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Business, Finanz

Versicherer: Allianz und Generali nehmen einander ins Visier

Remi Vrignaud ©Allianz

Wien / Frankfurt. Versicherer Allianz will in Österreich unter die Top-3: Dazu muss er die Generali überholen. Auch in Deutschland kreuzt man die Klingen, mit vertauschten Rollen.

„Die Ziele sind ambitioniert, die Voraussetzungen im Unternehmen dafür aber hervorragend“, formulierte es Rémi Vrignaud, neuer Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich, bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen 2018: Zu vermelden gab es einen Zuwachs von 1,9 Prozent bei den Prämieneinnahmen im 1. Halbjahr 2018, sowie eine deutliche Straffung der Organisation.

Demnach werden die bisherigen neun Landesdirektionen ab 2019 auf fünf Regionaldirektionen zusammengelegt. Das sind dann Tirol/Vorarlberg, Salzburg/Oberösterreich, Niederösterreich/Burgenland, Kärnten/Steiermark und Wien. Die fünf gestärkten Regionalchefs sollen mehr unternehmerische Verantwortung für ihre Gebiete übernehmen.

Für die kommenden Monate erwartet Vrignaud eine Fortsetzung des Wachstumskurses in Österreich. Und noch etwas: Neben einem zweistelligen Marktanteil – derzeit sind es rund 8 Prozent – nehme die Allianz eine „Top 3-Position in der heimischen Versicherungsbranche“ ins Visier, hielt Vrignaud ausdrücklich fest.

Ist da nicht schon jemand?

Das sagt sich leicht, doch Platz 3 ist natürlich schon besetzt – vom großen Konkurrenten Generali mit Konzernzentrale in Triest (es sei denn man will Vrignaud unterstellen, gleich auch die Nr. 1 und 2, Vienna Insurance Group und Uniqa überspringen zu wollen).

Nicht dass die Ergebnismeldung der Allianz den Konkurrenten mit dem geflügelten Löwen wörtlich nennt, aber die offizieller Verbandsstatistik spricht eine klare Sprache – und bei einer derart von Mathematikern geprägten Branche wie den Assekuranzen wird das Faktum kaum unbemerkt geblieben sein.

Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass sich die beiden großen kontinentaleuropäischen Versicherungsriesen öffentlich aneinander reiben. So gab es erst im Frühjahr 2018 in Deutschland eine deutliche Kampfansage, diesmal aber von der Adria her: Die Generali, die sich zu diesem Zeitpunkt in Deutschland gerade selbst neu aufgestellt hatte, „will zu Konkurrentin Allianz aufschließen“, titelte damals das Handelsblatt.

Generali-Landesherr Giovanni Liverani hatte in München – am Stammsitz der Allianz also – verkündet, man wolle nichts geringeres als der führende Privatkundenversicherer Deutschlands werden.

Derzeit ist Generali Deutschland zwar schon die Nummer zwei auf dem deutschen Versicherungsmarkt, doch der Weg zur Nr. 1 ist noch weit: Während die Generali inklusive Tochtergesellschaften 2017 Prämieneinnahmen in Höhe von 16 Milliarden Euro in Deutschland verbuchte, waren es bei der Allianz knapp 35 Milliarden Euro.

Kurs auf die Milliarden-Lücke

In Österreich ist es gerade umgekehrt:

  • So erzielte die Generali 2017 Prämieinnahmen von knapp 2,56 Milliarden Euro in Österreich (in der gesamten Geschäftsregion „Österreich, Russland & CEE“ waren es 6,1 Mrd. Euro). CEO Alfred Leu hat eine Digitalisierungsoffensive ausgerufen, in den letzten Jahren sei man stets stärker gewachsen als der Markt.
  • Dagegen kam Allianz Österreich auf 1,425 Milliarden Euro. Zur Generali herrscht also noch ein gehöriger Respektabstand.
  • Noch deutlich vor der Generali liegt laut VVO-Statistik die Uniqa-Gruppe auf Platz zwei (3,643 Milliarden Euro; stellt mit Ex-Vorstand Hartwig Löger derzeit den Finanzminister).
  • Marktführer Vienna Insurance Group kam 2017 auf Prämieneinnahmen von 3,919 Milliarden Euro.
  • Hinter der Allianz liegt die Grawe-Gruppe (Nr. 5) mit 0,535 Mrd. Euro Prämieneinnahmen.
  • Auf alle anderen Versicherer zusammen entfallen nur knapp 5 Milliarden Euro des 17 Milliarden Euro großen österreichischen Versicherungsmarkts.

An dieser Marktkonzentration sieht man auch, welche epischen Veränderungen die Kampfansage der Allianz bewirken würde, wenn sie denn in Erfüllung geht.

Die aktuellen Zahlen

Die Allianz Gruppe in Österreich könne auf ein erfreuliches erstes Halbjahr 2018 zurückblicken, so jedenfalls die aktuelle Ergebnismeldung: Neben einem zufriedenstellenden Gesamtwachstum über dem Markt und einer deutlich verbesserten Combined Ratio auf 92,6 Prozent konnte das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit laut den Angaben auf 63,4 Millionen Euro gesteigert werden.

  • Dabei gab es konkret im Segment Schaden- und Unfallversicherung einen Anstieg der verrechneten Bruttoprämien im Vorjahresvergleich von 561,8 Millionen Euro auf 580,0 Millionen Euro (+ 3,2 Prozent). Ein deutliches Plus sei dabei in der Unfallversicherung zu verzeichnen, wo die Prämieneinnahmen um 6,5 Prozent anstiegen.
  • Besonders positiv (das ist typisch für die Branche) verlief die Entwicklung in der Krankenversicherung, wodurch der Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt werde: Die Prämien stiegen von 37,3 Millionen Euro um 8,0 Prozent auf 40,2 Millionen Euro.
  • In der Lebensversicherung verzeichnete die Allianz vor allem aufgrund der unveränderten Zinslage einen Rückgang in den Prämieneinnahmen: Diese sanken von 198,6 Millionen Euro um 3,1 Prozent auf 192,5 Millionen Euro.

Über alle Geschäftsbereiche stiegen die verrechneten Bruttoprämieneinnahmen von 797,6 Millionen Euro auf 812,7 Millionen Euro; im Vorjahresvergleich bedeutet das ein Plus von 1,9 Prozent. „Damit stimmt die Richtung zur Stärkung unserer Marktposition“, so Vrignaud dazu.

Link: Allianz

Link: Generali

Link: VVO (Jahresberichte zur Versicherungswirtschaft)

 

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