Open menu
x

Bequem up to date mit dem Newsletter von Extrajournal.Net!

Jetzt anmelden, regelmäßig die Liste der neuen Meldungen per E-Mail erhalten.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Newsletter-Seite sowie in unserer Datenschutzerklärung.

Finanz, Recht, Steuer

EY lobt Österreichs Versicherer bei Solvency II

Insurance. Die Solvency II-Richtlinie der EU regelt die Finanzlage der europäischen Versicherer: Vor 10 Jahren wurde sie verabschiedet. Österreichs Assekuranzen halten sie gut ein, so EY.

Alle Versicherer in Europa mussten vor kurzem zum dritten Mal, auf der Grundlage von Solvency ll, einen jährlichen Bericht über ihre Finanzlage und Risiken veröffentlichen. Mit der 2009 verabschiedeten Richtlinie Solvency II möchte die EU größere Transparenz über die Solvenz, also Zahlungsfähigkeit, der Versicherer schaffen und Versicherungsnehmern so eine Entscheidungshilfe geben.

In einer Analyse hat die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY Österreichs Versicherungsunternehmen in puncto Solvabilität unter die Lupe genommen. Basis dafür waren die im April und Mai für das Geschäftsjahr 2018 (Stichtag 31. Dezember 2018) veröffentlichten Berichte über die Solvabilität und Finanzlage von 34 in Österreich durch die Finanzmarktaufsicht beaufsichtigten Versicherungsunternehmen, heißt es.

Was bei Solvency II geprüft wird

Als ausschlaggebende Messgröße für die Solvabilität, also die Ausstattung mit Eigenmitteln, hat EY die Solvabilitätsquote (SCR-Quote, Solvency Capital Requirement) aller Versicherer in den Sparten Lebensversicherung, Nicht-Lebensversicherung und Kompositversicherung und Rückversicherung untersucht. Die Quote berechne sich aus dem Verhältnis von verfügbaren Eigenmitteln und erforderlichem Risikokapital. Entsprechen die Eigenmittel exakt der Solvenzkapitalanforderung, liegt die Quote bei 100 Prozent.

„Österreichs Versicherer liegen weit über den Anforderungen“

Heimische Versicherungsunternehmen schneiden beim dritten Bericht nach der Umsetzungspflicht von Solvency II erneut sehr gut ab, so EY: Mit einer durchschnittlichen Quote von über 250 Prozent übertreffen sie die gesetzlichen Vorgaben deutlich.

Rainer Kaufmann, Leiter Actuarial Services bei EY Österreich: „Alle heimischen Versicherer verfügen über genügend Kapitalreserven, um Negativszenarien zu überstehen, die statistisch einmal alle 200 Jahre vorkommen oder in zwölf Monaten eine von 200 Versicherungen treffen können. Bei solch hohen Eigenkapitalquoten wirtschaften Österreichs Versicherer vorbildlich, übererfüllen mit ihrer Solvabilitätsquote die gesetzlichen Vorgaben und stehen auch im europäischen Vergleich sehr gut da.“

Diese positive Bilanz sei in allen Sparten bemerkbar, jedoch gebe es zum Teil immense Unterschiede zwischen den einzelnen Versicherungsunternehmen. „Zwischen dem Anbieter mit dem höchsten und jenem mit dem geringsten Kapitalpuffer liegen rund 240 Prozentpunkte“, so Kaufmann.

Sparten und Unternehmen im Detail

  • Bei Kompositversicherungen, also Anbietern von Schaden- und Unfallversicherungen sowie Lebensversicherungen, liegt die durchschnittliche Solvabilitätsquote bei rund 250 Prozent. Die höchste Bedeckungsquote in der Sparte weist mit 336 Prozent die Generali Versicherung auf. Dahinter folgen die GRAWE Versicherung (331 %) und die ERGO Versicherung (309 %) auf den Plätzen zwei und drei.
  • In der Sparte Nicht-Lebensversicherungen liegt die durchschnittliche Quote bei rund 260 Prozent. Auf der Spitzenposition liegt mit 388 Prozent die Allianz Elementar Versicherung. Dahinter folgen die VIG VIENNA INSURANCE GROUP (375 %) und die Österreichische Hagel V.a.G (324 %).
  • Bei den Lebensversicherungen liegt die Quote mit 263 Prozent im Durchschnitt knapp höher. Die höchste Bedeckungsquote verzeichnet dort mit 352 Prozent die BAWAG PSK Versicherung. Dahinter folgen die FWU Life Insurance Austria AG, ehemalige Skandia (297 %), und die Allianz Elementar Lebensversicherung (259 %).

„Das aktuelle Niedrigzinsumfeld dämpft nach wie vor die Quoten in den Sparten Komposit- und Lebensversicherung. Durch die Anwendung der im Regelwerk von Solvency II vorgesehenen LTG-Maßnahmen (Long-Term-Guarantee), also Übergangsmaßnahmen und Volatilitätsanpassungen, fallen die Solvenzquoten grundsätzlich höher aus und helfen damit den Versicherungsunternehmen auch durch Zeiten mit niedrigen Zinsniveau“, so Kaufmann.

Wo die Gefahren drohen

Im Durchschnitt sei das Marktrisiko für alle Versicherungsunternehmen am erheblichsten. Innerhalb des Marktrisikos sind im Branchendurchschnitt das Spreadrisiko und das Aktienrisiko die zwei wesentlichsten Subrisikomodelle. Die Verlustausgleichsfähigkeit der versicherungstechnischen Rückstellungen sowie der latenten Steuern bewirken im Branchendurchschnitt eine Verringerung der Solvenzkapitalanforderung um rund 22 Prozent.

Das Denken jenseits von Solvency II

„Bei der Bewertung der Bedeckungsquoten muss immer bedacht werden, dass diese nur ein erster Anhaltspunkt sind und nicht immer eins zu eins verglichen werden können. Die Erfahrungen in den letzten drei Jahren zeigen, dass die Solvency II-Kennzahlen kurzfristig stark schwanken können“, so Kaufmann.

Die Versicherer haben Bewertungsspielräume, um unternehmensspezifische Besonderheiten abzubilden. Manche Unternehmen verwenden anstatt des Standardmodells von Solvency II deshalb auch interne Modelle, die das individuelle Risikoprofil genauer abbilden. Dieser Umstand manifestiere sich in tendenziell höheren Solvenzquoten, so EY.

 

Weitere Meldungen:

  1. Rückkauf der Lebensversicherung: Ein Drittel der Beschwerden erfolgreich
  2. Ergo Versicherung: „Digital Transformation Days“ zeigen IT-Trends
  3. Wiener Städtische: Sonja Raus und Gerald Weber neu im Vorstand
  4. Allianz: Jörg Hipp folgt als Vorstand auf Christoph Marek