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Business, Motor, Steuer

Automarkt: Auf Boom folgt Crash, so EY

Wien. Um ein Drittel stiegen die Zulassungen vor dem Start des Abgas-Prüfstandards WLTP an. Jetzt droht die Flaute, so EY. Bei E-Autos soll das Tempo bald ansteigen.

Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in der EU stieg im August um fast ein Drittel – und damit so stark wie noch nie zuvor. In Österreich lag das Plus ebenfalls bei 31 Prozent.

Der Grund für das starke Wachstum ist nach Einschätzung von Gerhard Schwartz, Partner und Sector Leader Industrial Products bei EY Österreich, die Umstellung auf den neuen WLTP-Prüfstandard: „Seit dem 1. September dürfen in Europa nur noch Fahrzeuge verkauft werden, die nach den neuen WLTP-Regeln zugelassen wurden – daher haben einige Autohersteller im Vorfeld der Umstellung noch im großen Stil alte NEFZ-Modelle in den Markt gedrückt.“

Zum einen wurden dabei Fahrzeuge mit hohen Rabatten an Endkunden verkauft, zum anderen gab es in erheblichem Umfang Eigenzulassungen – diese Pkw werden in den kommenden Monaten auf den Gebrauchtmarkt gelangen, so Schwartz.

Jetzt kommen die Tageszulassungen

Bemerkenswert seien die Unterschiede zwischen den Autoherstellern, die vor allem auf einen unterschiedlichen Umgang mit dem WLTP-Thema zurückzuführen sein dürften:

  • So stieg die Zahl der EU-weiten Neuzulassungen von Fahrzeugen aus dem Fiat-Konzern um 40 Prozent,
  • beim Volkswagenkonzern lag das Plus bei 41 Prozent,
  • bei Renault sogar bei 58 Prozent.
  • Auf der anderen Seite legten die Neuzulassungen von BMW- und Mini-Modellen nur um 6,5 Prozent zu.
  • Daimler verzeichnete sogar einen Rückgang um knapp 3 Prozent.

„Autokäufer können sich kommenden Monaten auf ein deutlich größeres Angebot an Tageszulassungen einstellen“, betont Schwartz. „Voraussichtlich werden wir einen deutlich lebendigeren Gebrauchtwagenmarkt sehen.“

In geringem Umfang dürfte es im August zudem zu vorgezogenen Käufen aufgrund steigender Kfz-Steuern gekommen sein, so Schwartz: „Fahrzeuge mit einer Erstzulassung vor September 2018 sind in der Regel günstiger in der Steuer, denn durch die Umstellung auf den neuen Prüfzyklus steigt – auf dem Papier – der Durchschnittsverbrauch, nach dem sich die Steuer richtet.“

Fette und magere Monate

Für die Autoindustrie brechen nach Schwartz‘ Einschätzung vorübergehend magere Zeiten an: „Auf den sehr starken August werden mindestens zwei sehr schwache Monate folgen – zum einen, weil zahlreiche Neuwagenkäufe vorgezogen wurden, zum anderen, weil etliche Interessenten auf die sehr jungen Gebrauchten – also Tageszulassungen – zurückgreifen werden. Obendrein ist das Angebot eingeschränkt: Einige Modelle sind noch nicht nach dem neuen Prüfstandard zertifiziert und daher nicht verfügbar. Zum Ende des Jahres dürfte sich die Situation aber wieder normalisiert haben.“

Die Entwicklung bei Diesel

Im August stiegen die Neuzulassungen von Diesel-Pkw in den fünf größten EU-Märkten um acht Prozent und in Österreich um sieben Prozent, was aber angesichts der WLTP-Verzerrungen wenig aussagekräftig ist. Im bisherigen Jahresverlauf gingen die Diesel-Neuzulassungen in den Top-5-Märkten immerhin um 15 Prozent zurück, in Österreich liegt das Minus bei 12 Prozent.

Der Diesel-Marktanteil lag wie schon in den Vormonaten in den Top-5-Märkten bei knapp über 37 Prozent und damit um 7,3 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahresmonats. Im Vergleich zu den Vormonaten sind die Marktanteilsverluste leicht zurückgegangen. In Österreich sank der Anteil der Diesel-Modelle an allen Neuzulassungen um 9,1 Prozentpunkte auf 40,2 Prozent.

Für die Hersteller wäre eine Stabilisierung des Dieselabsatzes enorm wichtig, sagt Schwartz: „Neue Dieselmotoren der Euro 6d-Temp-Norm sind sauber, hoch effizient und ein wichtiger Pfeiler einer Strategie zur Senkung der CO2-Emissionen. Und die Hersteller haben ein großes Interesse daran, dass der Diesel nicht weiter an Boden verliert“.

Der anhaltende Abwärtstrend beim Dieselabsatz und die gleichzeitig stark steigenden Absatzzahlen beim Benzinmotor würden dazu führen, dass hohe Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung von CO2-Grenzwerten immer wahrscheinlicher werden – zumal der Marktanteil alternativer Antriebe nur leicht steigt.

E-Autos sind noch zu teuer

Die Neuzulassungen von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen stiegen im bisherigen Jahresverlauf in den größten fünf Märkten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 41 Prozent; in Österreich lag das Plus hingegen nur bei 19 Prozent (Hybrid: plus 26 Prozent, Elektro: plus 9 Prozent).

Nicht nur in Österreich, auch in den Top-5-Märkten lag das Wachstum bei Hybrid-Fahrzeugen mit 42 Prozent höher als bei Elektrofahrzeugen, die nur um 33 Prozent zulegten.

Im August lagen die Wachstumsraten noch weiter auseinander: Während die Neuzulassungen von Hybrid-Pkw in den fünf größten Märkten um 60 Prozent stiegen, wurden gerade einmal 17 Prozent mehr Elektrofahrzeuge neu zugelassen. Damit war der August der Monat mit der niedrigsten Elektro-Wachstumsrate in diesem Jahr in den Top-5-Märkten. In Österreich sanken die Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen sogar um 12 Prozent, der Marktanteil schrumpfte von 1,7 auf 1,1 Prozent.

Insgesamt lag der Marktanteil von Elektrofahrzeugen in den Top-5-Märkten im August wie im Vorjahresmonat bei 1,0 Prozent, während Hybrid-Modelle immerhin auf einen Anteil von 5,3 Prozent kamen – nach 4,2 Prozent im August 2017. „Elektrofahrzeuge spielen auf dem Neuwagenmarkt nach wie vor keine Rolle“, beobachtet Schwartz: „Die Modellauswahl ist überschaubar, die Preise sind zu hoch, die Reichweiten zu gering und die Ladeinfrastruktur ist immer noch unzureichend.“ Hinzu kämen bei einigen Modellen sehr lange Bestellzeiten.

Schwartz rechnet aber angesichts der aktuellen Modelloffensive gerade der deutschen Konzerne mit einem deutlichen Wachstum der Absatzzahlen von Elektrofahrzeugen: „Es kommen jetzt sehr attraktive Modelle auf den Markt, die gute Chancen haben, zumindest im Premiumsegment mehr als nur ein Nischendasein zu fristen. Und auch bei der Ladeinfrastruktur geht es langsam voran, so dass wir in den kommenden zwei bis drei Jahren einen deutlichen Schub beim Absatz von Elektroautos sehen werden.“

Link: EY

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