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Zahl der Frauen im Vorstand sinkt in Österreich

Helen Pelzmann ©Andi Bruckner

Gender. Es gibt immer weniger Frauen in Österreichs Vorständen. Dagegen steigt ihr Anteil im Aufsichtsrat wegen der Quote, so Beratungsriese EY. Und wie sieht es bei EY selbst mit Chefinnen aus?

Der Anteil von weiblichen Vorstandsmitgliedern in Österreichs börsennotierten Unternehmen ist im Vergleich zum Vorjahr (Stichtag 6. Dezember 2017) weiter zurückgegangen: Mit Stichtag 1. Jänner 2019 waren nur neun Vorstandsmitglieder Frauen, vor einem Jahr waren es elf. Damit ging der Anteil der weiblichen Vorstände um rund ein Fünftel von 6,0 auf 4,8 Prozent zurück.

Nach wie vor finden sich nur in sieben von 58 börsennotierten Unternehmen – also knapp jedem achten (12%) – überhaupt ein weibliches Vorstandsmitglied. Nur ein Unternehmen hat mehr als eine Frau in der Chefetage: die Vienna Insurance Group.

Immerhin drei der insgesamt neun Frauen in Vorstandsetagen leiten das Unternehmen als CEO: Herta Stockbauer bei der BKS Bank, Karin Trimmel beim Kräuterlikörhersteller Gurktaler und Elisabeth Stadler bei der Vienna Insurance Group. Fünf Frauen stehen dem Finanz-Ressort vor.

In Deutschland wächst die Anzahl

In Österreich zeigt sich damit eine entgegengesetzte Entwicklung zu Deutschland: Dort stieg der Frauenanteil in Vorständen börsennotierter Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr erneut von 7,3 auf 8,6 Prozent an. Insgesamt stehen in den im WBI notierten Unternehmen neun weibliche Vorstandsmitglieder 177 männlichen gegenüber.

Das sind die Hauptergebnisse des „Mixed Leadership Barometers“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür werden regelmäßig die Strukturen von Vorständen und Aufsichtsräten der im Wiener Börse Index (WBI) gelisteten Unternehmen analysiert.

Brachliegendes Potenzial

„In Österreich gibt es weiterhin keine Fortschritte auf dem Weg zu einem ausgewogenen Verhältnis von Frauen und Männern in den Chefetagen. Im Gegenteil, die Anzahl der weiblichen Vorstände ist hierzulande sogar wieder gesunken, während es zum Beispiel in Deutschland seit vier Jahren einen laufenden Anstieg zu verzeichnen gibt“, meint Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die „Initiative Women. Fast Forward“ bei EY Österreich.

Die meisten Frauen sind in Österreich momentan in den Chefetagen von Handelsunternehmen anzutreffen, wo ihr Anteil bei 14 Prozent liegt. An zweiter und dritter Stelle folgen die IT- (11%) und Finanzbranche (10%). Keine einzige Vorständin gibt es in sechs Branchen: Automobil, Energie, Immobilien, Rohstoffe, Telekommunikation und Transport.

Österreichs Unternehmen haben zwar neuerdings den gesetzlichen Auftrag, im Corporate Governance Code anzugeben, welche Maßnahmen zur Förderung von Frauen im Vorstand, Aufsichtsrat und in den leitenden Stellungen der Gesellschaft gesetzt wurden. Dennoch schaffen sie es nicht gut und schnell genug, talentierte Frauen in die oberste Etage zu bringen, so Pelzmann: „Frauen sind in heimischen Vorständen immer noch die Ausnahme.“

Der insgesamt immer noch geringe Frauenanteil in den Top-Etagen der heimischen Wirtschaft könne zu einem Problem für den Standort Österreich werden, warnt Pelzmann – dann nämlich, wenn er die Innovationsfähigkeit der österreichischen Unternehmen beeinträchtige.

