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Business, Steuer, Tech

Wie Digitalisierung laut EY auf die Pharmabranche wirkt

Studie. Die Gesundheits- und Pharmabranche soll in den nächsten Jahren erheblich wachsen – vor allem dank Start-ups, so EY.

Selbst in gesättigten Märkten wie den deutschsprachigen Ländern Österreich, Deutschland und Schweiz (DACH-Region) liegt noch erhebliches Potenzial für die Pharmabranche, heißt es: Die Digitalisierung ermögliche ganz neue Ökosysteme und Geschäftsmodelle im Gesundheitsmarkt.

Die Entwicklung

Im Jahr 2015 belief sich der allgemeine Pharmamarkt in Österreich auf rund 2,9 Milliarden Euro , von denen ein Großteil auf den Arzneimittelverkauf entfiel.

Gesundheits-IT-Lösungen wie zum Beispiel sogenannte Wearables oder Smartphone-Apps sowie Kooperationen etwa über Lizenzvergaben spielten dagegen eine vergleichsweise geringe Rolle und brachten rund 700 Millionen Euro bzw. 400 Millionen Euro Umsatz ein. Doch in den nächsten Jahren dürfte es einen deutlichen Aufschwung geben, so Prüf- und Beratungsmulti EY: Allein in Österreich werde sich der Pharmamarkt bis 2030 von 2,9 Milliarden Euro auf 5,2 Milliarden Euro fast verdoppeln, so die EY-Studie „From Participants to Principals“.

Dabei wurde konkret die Entwicklung des Gesundheitsmarkts in Österreich, Deutschland und der Schweiz analysiert.

  • Zwar werden auch 2030 noch die klassischen Pharmaverkäufe den größten Teil des Marktes ausmachen. In Österreich werden sie der EY-Studie zufolge voraussichtlich von 1,8 auf 2,6 Milliarden Euro steigen.
  • Allerdings werde der Anteil von Gesundheits-IT-Lösungen am Gesamtmarkt noch deutlicher zunehmen: Für Österreich prognostiziert die Studie eine Verdreifachung von 0,7 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden Euro – Gesundheits-IT-Lösungen werden also ein ähnliches Niveau wie klassische Pharmaverkäufe erreichen.
  • Der Lizenzmarkt als dritte Säule des Pharmamarktes werde nur leicht von knapp 0,4 Milliarden auf 0,5 Milliarden Euro steigen.

Ein ergebnisbezogenes Modell?

„Wir befinden uns auf dem Weg von Pharma 1.0 zu Pharma 3.0 – und damit vom Blockbuster-Modell hin zum >Patient Outcome< – also einem ergebnisbezogenen Modell. Bisher hatten wir ein bestimmtes Medikament, das auf den Markt gebracht wurde und möglichst viel Umsatz generieren sollte. Jetzt entstehen Ökosysteme, deren Teilnehmer große Mengen an relevanten Informationen austauschen und so individuelle Diagnosen und Behandlungsmethoden für Patienten ermöglichen“, so Erich Lehner, Managing Partner Markets und Leiter Life Sciences bei EY Österreich: Zukünftig werde es für Pharmaunternehmen also viel stärker darauf ankommen, mit digitalen Technologien diesen Informationsaustausch zu kontrollieren und zu analysieren, um daraus Angebote für die Patienten zu entwickeln.

Life-Science-Start-ups werden Konzernen Marktanteile abjagen

Dabei werde sich allerdings ein Wettbewerb mit neuen Marktteilnehmern entwickeln, die Pharmakonzernen – je nachdem, welche Strategie diese verfolgen – Marktanteile abjagen dürften.

Für die Studie wurden zwar unterschiedliche Szenarien durchgespielt, diese haben aber alle gemeinsam, dass die neuen Marktteilnehmer für die Pharmakonzerne zur ernsthaften Konkurrenz werden, so EY. Bis 2030 werden demnach Life-Science-Start-ups zwischen 30 und 45 Prozent des deutschsprachigen Marktes übernehmen.

Am meisten Anteile müssten die Pharmakonzerne demnach abgeben, wenn sie sich rein auf Effizienzmaßnahmen konzentrieren und Innovationen von außerhalb der Branche übernehmen, statt sie selbst zu entwickeln. Das für sie beste Szenario ergebe sich dagegen, wenn sie darauf abzielen, das gesamte Ökosystem selbst zu kontrollieren und zu gestalten.

