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Business, Tech

Investitionen in europäische Start-ups legen kräftig zu

Start-ups. In junge Unternehmen wurde 2018 mehr investiert, es herrscht aber Aufholbedarf, so eine EY-Studie: Gerade in Österreich sind die Finanzierungsrunden eher klein.

Kapitalgeber haben im vergangenen Jahr erneut Rekordsummen in europäische Start-ups investiert, so das Start-up-Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY:

  • Der Gesamtwert der Start-up-Finanzierungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 11% auf 21,3 Mrd. €.
  • Die Zahl der Finanzierungsrunden legte um 15% auf 4.199 zu.

Als Start-ups werden dabei Unternehmen gewertet, die nicht älter als zehn Jahre sind. „Der Trend zeigt weiter klar nach oben“, meint  Thomas Gabriel, Partner und Leiter Start-up bei EY Österreich. „Immer mehr europäische Unternehmen erhalten frisches Kapital.“

Allerdings hinke Europa nach wie vor hinten nach: „So fließt beispielsweise in die USA oder nach China deutlich mehr Geld und auch die Anzahl der Finanzierungsrunden ist um ein Vielfaches höher.“

Obwohl sich die Konjunkturaussichten im zweiten Halbjahr 2018 deutlich eingetrübt haben, blieb der Positivtrend ungebrochen: Der europaweite Transaktionswert kletterte in der zweiten Jahreshälfte gegenüber dem ersten Halbjahr um 8%, die Zahl der Finanzierungen stieg sogar um 11%. „Weder die schwierigen Brexit-Verhandlungen noch die Zuspitzung des Handelsstreits zwischen den USA und China haben sich nachhaltig negativ auf das Investitionsklima ausgewirkt“, stellt Gabriel fest.

„Die Investoren erkennen gerade in Tech-Start-ups, die auch in Österreich eine immer größere Rolle spielen, großes Potenzial – und sie sind auch bereit und in der Lage, hohe Summen auf ihren Erfolg zu setzen“, beobachtet Gabriel. Auch Finanzierungen von 100 Mio. € und mehr nahmen stark zu – 24 waren es 2018, 13 im Jahr davor.

Besonders gute Entwicklung in Frankreich

Besonders augenfällig sei dabei die dynamische Entwicklung in Frankreich: „Die französische Politik verfolgt das klare Ziel, Frankreich zur Start-up-Nation Nummer eins in Europa zu entwickeln“. Zwar gebe es weniger Mega-Transaktionen, in der Breite sei die Finanzierung von Jungunternehmen aber besser als in Deutschland.

Zahlreiche sinnvolle Fördermaßnahmen für junge Gründer wie etwa die unkomplizierte Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen, günstige Kredite vom Staat, massive Steuererleichterungen für Gründer und Investoren oder der Aufbau der „Station F“, dem in Paris angesiedelten Start-up-Campus, zeigten, wie ernst Frankreich es mit den Start-ups meint.

Britische Start-ups mit höchsten Investitionen

Trotz des bevorstehenden Brexits konnte Großbritannien seine Spitzenposition innerhalb der europäischen Start-up-Szene behaupten: An britische Start-ups flossen insgesamt 7,2 Mrd. €, das sind 12% mehr als im Vorjahr. Deutsche Jungunternehmen erhielten 4,6 Mrd. €, 7% mehr als 2017. In Frankreich, das beim Investitionsvolumen den dritten Rang in Europa belegt, stiegen die Start-up-Investitionen sogar um 31% auf 3,4 Milliarden Euro.

Deutlicher Anstieg in Österreich – aber weiter Aufholbedarf

Österreichs Start-ups haben 2018 rund ein Viertel mehr Geld durch Finanzierungsrunden eingenommen als im Vorjahreszeitraum:

  • Der Gesamtwert ist in Österreich konkret von 138 Mio. € auf 173 Mio. € gestiegen. Damit belegt Österreich Rang 15 im europäischen Vergleich.
  • Gleichzeitig ist auch die Zahl der Finanzierungsrunden nach oben gegangen: Sie stieg um mehr als das Doppelte von 35 auf 71 – auch hier liegt Österreich auf dem 15. Platz.

Bei aller Euphorie dürfe aber nicht übersehen werden, dass es in Österreich eher kleine Finanzierungen gibt: „Die Top-10-Deals in Österreich hatten 2018 ein Durchschnittsvolumen von 14 Millionen €. Die Schweiz liegt bei 63 Mio. €, Deutschland bei 158 Mio. €. Es fehlen hierzulande noch die ganz großen Ideen für die ganz großen Kapitalspritzen“, so Gabriel.

Der Anteil des Investitionsvolumens für heimische Jungunternehmen am gesamten europäischen Kuchen liege deutlich unter 1%, der Anteil Österreichs an der Wirtschaftsleistung hingegen erheblich über 2%. Um diesen Anteil zu erhöhen, sei es wichtig, dass sich die Start-up-Szene nicht nur auf wenige Hotspots konzentriert. Da sei man auf einem guten Weg – die Unternehmen mit den Top-5-Finanzierungen des Jahres 2018 kommen zum Beispiel aus vier unterschiedlichen Bundesländern.

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