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Business, Motor, Recht

Diesel-Umrüstung kostet Deutsche 6,7 Mrd. Euro, ÖAMTC beruhigt

Abgasskandal. Die geplante Diesel-Umrüstung in Deutschland könnte in den Städten 6,7 Milliarden Euro kosten. In Österreich beruhigt der ÖAMTC.

Anlässlich der aktuellen Debatte über die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen in Deutschland nach dem Abgasskandal hat kfzteile24.de eine Analyse veröffentlicht, welche die geschätzten Kosten für eine Hardware-Umrüstung der betroffenen Dieselautos in den größten deutschen Städten umfasst: Das Online-Portal fühlt sich dazu berufen, sei man doch immerhin einer der größten deutschen Online-Shops für Autoteile.

Die finanziellen Belastungen wären gewaltig, in Summe würden sie für die größeren deutschen Städte 6,7 Milliarden Euro ausmachen. So hat beispielsweise in München bald jeder zweite Autobesitzer einen Diesel, und von denen wären rund 44 Prozent umzurüsten – zu geschätzten Kosten von jeweils an die 7000 Euro.

Das Problem

Nachdem Deutschland von der EU-Kommission wegen Überschreitung der Emissionsgrenzwerte angeklagt wurde und bereits jetzt in einigen deutschen Großstädten abschnittsweise Fahrverbote verhängt wurden, werden die Forderungen nach Hardware-Nachrüstungen immer lauter.

Der deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer hat angekündigt, dass er die Abgasprobleme bei Dieselautos ohne finanzielle Beiträge aus Steuergeldern oder von Diesel-Besitzern lösen will. Aktuell stehen drei Optionen im Raum: Eine Hardware-Nachrüstung mit SCR-Filtern, eine Tauschoption sowie der Rückkauf betroffener Fahrzeuge.

Die Zeit drängt, denn gemäß eines Urteils des BVerwG werden in Frankfurt ab Februar 2019 Diesel-Kfz der Abgasnorm Euro 4 und ab September 2019 Diesel-Kfz der Abgasnorm Euro 5 großflächig aus dem Stadtgebiet verbannt. Ähnlich problematisch ist die Lage in anderen sogenannten “Intensivstädten”, wie Stuttgart, Hamburg, Düsseldorf und München. Auch hier drohen ab 2019 Fahrverbote.

Als eine der ersten Reaktionen auf den Dieselskandal bot die Autoindustrie Softwareupdates an. Diese Maßnahme wird aber von vielen nicht als ausreichend angesehen.

Mittlerweile fordert auch die deutsche Bundesregierung die Umrüstung der betroffenen Euro 5 Fahrzeuge mittels SCR-Kats. Und auch wenn in der Bundesregierung derzeit die Stimmen für eine Kostenübernahme durch die Hersteller überwiegen, sei die Kostenfrage ohne finales Konzept und die Zustimmung der Hersteller noch nicht abschließend geklärt.

Der deutsche Automobilklub ADAC weist in diesem Zusammenhang auch auf den sozialen Aspekt des Problems hin, da für viele der betroffenen Fahrzeugbesitzer der finanzielle Aufwand kaum zu bewältigen wäre, wenn etwa die Automobilindustrie jede Beteiligung bei der Hardware-Umrüstung ablehnt.

Was es kosten würde

Die Hochrechnungen von kfzteile24.de zeigen die Kosten einer Nachrüstung aller betroffenen Dieselfahrzeuge für die größten deutschen Städte und sogenannte „Intensivstädte“, da gerade städtische Räume in besonderem Maße von den akuten Folgen der Dieselkrise betroffen seien und im schlimmsten Fall zu Fahrverboten greifen müssen.

Natürlich bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen konkret getroffen werden. Aber nach den aktuellen Szenarien sieht es so aus:

Stadt Anteil von Dieselfahrzeugen in Prozent
Anzahl umzurüstender Dieselfahrzeuge Gesamtkosten der Umrüstung (in Mio. Euro)
Stuttgart 37 44142 331
München 42 121321 910
Berlin 26 124143 931
Bremen 32 30934 232
Hamburg 35 108107 811
Hannover 31 32531 244
Düsseldorf 39 47530 356
Mainz 35 13620 102
Dresden 28 24928 187
Kiel 33 14250 107
Köln 34 63934 480
Leipzig 26 22877 172
Nürnberg 35 33462 251
Frankfurt am Main 43 56655 425
Bonn 43 30024 225
Karlsruhe 35 19281 145
Mannheim 33 19433 146
Freiburg 37 13319 100
Mönchengladbach 30 16058 120
Wuppertal 30 19979 150
Augsburg 33 17440 131
Münster 36 20277 152
Summe 6,7 Mrd. Euro

(Quelle: Hochrechnung kfzteile24.de)

Derartige Belastungen werden auf die Österreicher nicht zukommen, beruhigt inzwischen der Automobilklub ÖAMTC.

Warum in Österreich keine Diesel-Nachrüstung kommt

Nachrüstungen seien zwar besser als Fahrverbote, weil diese einer kalten Enteignung gleichkommen, heißt es beim ÖAMTC in Österreich: „Viele betroffene Dieselbesitzer würden vor großen Problemen bei der Bewältigung ihres Alltags stehen“, so ÖAMTC-Interessenvertreter Bernhard Wiesinger.

Gleichzeitig könne man aber für Österreich Entwarnung geben: In Österreich stehen derzeit keine EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen schlechter Luftqualität im Raum, daher seien Fahrverbote nirgendwo ein Thema.

„Das Niveau der Stickoxid-Belastung ist bei uns deutlich geringer. Selbst direkt an österreichischen Stationen, die derzeit zu hohe Belastungen messen, ist absehbar, dass die Grenzwerte in naher Zukunft durch den natürlichen Austausch des Kfz-Bestandes eingehalten werden“, stellt Wiesinger fest.

So habe die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima im Februar dieses Jahres aufgrund der guten Luftqualität Fahrverbote in der Bundeshauptstadt ausgeschlossen. „Für den Fall, dass die Diskussion um Fahrverbote dennoch irgendwo in Österreich aktuell werden sollte, müssen wir sofort eine Lösung für die betroffenen Konsumenten nach deutschem Vorbild diskutieren“, so der Interessenvertreter des Mobilitätsclubs.

Laut ÖAMTC hilft Hardware-Update am meisten

Wie ein gemeinsamer Test von ÖAMTC und ADAC im Mai 2017 gezeigt habe, sei der nachträgliche Einbau eines Selective Catalytic Reduction-Systems (SCR-Filter) samt AdBlue-Einspritzung eine sehr wirksame Lösung zur Reduktion von Stickoxiden.

„Der nachträgliche Einbau eines SCR-Systems brachte beim damaligen Test eine Verringerung des NOx-Ausstoßes um 90 Prozent bei minimalem Mehrverbrauch“, sagt Wiesinger. Allerdings brauche diese Lösung viel Platz und sei technisch nicht bei jedem Fahrzeug durchführbar.

Die Autohersteller hätten immer wieder kritisiert, dass sie ohne umfangreiche Tests von Nachrüst-Lösungen keine Garantie für ein dauerhaftes Funktionieren des Fahrzeuges abgeben können. „Außerdem wollen sie offensichtlich lieber Neufahrzeuge verkaufen und keine Investitionen und Ressourcen in den Altbestand stecken“, so Wiesinger.

Link: kfzteile24.de

Link: ADAC

Link: ÖAMTC

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