Für den gesamten DACH-Markt würden die etablierten Pharmakonzerne im letzteren Fall mit einem Jahresumsatz von rund 66 Milliarden Euro auch weiterhin das traditionelle Pharmageschäft bestimmen. Start-ups würden mit rund 12 Milliarden Euro nur einen Bruchteil davon umsetzen.

Dafür würden sie bei neuen, IT-basierten Gesundheitslösungen den Markt dominieren und hier rund 22 Milliarden Euro umsetzen. Die traditionellen Pharmaunternehmen kämen demnach zwar „nur“ auf rund 13 Milliarden Euro Gesamtumsatz in dem Bereich – aber in den anderen Szenarien würden die Start-ups noch mehr Anteile an dem disruptiven IT-Markt übernehmen.

Daten als neues Gold

„Daten sind das neue Gold der Pharmaindustrie“, so Lehner. „Start-ups haben hier gewisse Vorteile, weil sie flexibler sind und neue Lösungen schnell entwickeln können.“

Für die großen Player werde es vor allem darum gehen, Daten in Informationen zu übersetzen, die ihnen helfen, Patienten die bestmöglichen Behandlungsmethoden anzubieten. „Wir reden hier von einer völlig neuen Situation für die Unternehmen, die erst noch lernen müssen, welche Daten wirklich wichtig sind und wie sie diese am besten verarbeiten können. Das führt letztlich auch zu einer neuen Kultur, die erst noch in den Konzernen ankommen muss: Die Zusammenarbeit über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg wird von zentraler Bedeutung sein, damit Ökosysteme funktionieren und sowohl den Unternehmen als auch den Patienten Mehrwert liefern können“, so Lehner.

Dass sich Pharmaunternehmen auf ein zunehmend schwierigeres Marktumfeld einstellen müssen, zeige auch die ebenfalls heute von EY veröffentlichte Analyse der Finanzkennzahlen der 21 größten Pharmaunternehmen der Welt.

  • Demnach sanken die Margen der 21 größten Pharmakonzerne der Welt – aber die größten Umsatzbringer wachsen weiter, nämlich Wirkstoffe gegen Krebs und sogenannte Blockbuster-Medikamente. So sind 40 Prozent der derzeit in der Entwicklung befindlichen Wirkstoffe Krebsmedikamente. Bereits 2017 verdienten die Pharmaunternehmen damit fast jeden dritten Euro: Die Umsätze im Bereich Onkologie stiegen von 130,1 Milliarden Euro auf 137,4 Milliarden Euro.
  • Gleichzeitig wuchsen die Umsätze mit Blockbustern deutlich stärker als die Gesamtumsätze: Während die Top-21-Pharma-Unternehmen 2017 insgesamt 447,5 Milliarden Euro Umsatz und damit nur 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr generierten, stieg der Blockbuster-Umsatz um fünf Prozent auf 268,6 Milliarden Euro. Damit stieg der Blockbuster-Anteil an den Gesamtumsätzen um 1,5 Prozentpunkte auf 60 Prozent.
  • Das zumindest leichte Wachstum beim Umsatz findet sich nicht beim operativen Ergebnis wieder: Das EBIT sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 151,3 Milliarden Euro. Allerdings spielten Wechselkurseffekte 2017 eine große Rolle: Währungsbereinigt stiegen die Umsätze deutlicher um 2,6 Prozent an und das EBIT entwickelte sich mit minus 0,4 Prozent nur leicht negativ.Auch die Marge ging zurück: Sie betrug 2017 26,5 Prozent, das waren 1,8 Prozentpunkte weniger als 2016 aber 0,2 Prozentpunkte mehr als 2015.

„Die Abhängigkeit der großen Pharmakonzerne von Krebsmedikamenten und den Umsatz bringenden Blockbustern nimmt zu“, so Lehner. „Allerdings steigen die Umsätze nur noch auf niedrigem Niveau. Und die sinkenden Margen zeigen: Die Unternehmen müssen einen Weg finden, Innovationen zu entwickeln und lukrative Nischen zu besetzen. Das passiert derzeit auch in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Neue individuelle Behandlungsverfahren werden künftig immer wichtiger. Insofern kann eine zu hohe Abhängigkeit von Blockbustern auch zu einem Risiko werden.“

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