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Business, Recht, Steuer

Österreich: Wenig Schurken, wenig Strafen?

Wien. Österreichs Unternehmen machen Fortschritte im Kampf gegen Betrug und Korruption, so EY. Zu bemängeln sei ein Mangel an Sanktionen.

Nachdem 2016 noch fast jedes vierte Unternehmen (24%) hierzulande innerhalb der letzten zwei Jahre einen größeren Betrugs- oder Korruptionsfall registrierte, liegt der Anteil 2018 deutlich niedriger bei zehn Prozent. Damit liegt Österreich im weltweiten Mittelfeld.

Am höchsten ist die Anzahl entdeckter Fälle in der Ukraine (36 Prozent), Kenia (26 Prozent), Belgien und Russland (jeweils 20 Prozent). Knapp dahinter rangieren Deutschland und Großbritannien mit je 18 Prozent.

Weltweit gab es seit 2016 hingegen keinen nennenswerten Rückgang von Betrugs- oder Korruptionsfällen. Der Durchschnitt liegt bei elf Prozent und damit nur um einen Prozentpunkt unter der damaligen Marke.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die rund 2.550 Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance-Managements aus 55 Ländern befragt wurden, davon 50 aus Österreich.

Die Diagnose

„Österreichs Unternehmen haben in den letzten Jahren Fortschritte im Kampf gegen Betrug und Korruption gemacht. Die Anzahl der Betrugsfälle ist zurückgegangen, das Vertrauen der Manager in die korrekte Geschäftsgebarung in der heimischen Wirtschaft ist erheblich größer als noch vor zwei Jahren“, kommentiert Andreas Frohner, Leiter Fraud Investigation & Dispute Services bei EY.

„Die österreichische Wirtschaft ist inzwischen im internationalen Vergleich bei Compliance-Themen gut aufgestellt. Das Bewusstsein für dieses Thema ist infolge mehrerer größerer Fälle stark gestiegen, viele Unternehmen haben Überwachungssysteme eingeführt, die funktionieren und greifen. Natürlich gibt es auch hierzulande eine Dunkelziffer, weil kein Compliance-System der Welt lückenlos funktioniert. Aber in Ländern, in denen überwiegend Kommissar Zufall bei der Entdeckung von Betrugs- und Korruptionsfällen beteiligt ist, liegt die Dunkelziffer von Compliance-Fällen bedeutend höher“, so Frohner.

Dennoch gebe es auch für österreichische Unternehmen keinen Grund, sich zurückzulehnen, ergänzt Benjamin Weissmann, Leiter der Cyber-Forensik bei EY Österreich: „Der Kampf gegen Betrug und Korruption ist keine Einmalaktion – er muss fortlaufend geführt und zum Teil der Firmenkultur werden. Mitarbeiter müssen regelmäßig geschult und sensibilisiert werden – speziell in Zeiten, in denen die Methoden durch neue technologische Möglichkeiten wie Informationsbeschaffung durch Hacking-Angriffe immer ausgeklügelter und besser geplant werden. Das Management darf auch davor die Augen nicht verschließen“.

Manager orten kaum Korruption in Österreich

Der starke Rückgang an registrierten Fällen in Österreich zieht auch einen deutlichen Rückgang bei der durch heimische Manager wahrgenommenen Korruptionsverbreitung in Österreich nach sich: Nur jeder 16. Manager in Österreich (6%) hält Bestechung bzw. korrupte Methoden hierzulande für weit verbreitet – das sind noch weniger als vor zwei Jahren (10%).

Nur in Deutschland, der Schweiz (je 2%) sowie Finnland und Schweden (je 4%) liegt der Anteil niedriger. In Ländern wie Brasilien (96 Prozent), Kolumbien (94 Prozent) oder Nigeria (90 Prozent) sind korrupte Methoden nach Meinung der dortigen Manager dagegen an der Tagesordnung. Im weltweiten Durchschnitt liegt der Anteil bei 38 Prozent.

Österreich hinkt bei Sanktionen hinterher

Allerdings hinke Österreich im internationalen Vergleich noch bei der Ahndung von Verstößen hinterher: In nicht einmal sechs von zehn Unternehmen (58%) gibt es klare Sanktionen bei einem Verstoß gegen unternehmenseigene Compliance-Richtlinien. International ahnden knapp acht von zehn Unternehmen (78%) derartige Verstöße.

Damit gehöre Österreich weltweit zu jenen Ländern, in denen Vergehen vergleichsweise am wenigsten bestraft werden: Weniger strikt sind die Regeln nur in Russland (42%) sowie Luxemburg, Singapur und die Ukraine (je 52%). In China und Großbritannien haben die meisten Unternehmen (je 94%) klare Regeln.

Dementsprechend wenig Sanktionen sprachen Österreichs Unternehmen aus: So wurden in den vergangenen zwei Jahren nur in 26 Prozent der österreichischen Unternehmen Mitarbeiter, die sich nicht an die Compliance-Regeln hielten, bestraft. Weltweit ist der Anteil mit 57 Prozent mehr als doppelt so hoch.

Mit weniger Sanktionen kamen nur Unternehmen in Litauen (16%) und Italien (24%) aus. Besonders kompromisslos zeigten sich die japanischen und US-amerikanischen Unternehmen, von denen 80 beziehungsweise 76 Prozent Mitarbeiter bestraften.

Link: EY

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