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Business, Recht, Veranstaltung

Energy Tomorrow: TPA trommelt für Nachhaltigkeit

Wien. Beim 8. TPA-Events „Energy Tomorrow“ fielen eindringliche Worte zugunsten des Umstiegs auf erneuerbare Energien: Das helfe Klima und Wirtschaft.

Die fortschreitende Erderwärmung und ihre Folgen für Mensch und Wirtschaft sowie Maßnahmen,die dagegen ergriffen werden können, standen im Fokus der diesjährigen Energiekonferenz „Energy Tomorrow“ von TPA. Es war die 8. Veranstaltung ihrer Art.

Neben aufrüttelnden Fakten zum Klimawandel wurden auch innovative Konzepte vorgestellt, mit denen Forschung und Unternehmen dagegen ankämpfen, heißt es. Deutlich machen wollten die Veranstalter: An Dekarbonisierung, optimierten Speichersystemen für alternative Energien und Künstlicher Intelligenz für mehr Energieeffizienz führt kein Weg vorbei.

Gastgeberin und TPA-Partnerin Karin Fuhrmann: „Noch ist es nicht zu spät, gegenzusteuern. Um den Klimawandel zu bremsen, müssen nun aber sehr rasch Taten folgen. Wirtschaftlich und technisch ist der Wandel machbar. Und in Österreich haben wir den Vorteil hoherrechtlicher Stabilität und langjähriger Erfahrung mit erneuerbaren Energien, verglichen mit anderen Ländern.“

„Das ist der größte Investitionstreiber“

Eckpunkte der Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung präsentierte Josef Plank, Generalsekretär des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus. Bis 2030 solle Strom zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden, skizzierte Plank eines der ambitionierten Ziele. Derzeit gehe dieser Anteil gegen 34%.

Österreich befinde sich mit einem hohen Anteil an Wasserkraft und Biomasse im vorderen Bereich der Länder in Europa. Mangels ausreichender heimischer Vorkommen muss Österreich aber einen Großteil der fossilen Energien importieren.

Der Umstieg auf erneuerbare Energieträger wie Photovoltaik, Windenergie und Wasserkraft sei auch volkswirtschaftlich eine große Chance, betont Plank. „Die Umstellung auf nachhaltige Energiesysteme wird der größte Investitionstreiber sein, den wir je hatten. Die regionale Energieproduktion ist krisensicher und kann tausende Arbeitsplätze schaffen. Und natürlich ist sie ein starker Träger für eine klimaverträgliche Energiepolitik.“

Strom aus erneuerbaren Energiequellen werde ein zentraler Faktor sein – besonders auch im Bereich der Mobilität. Hier sieht Plank aber auch großes Potenzial für Wasserstoffantriebe. Wichtig sei auch die Integration und gegenseitige Verschränkung der Energiesysteme Wärme, Strom und Mobilität.

Problematisch ist laut Plank, dass es zahlreiche unterschiedliche Interessen im Energiebereich gibt und dass die einzelnen europäischen Länder ganz unterschiedliche Voraussetzungen für die Dekarbonisierung mitbringen.

Die Zeit drängt

Warum wir eine echte Revolution statt der sanften Energiewende brauchen, zeigte Prof. Volker Quaschning, renommierter Energiewende-Forscher der HTW Berlin, anschaulich auf. 3,5 Grad betrug der Temperaturanstieg auf der Erde seit der letzten Eiszeit vor etwa 20.000 Jahren. Ein weiterer Anstieg von 1 Grad wurde allein seit 1900 verzeichnet. Bis zu 5 Grad könnte der zusätzliche Temperaturanstieg bis 2100 betragen, zeigen Studien.

Wenn nicht rasch durchgreifende Änderungen erfolgen, würden 100 Millionen Menschen ihren Lebensraum verlieren, die Wasserversorgung auf der Erde sei bedroht und riesige Migrationsbewegungen zu erwarten, so Quaschning. 214 Millionen Klimaflüchtlinge habe es 2008 – 2017 bereits gegeben, allein 2017 waren es 18 Millionen.

„Die Klimaberichte der Vereinten Nationen zeigen klar: wir müssen in den nächsten 15-20 Jahren unsere Energieversorgung komplett klimaneutral gestalten, wenn wir die schlimmsten Klimafolgen vermeiden wollen – also weg von Öl, Gas und Kohle. Die Technologien für die Umstellung sind vorhanden und bezahlbar, nun gilt es, sie in allen Bereichen einzuführen, bei der Wärme- und Stromversorgung wie auch im Verkehr. Eine große Herausforderung – aber noch machbar“, so Quaschning.

