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Business, M&A

Investitionen in Europa sinken erstmals seit 2012

Wien. Österreich stagniert bei Investitionen durch ausländische Unternehmen, investiert aber im Ausland so viel wie nie zuvor.

Nach fünf Jahren mit erfreulichen Wachstumsraten sanken die Investitionen in Europa 2018 zum ersten Mal seit 2012 – um 4% von 6.653 Investitionen des Vorjahrs auf 6.356. Diesen Gegenwind spürt Österreich allerdings schon etwas länger: 2018 wurden hierzulande gerade einmal 40 Investitionsprojekte ausländischer Unternehmen gezählt – genauso viele wie im Vorjahr. Zum Vergleich: Die in Bezug auf die Einwohnerzahl etwas kleinere Schweiz konnte 61 Projekte anziehen, das Nachbarland Ungarn sogar 101. Im Europa-Ranking landet Österreich somit erneut auf dem 25. Rang, hinter Bulgarien (43 Projekte) und vor Lettland (34 Projekte).

Das sind die Ergebnisse des 17. „EY Attractiveness Survey“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY zur Attraktivität des Wirtschaftsraumes Europa und zu tatsächlichen Investitionsprojekten ausländischer Unternehmen in Europa.

13% Rückgang in Deutschland

Auch beim nördlichen Nachbarn sehen die Investitionszahlen 2018 nicht rosig aus: Der Investitionsstandort Deutschland verzeichnete im Vorjahr einen Rückgang um 13% auf 973 Investitionsprojekte ausländischer Unternehmen. Die Zeiten, in denen Deutschland der Wirtschaftsmotor Europas war, sind vorbei – unter dieser Schwäche leidet auch Österreich, wenngleich die Wachstumszahlen in Österreich dank der starken Inlandsnachfrage immer noch deutlich höher ausfallen als in Deutschland.

„Der europäische Investitionsmarkt zeigt Risse – politische Spannungen, Sanktionen, Zollschranken sowie Verunsicherungen an den Börsen spiegeln sich auch in den Investitionsstatistiken wider. Auch die Attraktivität Österreichs leidet unter der belastenden Bürokratie, hohen staatlichen Ausgaben und dem zunehmenden Fachkräftemangel“, meint Gunther Reimoser, Country Managing Partner EY Österreich.

Großbritannien bleibt Europas attraktivster Standort

Der Brexit scheint Investoren bislang nicht allzu sehr abzuschrecken: Großbritannien bleibt auch 2018 das beliebteste Investitionsziel mit insgesamt 1.054 Projekten. Wie der gesamteuropäische Raum muss aber auch das Vereinigte Königreich einen Rückgang der Investitionsprojekte verzeichnen – um 13% gegenüber dem Vorjahr.

Während Großbritannien und Deutschland Einbußen erzielen, kann Frankreich einen weiteren Anstieg von einem Prozentpunkt vorweisen. Damit belegt Frankreich knapp hinter Großbritannien den zweiten Platz im Standort-Ranking und zieht an Deutschland (Platz 3) vorbei.

Das Verfolgertrio, bestehend aus Spanien, Belgien und Polen (Platz 4-6), freut sich über Zuwachsraten um die 30%. Auch die Türkei legte mit einem Plus von 14% kräftig zu und reiht sich 2018 auf Platz sieben im Ranking ein. Besonders bemerkenswert ist der Zuwachs an Investitionsprojekten mit 52% in Irland.

Investitionen österreichischer Unternehmen in Europa auf Rekordhoch

Österreichs Betriebe führten 2018 insgesamt 145 Investitionsprojekte im europäischen Ausland durch – 4% mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor. Im Investorenranking belegt Österreich somit den elften Platz. Im Rahmen dieser Projekte schufen Österreichs Unternehmen gut 5.000 Arbeitsplätze im europäischen Ausland – das bedeutet wie im Vorjahr Platz 13 im globalen Länderranking. 2018 wurden in Europa insgesamt 276.000 neue Stellen geschaffen. Als größter Job-Motor erwiesen sich dabei US-Unternehmen (72.938 Stellen) sowie Deutschland (57.390 Stellen).

