Open menu
x

Bequem up to date mit dem Newsletter von Extrajournal.Net!

Jetzt anmelden, regelmäßig die Liste der neuen Meldungen per E-Mail erhalten.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Newsletter-Seite sowie in unserer Datenschutzerklärung.

Business, Finanz, M&A, Recht, Steuer

Österreichs M&A-Markt (fast) auf Rekordniveau

Eva-Maria Berchtold ©EY

Unternehmenskäufe. Das Hoch auf dem Transaktionsmarkt hat im ersten Halbjahr 2018 angehalten, so eine aktuelle Erhebung von EY: Es gab 178 große Deals.

Die Anzahl der Übernahmen mit österreichischer Beteiligung blieb mit 178 Deals im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (183) nahezu auf dem gleich hohen Niveau, so EY.

Einen erheblichen Anstieg gab es bei den Transaktionswerten, die auf ein neues Hoch kletterten: Insgesamt flossen bei den 178 Unternehmenskäufen rund fünf Milliarden Euro, 2017 waren es 2,9 Milliarden Euro – das bedeute nahezu eine Verdoppelung und das höchste Deal-Volumen im ersten Halbjahr seit 2012 (Anm.: Das Transaktionsvolumen enthält nur jene Transaktionen, deren Wert bekanntgegeben wurde).

Energie steht an der Spitze

Mehr als die Hälfte – rund 2,6 Milliarden Euro – der Transaktionswerte entfielen alleine auf die zwei größten Deals des Jahres, die im Automobil-Sektor bzw. im Bereich Öl und Gas stattfanden:

  • Für die Übernahme des Wieselburger Scheinwerfer-Spezialisten ZKW zahlte der koreanische Elektronik-Riese LG rund 1,4 Milliarden Euro.
  • Die OMV zahlte für 20 Prozent an den Konzessionen für zwei Offshore-Ölfelder der Abu Dhabi National Oil Company rund 1,2 Milliarden Euro.
  • Komplettiert werden die Top-3 der Deals des ersten Halbjahres durch den Kauf des US-Unternehmens Xerium Technologies um rund 650 Millionen Euro durch Andritz.

Niedrigzinsumfeld und Neuausrichtung von Geschäftsmodellen

„Der österreichische Transaktionsmarkt verzeichnete in den letzten drei Jahren ein reges Treiben und hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Das erste Halbjahr 2018 brachte speziell aufgrund zweier Megadeals mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro den höchsten Transaktionswert seit sechs Jahren“, so Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY Österreich.

Die Marktentwicklung sei weiterhin durch zwei zentrale Trends gekennzeichnet: das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die Neuausrichtung von Geschäftsmodellen aufgrund des digitalen Wandels.

Ersterer habe große Transaktionen im Immobiliensektor angetrieben, letzterer spiegele sich im starken Interesse an heimischen Industrie- und Technologieunternehmen wider. „In beiden Bereichen picken sich Investoren gezielt einzelne Perlen als Übernahmeziele heraus und nehmen dafür auch viel Geld in die Hand“, so Berchtold.

Die aktuellen Trends

Für das Gesamtjahr 2018 erwartet Berchtold eine ähnliche, wenn auch im Vergleich zum Jahr 2017 leicht abgeschwächte, Entwicklung der Anzahl an Transaktionen: „Die aktuellen Marktaktivitäten lassen darauf schließen, dass wir auch in der zweiten Jahreshälfte einige Übernahmen, darunter auch den ein oder anderen Megadeal im Industriebereich, sehen werden.  Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der hohen Liquidität im Markt suchen Investoren weiterhin intensiv nach renditeträchtigen Anlagen und attraktiven Übernahmezielen. Befeuert wird diese Entwicklung durch die Neuvermessung von Geschäftsmodellen, die momentan in den meisten Unternehmen ganz oben auf der To-do-Liste steht. Immer mehr Unternehmen stoßen Geschäftsfelder ab oder verstärken sich ganz gezielt mit Spezialisten, um ihr Know-how zu stärken und an Profil zu gewinnen.“

Österreichs Unternehmen schlagen häufiger im Ausland zu

Österreichische Investoren setzten im 1. Halbjahr 2018 zur Verfolgung ihrer Wachstumsziele verstärkt auf Zukäufe jenseits der Landesgrenzen:

  • Die Anzahl der Übernahmen von ausländischen Unternehmen („Outbound“) stieg um elf Transaktionen auf 76 (+17%).
  • Weniger im Fokus standen für sie hingegen heimische Unternehmen („Domestic“), hier sank die Zahl der Übernahmen von 49 auf 36 (-27%).
  • Bei Zukäufen ausländischer Investoren in Österreich („Inbound“) gab es einen leichten Rückgang von 69 auf 66 (-5%).

