Wien. Österreichs IT-Abteilungen unterscheiden sich deutlich vom Rest Europas. Das zeigt die Deloitte Global CIO Survey 2018.
Neben der abweichenden thematischen Schwerpunktsetzung hebt sich demnach das Rollenverständnis der österreichischen CIOs vom internationalen Durchschnitt ab. Mangelnde Kundenorientierung, eine wenig ausgeprägte Fehlerkultur und die unzureichende strategische Einbindung von Technologie in die Unternehmen ließen Aufholbedarf erkennen – zumindest nach Meinung des Big Four-Beratungsmultis Deloitte.
„Die österreichischen CIOs hinken strategisch hinterher. Die Modernisierung der Bestandssysteme oder Themen wie Cyber Security, Datensicherheit und Compliance nehmen die meiste Zeit der IT-Leiter in Anspruch. Internationale Zukunftsthemen wie Digitalisierung und Analytics werden dadurch vernachlässigt“, erklärt Bernhard Göbl, Director bei Deloitte Österreich.
Mangelnde Fokussierung auf Kunden
Gerade bei digitalen Aktivitäten weiche Österreich demnach deutlich vom internationalen Trend ab. Europaweit werden Themen wie Kundenbindung, Customer Journey und Kundenwachstum stark vorangetrieben. Hierzulande verfolgt man keinen besonderen Kundenfokus. Die heimischen CIOs versuchen den Kundenerwartungen eher auf technischer Ebene mittels entsprechender Portale, Plattformen und Werbung zu begegnen. „Eine kundenorientierte IT-Ausrichtung bietet großen Mehrwert für Unternehmen und Mitarbeiter. In Österreich hat man das offenbar noch nicht ausreichend erkannt“, so Göbl.
Expertenrolle statt Führungsverantwortung
Unterschiede gibt es laut den Ergebnissen der Studie auch hinsichtlich des Rollenverständnisses. Während die europäischen CIOs ihren positiven Einfluss auf Personen innerhalb und außerhalb des Unternehmens als zentrales Kriterium für erfolgreiche Führung sehen, ist das in Österreich lediglich bei 11% der Befragten ein Thema. Für 57% der heimischen CIOs ist die Lösung komplexer Probleme wichtiger, 45% setzen auf fortlaufendes Lernen.
„Österreichische IT-Leiter sehen sich in erster Linie als Experten und weniger als Führungspersonen. Dementsprechend verwundert es nicht, dass auch von den IT-Mitarbeitern dazu passende Skills erwartet werden. Serviceorientierung und systemorientiertes Denken sind den österreichischen CIOs in ihrem Team viel wichtiger als Führungsverhalten oder Verhandlungsgeschick“, analysiert Bernhard Göbl.
Kaum ausgeprägte Fehlerkultur
Eine gesunde Fehlerkultur hat sich in Österreich noch nicht etabliert, ergab die Studie. Schuld an Fehlern seien laut den Befragten in erster Linie die anderen: 56% der heimischen IT-Verantwortlichen begründen fehlgeschlagene Projekte mit der komplexen Systemtechnik, 54% machen externe Partner verantwortlich.
Nur vereinzelt werde die Fehlerquelle im eigenen Team wahrgenommen. Andere Länder gehen offener mit Fehlern um und profitieren von den daraus resultierenden Optimierungsprozessen, heißt es.
Ungenutztes strategisches Potenzial
Die österreichischen CIOs wissen zudem zu wenig über die strategische Ausrichtung und Geschäftsziele des Unternehmens Bescheid. Wo sie sich eine Einschätzung zutrauen, haben Performance, Kundenbindung und Wachstum keinen hohen Stellenwert. Stattdessen spiele Innovation bei 57% eine große Rolle. Diese beziehe sich allerdings nur selten auf eine strategische Neuausrichtung, sondern vielmehr nur auf neue Produkte und Services.
Bei der Studie wurden laut den Angaben weltweit 1.437 Führungskräfte zu ihrem Geschäftsumfeld, dem eigenen Unternehmen sowie ihrem Rollenverständnis befragt.