Obwohl Österreich selbst in hohem Maß bereit und in der Lage ist zu investieren, bietet die Alpenrepublik derzeit offenbar nicht die passenden Rahmenbedingungen für ausländische Investoren. Wie bereits in den Vorjahren besteht ein erhebliches Investitions-Ungleichgewicht: Insgesamt haben Österreichs Unternehmen in Europa mehr als dreieinhalb Mal so viele Investitionen getätigt (145) wie ausländische Investoren (40) hierzulande – europäische Betriebe führten überhaupt nur 31 Projekte in Österreich durch.

Diese Schere würde insbesondere seit 2016 auseinandergehen, so Reimoser: „Dem Ungleichgewicht liegt unter anderem ein Missverhältnis mit den deutschen Nachbarn zu Grunde: Im vergangenen Jahr initiierten deutsche Unternehmen 18 Projekte in Österreich, österreichische Unternehmen haben hingegen 47 Investitionen in Deutschland durchgeführt – Tendenz steigend.“ Neben Deutschland haben Österreichs Betriebe 2018 am liebsten in Projekte in Bosnien-Herzegowina (11 Investitionen, plus 38%) investiert.

Weniger F&E-Projekte, mehr Investitionen im Vertrieb in Österreich

Jede dritte in Österreich getätigte Investition entfiel 2018 auf den Bereich Vertrieb und Marketing, insgesamt wurden 14 Projekte in dieser Sparte umgesetzt. Im Europa-Ranking bedeutet das Platz 19 im Bereich „Vertriebs-Investitionen“. Auch Investitionstätigkeiten in Firmenzentralen konnten gesteigert werden: Hier wurden 2018 neun Projekte realisiert. Die Logistikbranche konnte ebenso wie 2017 sechs Projekte an Land ziehen.

Stark gesunken ist hingegen die Zahl der Investitionen im Sektor Fertigung: von 15 Projekten im Jahr 2016 auf zuletzt 18, der Anteil sank von 31 auf 18%. Einen Rückgang gibt es auch im Bereich Forschung & Entwicklung: Nachdem die Zahl der Projekte im Jahr 2017 noch von drei auf zehn gestiegen war, brachte das Jahr 2018 erneut einen Rückgang auf drei Projekte.

USA bleiben Investitionskaiser, Asien zieht sich stark zurück

Der mit Abstand größte Investor in Europa sind erneut die Vereinigten Staaten: 2018 wurden europaweit insgesamt 1.419 Direktinvestitionsprojekte (plus 3%) US-amerikanischer Firmen gezählt – das entspricht mehr als jedem fünften FDI-Projekt in Europa (22%). Platz zwei und drei sichern sich Deutschland (695 Investitionen, 11% Marktanteil) sowie Großbritannien (479 Investitionen, 8% Marktanteil). In Österreich wurden 2018 die meisten Investitionsprojekte von Deutschland (18 Investitionen, plus 20%), den USA (7 Investitionen, plus 75%) sowie der Schweiz (5 Investitionen, plus 25 %) initiiert.

Auffallend ist das deutlich gesunkene Engagement asiatischer Unternehmen in Europa. Die Zahl der Investitionen von japanischen Unternehmen ist um 17% auf 271 gesunken. Bei den Investitionen chinesischer Betriebe in Europa gab es sogar einen Rückgang um ein Viertel (26%) auf 254.

„Um für europäische und weltweite Unternehmen attraktiv zu sein, muss der spürbare Veränderungswillen Österreichs auch tatsächlich umgesetzt werden. Es gilt, die Herausforderungen der Digitalisierung in Chancen umzuwandeln und eine digitale Infrastruktur aufzubauen“, so Christoph Harreither, Leiter Government & Public Sector EY Österreich.

 

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