Bei der Stromerzeugung müssten vor allem Photovoltaik und Windenergie massiv ausgebaut und Speicherkapazitäten geschaffen werden. Im Verkehrsbereich müsse man auf 100% Elektromobilität kommen. Öl- und Gasheizungen sowie thermische Kraftwerke müssten vom Markt verschwinden, stattdessen Biomassekraftwerke stark ausgebaut werden. „Werden wir zu Helden unserer Enkelkinder“, plädiert Quaschning für eine rasche Richtungsänderung.

Forschung unterstützt Industrie

Wichtige Unterstützung erhalte die Industrie bei ihrer Umstellung auf erneuerbare Energiesysteme aus der Forschung. Wolfgang Hribernik, Leiter des Center for Energy am AIT (Austrian Institute of Technology), berichtet, dass etwa technologische Entwicklungen im Bereich der Leistungselektronik und in der Transformation des Stromsektors gemeinsam mit der Industrie entwickelt und getestet werden – von neuen Wechselrichtern bis zu Speichersystemen. Mit den Netzbetreibern werde intensiv an der Erprobung dieser Systeme und der Validierung im Marktumfeld gearbeitet.

Die rechtliche Seite

Innovative Finanzierungskonzepte im Bereich der erneuerbaren Energien beleuchtete Constantin Benes, Rechtsanwalt bei Schönherr. Sogenannten DBOOT-Vertragsmodellen (Design, Build, Own, Operate, Transfer) räumt er dabei gute Chancen ein – vor allem bei komplexen Projekten etwa in Ländern, deren Energieversorgung noch unterentwickelt ist.

Dabei kümmert sich ein Kooperationspartner um die gesamte Projektabwicklung – von der Planung über die Finanzierung bis zur Bautätigkeit. Bau- und Wartungsrisiko sinken für den Auftraggeber, die Gesamtkosten für die Realisierung können – je nach Projektvolumen – jedoch steigen, räumt Benes ein.

Hoffnungsträger Künstliche Intelligenz

Wie Künstliche Intelligenz und Big Data helfen können, den Energieverbrauch von bestehenden Gebäuden zu reduzieren und das Klima zu entlasten, zeigte Filippo Ferraris, Mitgründer von Enerbrain, auf: „Gebäude tragen 40% zum Energieverbrauch auf der Welt bei.“

Mehr als 30% Einsparungspotenzial sieht er, wenn Heizen, Kühlen und Ventilation mit IoT-Technologien, Machine Learning und mathematischen Algorithmen optimiert werden. Smarte Technologien, die wir täglich etwa bei Smartphones einsetzen, müssten noch viel gezielter für die Energieoptimierung von Gebäuden genutzt werden, so der Experte.

Parallelen zwischen der Entwicklung des Internet- und des Energiemarktes zieht Peter Blaschek, Head of Software Department der W & Kreisel Group. Der Experte sieht im Energiebereich einen sehr disruptiven Markt und gleichzeitig ein regulatorisches Umfeld. Beides Indikatoren, die auch für die Entwicklung und Ausweitung des Internets relevant waren.

Während Telekommunikationsunternehmen auf Infrastruktur-basierte Umsätze hingearbeitet haben, sei durch unterschiedliche Anbieter aus anderen Bereichen große Konkurrenz erwachsen. Ähnliches sei im Energiebereich zu beobachten: Disruptive Marktteilnehmer sorgen mit eigenen Photovoltaik- oder Windanlagen, mit Batterielösungen und E-Fahrzeugen für ein breiteres Angebot. Verbunden sei dies oft mit hohen Investitions- und Betriebskosten, hier sei die Politik gefragt, die durch Förderungen Anreize für Investoren schaffen müsse.

Björn Frittum-Lafer von der Netz Niederösterreich GmbH warf einen Blick in die Zukunft der Energieversorgung und der Umsetzung der „#mission 2030“ in Österreichs größtem Bundesland. Die Photovoltaikproduktion werde sich laut Energiefahrplan zwischen 2010 und 2030 verachtfachen.

Um ambitionierte Ziele wie dieses zu erreichen, seien unter anderem umfangreiche Investitionen in Netzinfrastruktur und ein Umbau der Netzentgelte notwendig. Entscheidend sei auch, die Speichersysteme gezielt weiter zu entwickeln. Es brauche Saisonspeicher, um erzeugte Energie dann sinnvoll nutzen zu können, wenn sie gebraucht werde.

 

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