„Es mag zunächst etwas anstrengender sein, in gemischten, heterogenen Teams zu arbeiten – aber das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Sichtweisen, Ideen und Fähigkeiten führt eben auch oft zu neuen Lösungen, zu mehr Innovationskraft und wird so auch ein wichtiger Faktor für den Unternehmenserfolg“, meint Pelzmann. Zudem werden Unternehmen, die keine Frauen in Führungspositionen setzen, für Frauen immer unattraktiver werden und daher den Kampf um die besten Köpfe verlieren, heißt es.

Frauenanteil in Österreichs Aufsichtsräten steigt deutlich

Entgegengesetzt entwickelt sich der Trend in Österreichs Aufsichtsräten:

  • Seitdem mit 1. Jänner 2018 die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent in Kraft getreten ist, stieg der Frauenanteil in den Kontrollgremien der börsennotierten Unternehmen deutlich von 18,8 auf 23,2 Prozent. Von den derzeit 544 Aufsichtsratsmitgliedern der im WBI notierten Unternehmen sind damit 126 Frauen.
  • Der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder ist zum dritten Mal in Folge gestiegen, in fast drei von fünf Unternehmen (59%) sind inzwischen mindestens zwei Aufsichtsräte Frauen.

„Auch wenn Quoten nicht das Allheilmittel sein können und die Einführung der gesetzlichen Frauenquote in vielen Unternehmen kritisch bis ablehnend betrachtet wurde, lässt sich ganz klar festhalten: Diese Quote zeigt Wirkung“, so Pelzmann.

Umso wichtiger wäre künftig ein „Spill-Over-Effekt“ vom Aufsichtsrat zum Vorstand statt der derzeitigen rückläufigen Tendenz, formuliert es EY. Was damit wohl gemeint ist: Die wachsende Zahl der Aufsichtsrätinnen könnte ja eigentlich nun damit beginnen, die Vorstände der Unternehmen mit Frauen zu besetzen. Schließlich ist die Bestellung des Vorstands eine der wichtigsten Aufgaben des Aufsichtsrats – wobei freilich der Eigentümer ein Wörtchen mitzureden hat.

Jeder vierte Aufsichtsrat erfüllt Quote noch nicht

Trotz deutlicher Fortschritte bei der ausgewogenen Besetzung von Aufsichtsräten gibt es immer noch Aufholbedarf, so Pelzmann: „Die Frauenquote zeigt bereits Wirkung, immerhin gibt es 23 weibliche Aufsichtsratsmitglieder mehr als beim Inkrafttreten der Quotenregelung. Allerdings ist das Ziel noch nicht erreicht, mehr als jedes vierte verpflichtete Unternehmen, also sieben von 25, erfüllt die Frauenquote noch nicht“.

Am höchsten ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder derzeit in der Telekommunikationsbranche (33%), aus der allerdings nur ein Unternehmen, die Telekom Austria, im WBI notiert ist. Ähnlich hoch ist der Anteil in der Finanz- (30%), Energie- (28%) und Transportbranche (26%).

Und wie hält es der Prüfmulti selbst?

Bei EY selbst liegt der Frauenanteil übrigens laut den Angaben auf Partnerebene bei 22,9 Prozent: Von den 35 Partnern von EY Österreich sind acht Frauen. Auf weiterer Management-Ebene liege der Frauenanteil aktuell bei 42,6 Prozent, in der gesamten Belegschaft bei 56,3 Prozent.

Damit ist der Anteil der Partnerinnen bei EY in den letzten zweieinhalb Jahren deutlich gesunken: Im Sommer 2016 gab es noch 37 Partner bei EY Österreich, darunter elf Frauen – das entsprach damals einem Anteil von 29,7 Prozent.

Auf Management-Ebene lag der Frauenanteil damals allerdings erst bei 39,1 Prozent, hier kam es also bis heuer (42,6 Prozent) zu einem Zuwachs. Der Big Four-Multi EY möchte den Frauenanteil auf Führungsebene vergrößern und baut dabei auf Programme, die teilweise bereits seit mehreren Jahren schon bei der Einstellung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ansetzen, wie es heißt.

Link: EY

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