über 200 Milliarden US-Dollar

„Hohe Marktpreise und insbesondere die bevorstehende Steuerreform in den USA haben die Pharmakonzerne 2017 abwarten lassen. Mit dieser Lauerstellung dürfte es 2018 aber vorbei sein“, erwartet Erich Lehner, Managing Partner Markets und Leiter des Bereiches Life Sciences bei EY Österreich.

Die Pharmaunternehmen werden getrieben von der rasanten technologischen Entwicklung und den sich ebenso rasant verändernden Kundenerwartungen. Gleichzeitig dringen große Technologiekonzerne in den Life-Sciences-Markt ein, so Lehner: „Die bisher angesammelte Feuerkraft dürften einige Konzerne deshalb für strategische Übernahmen einsetzen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Wir erwarten, dass das M&A-Volumen 2018 wieder deutlich über 200 Milliarden US-Dollar steigen wird.“

Angesichts der geänderten Kundenerwartungen seien auch einige sektorenübergreifende Megafusionen möglich. „Die Medtech- und Pharmaunternehmen müssen sich vom Wettbewerb absetzen. Es geht künftig auch darum, datengestützte Plattformen zu entwickeln, die den Patienten Mehrwert bringen. Mit Hilfe von Big Data können dann Therapien personalisiert und effektiver für die Kunden entwickelt werden“, meint Lehner.

Die Ruhe vor dem Sturm?

Auffällig ruhig haben sich 2017 sowohl die Big-Pharma-Konzerne wie die Spezialisten verhalten, heißt es:

  • So ging das Deal-Volumen von 143 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf nur noch 71 Milliarden US-Dollar zurück, wobei im Jahr 2017 ein Mega-Deal – wie die immer noch nicht abgeschlossene Übernahme von Monsanto durch Bayer – fehlte. Allein diese Übernahme erreichte mit 66 Milliarden US-Dollar fast den Wert aller Big-Pharma-Deals 2017 zusammen.
  • Auch die Specialty-Pharma-Unternehmen legten im vergangenen Jahr mit Ausgaben im Volumen von sieben Milliarden US-Dollar eine spürbare Pause ein. Weniger investierten sie zuletzt 2009, 2016 kauften sie noch für 44 Milliarden US-Dollar zu.

Diese Zurückhaltung im Jahr 2017 hat die Kassen für 2018 wieder etwas gefüllt: Die Branche sei mit ihrer Gesamt-Feuerkraft in Höhe von 1,34 Billionen US-Dollar auf große Übernahmen oder Fusionen gut vorbereitet.

Insbesondere die Medtech-Unternehmen kommen mit etwa 256 Milliarden US-Dollar auf eine höhere Feuerkraft als je zuvor. Lediglich bei den Spezialpharma-Unternehmen ging das Volumen erneut zurück – um 24 Prozent auf 26 Milliarden US-Dollar. „Der Kapitalmarkt hat die Medtech-Unternehmen endlich wieder auf dem Schirm“, stellt Lehner fest. „Sowohl beim Venture Capital als auch an der Börse hat sich die Finanzierung der Medtechs im vergangenen Jahr deutlich verbessert. Das zeigt das Investorenvertrauen in die Innovationsfähigkeit der Medtechs. Die Spezialpharma-Unternehmen müssen sich offenbar noch erholen. Sie haben noch 2014 und 2015 im Verhältnis gesehen am meisten in Zukäufe investiert und einen großen Teil ihrer Feuerkraft aufgebraucht.“

Befragungen untermauern die Prognose

Insgesamt könnte die Branche 2018 aber auf große Shoppingtour gehen. Bereits im Global Confidence Barometer von EY im Dezember sagten 60 Prozent der Life-Sciences-Manager, dass sie in den kommenden 12 Monaten Akquisitionen tätigen wollten. Im April 2017 sagten dies nur 46 Prozent.

Der Druck, sich durch anorganisches Wachstum im Wettbewerb zu behaupten, nehme zudem zu. Technologieriesen wie Amazon oder die Google-Mutter Alphabet dringen inzwischen ebenfalls in den Life-Sciences-Markt ein – und bringen riesige Mengen an Kapital mit. Allein die sieben größten Technologiekonzerne kommen mit annähernd 1,7 Billionen US-Dollar auf mehr Feuerkraft als die 65 größten Life-Sciences-Unternehmen zusammen.

„Das Geld für Fusionen und Übernahmen ist da und der Wille auch“, stellt Lehner fest. „Auf dem wichtigen Pharmamarkt USA stimmen nach der in Kraft getretenen Steuerreform die Rahmenbedingungen wieder. Und der Druck durch die Technologieunternehmen, die immer intensiver auf den insgesamt stark fragmentierten Life-Sciences-Markt drängen, wird stärker.“

Zudem sei die rasante technologische Entwicklung ein wichtiger Treiber für die M&A-Aktivitäten. „Es reicht heutzutage nicht mehr, nur ein gutes Produkt zu haben. Das Sammeln und Auswerten von Daten über Big-Data-Systeme sowie das Internet der Dinge verändern die gesamte Wertschöpfung – und genau hier treten neue Konkurrenten wie Amazon oder Alphabet auf den Plan. Je mehr Daten, desto besser – deswegen ist Größe auch so wichtig.“

Über Zukäufe oder Joint-Ventures müssen die Pharmakonzerne künftig Gesundheitsplattformen aufbauen, die sich auf den Kunden fokussieren. Am Ende können davon alle profitieren: Die Unternehmen erschließen neue Umsatzquellen und sparen durch eine bessere Datenlage Geld. Die Patienten erhalten effektivere und individueller auf sie zugeschnittene Produkte“, so Lehner.

Link: EY (Analyse)

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