Banken. Die großen US-Banken steigerten 2018 den Gewinn um 88%. Ihre europäischen Kollegen hinken hinterher, so EY.
Der Abstand zwischen den größten US-amerikanischen Banken und ihren europäischen Wettbewerbern wird immer größer: Während die zehn nach Bilanzsumme größten US-Institute ihren Nachsteuergewinn im vergangenen Jahr um 88% auf umgerechnet 138 Mrd. € steigern konnten, stieg der Gewinn der zehn größten europäischen Banken um 35% auf 52 Mrd. €. Damit lag der Gesamtgewinn auf beiden Seiten des Atlantiks auf dem höchsten Niveau seit der Finanzkrise.
Das sind jedenfalls die Kernsätze eine EY-Analyse, die die Ergebnisse der jeweils zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten und Europa unter die Lupe genommen hat.
Fünf US-Banken verdienen mehr als 10 Milliarden Euro
Während in den USA immerhin fünf Institute einen Nachsteuergewinn von umgerechnet mehr als 10 Mrd. € vorweisen konnten, gelang dies in Europa nur einem Institut, der britischen HSBC, die knapp 12 Mrd. € verdiente. Das gewinnstärkste Institut unter den 20 analysierten Banken war die US-Großbank JPMorgan Chase, die nach Steuern 28 Mrd. € verdiente.
Marktkapitalisierung ging stark zurück
Die insgesamt gute Gewinnentwicklung wurde an der Börse übrigens nicht honoriert, weder in den USA noch in Europa:
- Alle 20 analysierten Banken verzeichneten zum Jahresende niedrigere Aktienkurse als zu Jahresbeginn.
- Insgesamt sank die Marktkapitalisierung der US-Banken um 20%, während der Börsenwert der europäischen Banken um 28% zurückging.
Zum Jahresende waren die US-Institute mit 1,0 Billionen € mehr als doppelt so viel wert wie die europäischen Banken, die zusammen einen Börsenwert von knapp 470 Mrd. € hatten.
US-Sondereffekte gaben Ausschlag
„Die gute Nachricht ist, dass Europas Top-Banken trotz eines schwierigen Umfelds deutlich höhere Gewinne erwirtschaften konnten als im Vorjahr“, kommentiert Armin Schmitt, Leiter des Bereichs Financial Services Advisory und Partner bei EY Österreich, die Ergebnisse: „Nach wie vor spielen die US-Institute beim Gewinn aber in einer anderen Liga.“
Das starke Gewinnwachstum der US-Banken sei freilich vor dem Hintergrund der Sondereffekte der US-Steuerreform zu sehen, die im Vorjahr die Gewinnentwicklung der US-Banken stark gebremst hatte, 2018 hingegen für deutlich niedrigere Zahlungen an den US-Fiskus sorgte. Doch auch andere Faktoren begünstigen die gute Entwicklung der US-Institute, erklärt Schmitt: „Die US-Wirtschaft boomt, steigende Zinsen bescheren den Banken höhere Zinseinnahmen und ein reger M&A-Markt sorgt für reges Geschäft im Investmentbanking.“
Eigenkapitalrendite erhöht, aber noch unter Vorkrisenniveau
Zwar konnten auch Europas Top-Banken im vergangenen Jahr ihre Eigenkapitalrentabilität, den sogenannten Return on Equity (RoE), erhöhen:
- Der RoE stieg in Europa konkret von 4,8% auf 6,4%.
- Allerdings waren auch hier die US-Banken besser unterwegs und steigerten den RoE von 7,4% auf 13,2%.
- Vom Vorkrisenniveau etwa des Jahres 2006, als Europas zehn größte Banken einen RoE von gut 15% erwirtschafteten, sind die europäischen Institute immer noch weit entfernt.
Bessere Aussichten für die US-Banken
Schmitt geht davon aus, dass sich das Umfeld für die europäischen Banken im laufenden Jahr nicht grundlegend verbessern wird: „Die Rahmenbedingungen in Europa sind nicht gerade günstig: Ein Ende der Niedrigzinsphase ist immer noch nicht absehbar, viele Banken erwirtschaften im Zinsgeschäft kaum noch oder gar keine Gewinne.“
Und während die US-Bankenregulierung gelockert wird, nehme die Intensität der Regulierung in Europa immer weiter zu – mit negativen Folgen für zahlreiche Geschäftsbereiche der Banken.
Die bescheidenen Ertragschancen führen laut Schmitt dazu, dass in den meisten Instituten der Rotstift angesetzt und ein strikter Sparkurs gefahren wird: „In der europäischen Bankenlandschaft ist weiterhin Sparen und Konsolidieren angesagt. Wir werden fortlaufend Stellenstreichungen und Filialschließungen sehen.“