Ganz oben auf der Einkaufsliste heimischer Investoren standen im 1. Halbjahr wieder Unternehmen aus Deutschland: 30 Deals – rund 40 Prozent aller Transaktionen – tätigten sie im Nachbarland. Dahinter folgen Polen (6 Transaktionen) und Tschechien (5).

Im Gegenzug wurden ebenfalls deutsche Unternehmen auf der Suche nach attraktiven Übernahmezielen häufig in Österreich fündig: Fast ein Drittel (27%) aller Transaktionen – insgesamt 18 Deals – geht auf das Konto deutscher Investoren. Dahinter folgen Investoren aus Großbritannien (5 Deals) sowie Frankreich, Schweden und die USA (je 4).

Immobilien und Industrie bleiben begehrt

Die stärkste M&A-Aktivität verzeichnete erneut der Immobiliensektor, gleichauf mit der Industrie: Je 42 Transaktionen – insgesamt rund die Hälfte aller Deals – entfielen im ersten Halbjahr 2018 auf Übernahmen von Immobilien- und Industrieunternehmen.

Das Deal-Volumen war im Immobilienbereich mit rund 800 Millionen Euro allerdings etwas höher als im Industriesektor mit 600 Millionen Euro.

Robert Hufnagel, Partner und Leiter M&A Advisory bei EY Österreich: „Der österreichische Immobiliensektor ist erneut der attraktivste Bereich für Transaktionen. Investoren rechnen dort im anhaltend niedrigen Zinsumfeld mit guten Renditen. Die enorm positive Entwicklung des österreichischen Immobilieninvestitionsmarktes wird sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. Die Investoren sehen Österreich nach wie vor als äußerst attraktiven Immobilienstandort.“

Bei der Höhe der Volumina lasse sich im ersten Halbjahr 2018 eine Rückkehr zur „Old Economy“ feststellen: Die höchsten Transaktionswerte (1,4 Milliarden Euro) entfielen auf den Automobilsektor, gefolgt vom Öl- und Gassektor (1,2 Milliarden Euro). In beiden Fällen war dafür aber eine einzige Milliardentransaktion ausschlaggebend: Der Kauf von ZKW durch LG und der Einstieg der OMV in zwei Offshore-Ölfelder der Abu Dhabi National Oil Company.

Einen deutlichen Aufschwung am Transaktionsmarkt gab es außerdem im Technologiebereich, der die drittmeisten Deals verzeichnet: Insgesamt wurden dort 36 M&A-Transaktionen gezählt.

„Die schon 2017 hohe M&A-Aktivität im Technologiesektor hat sich auch 2018 fortgesetzt und wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Unternehmen quer durch alle Branchen stellen sich dem digitalen Wandel und rüsten sich, um ihre Geschäftsmodelle stärker technologischen Veränderungen anzupassen. Viele holen sich das nötige technologische Know-how durch Übernahmen von innovativen Unternehmen. Wir werden zunehmend mehr Zukäufe von Technologieunternehmen mit österreichischer Beteiligung sehen“, so Hufnagel.

Was die Finanzinvestoren in Österreich treiben

Einen leichten Anstieg gab es im ersten Halbjahr 2018 bei Transaktionen von Finanzinvestoren in Österreich – von 9 auf 14. Insgesamt bleiben diese Transaktionen aber weiterhin die Ausnahme, strategische Investoren geben nach wie vor klar den Ton an: Bei 92 Prozent aller Übernahmen waren Unternehmen, die ihr eigenes Geschäftsmodell stärken oder neue Geschäftsfelder erschließen wollen, die Käufer. Die Anzahl der Deals dieser strategischen Investoren sank jedoch leicht von 174 auf 164.

„Transaktionen mit der Beteiligung von Finanzinvestoren spielen hierzulande nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Es gibt in Österreich momentan de facto keinen lebendigen Private-Equity-Markt. Das zaghafte Aufblühen vor mehr als zehn Jahren endete mit dem regulatorisch bedingten Ausstieg der Banken als Sponsoren von Fonds. Diese Lücke füllen mittlerweile Investoren aus Deutschland oder auch England, die den Markt laufend beobachten und sich immer wieder bei Transaktionen positionieren. Für den weiteren Jahresverlauf 2018 erwarten wir doch den einen oder anderen großen Deal mit internationaler Beteiligung“, meint Hufnagel.

Link: EY

Weitere Meldungen:

  1. Sovos schließt Pakt mit PwC für E-Rechnungen
  2. Michael Horwat wird M&A Partner bei Rödl in der Schweiz
  3. Andreas Baliko wird Partner bei LBG Österreich
  4. Andreas Sumper ist neuer Partner bei zeb Österreich