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Business

Pharma-Mergers blieben unter Erwartungen

Wien. Pharmaunternehmen waren 2018 auf dem Transaktionsmarkt zurückhaltend. Es fehlen rund 90 Milliarden Euro, so Big Four-Multi EY.

Zwar stieg das M&A-Volumen im Vergleich zum Vorjahr um 11% auf 198 Mrd. US-Dollar, das liegt aber immer noch etwa 90 Mrd US-Dollar unter den Beträgen, die in den Jahren 2014 bis 2016 durchschnittlich investiert wurden. Die Branche blieb deutlich hinter ihren Möglichkeiten, heißt es dazu in der EY-Analyse Firepower Life Sciences 2019.

Die Firepower – also die Mittel, die Unternehmen für Zukäufe mobilisieren können – betrug laut EY mehr als 1,2 Billionen US-Dollar. Davon wurden gerade einmal 16% genutzt. 2014 investierten die Unternehmen noch 27% der zur Verfügung stehenden Mittel in Fusionen und Übernahmen.

Es ist schon zu teuer geworden

  • Als Grund für die Zurückhaltung geben die Unternehmensverantwortlichen in erster Linie die hohen Preise an, die mittlerweile für Übernahmekandidaten aufgerufen werden.
  • Als zweithäufigster Grund werden die weltweiten geo- und handelspolitischen Unsicherheiten genannt.

2018 konzentrierten sich die Pharmakonzerne eher auf kleinere Deals – mit Ausnahme der 62 Mrd. US-Dollar teuren, noch nicht abgeschlossenen, Übernahme von Shire durch Takeda.

Erich Lehner, Managing Partner Markets und Leiter Life Sciences bei EY Österreich, kommentiert: „Die Branche verharrt insgesamt in Lauerstellung. Viele Deals kamen auch deswegen nicht zustande, weil die Unternehmensbewertungen derzeit sehr hoch sind und die weltweiten Unsicherheiten als zu großes Risiko betrachtet werden. Sollte der Handelsstreit zwischen den USA und China beigelegt oder ein wirtschaftsfreundlicher Ausweg beim Brexit gefunden werden, dürfte auch die Bereitschaft zu Investitionen wieder steigen.“

Nach wie vor unterliegten die Unternehmen einem starken Druck zur Veränderung durch die Digitalisierung und neue Wettbewerber. Das dazu notwendige Know-how könnten sie nicht ausschließlich intern aufbauen – sie müssen es sich auch über Akquisitionen von außen ins Unternehmen holen, meint Lehner.

Fast die Hälfte der Unternehmen will 2019 mehr zukaufen

Tatsächlich wollen 42% der für die Studie befragten Unternehmen im laufenden Jahr mehr Zukäufe tätigen als 2018. Die Schwierigkeit dabei: Die großen Technologiekonzerne investieren derzeit massiv in den Gesundheitsmarkt und treiben die Preise. Zudem besitzen Technologiekonzerne deutlich mehr Mittel: Während die gesamte Life-Science-Branche auf eine Firepower in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar kommt, stehen allein den zehn größten Technologiekonzernen knapp eine Billion US-Dollar mehr zur Verfügung.

Zumindest bei den digitalen Geschäftsmodellen haben sie in der Regel einen Wissensvorsprung gegenüber den Life-Science-Unternehmen. Deswegen muss die Pharmabranche deutlich digitaler werden. „Das Sammeln und Auswerten von Daten über Big-Data-Systeme sowie das Internet der Dinge verändern die gesamte Wertschöpfung“, erläutert Lehner. „Das Ziel vieler Unternehmen ist es deshalb, Gesundheitsplattformen aufzubauen, die sich auf den Kunden fokussieren.“

Transaktionen betriebswirtschaftlich sinnvoll

Belebend auf die weitere Entwicklung des Transaktionsmarktes dürfte sich zudem auswirken, dass sich zahlreiche Unternehmen stärker auf bestimmte Therapien fokussieren und daher Unternehmensteile, die nicht benötigt werden, abgeben wollen. Betriebswirtschaftlich scheint das auch Sinn zu ergeben: Laut einer EY-Analyse der 25 größten Biopharma-Konzerne haben sich die zehn stärker fokussierten Unternehmen – also Anbieter, die mindestens 50% ihrer Umsätze mit einem einzigen Therapiefeld erwirtschaften – besser entwickelt als die 15 weniger fokussierten Konzerne.

Hinzu kommt, dass der Pharmamarkt stark fragmentiert ist: Es gibt kein einziges Unternehmen, das mehr als 5% der Gesamtumsätze auf sich vereint. Unternehmen könnten sich daher durch Zukäufe in bestimmten Therapiegebieten schnell eine dominante Position aufbauen.

„2019 werden die Pharmaunternehmen für Übernahmen oder Fusionen offen sein“, erwartet Lehner. „Dadurch können sie ihr Engagement in bestimmten Therapiegebieten ausbauen und sich durch Größe Wettbewerbsvorteile verschaffen. Oder sie können sich entsprechendes Know-how an Bord holen, um neue Geschäftsmodelle aufzubauen.“

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