Open menu
x

Bequem up to date mit dem Newsletter von Extrajournal.Net!

Jetzt anmelden, regelmäßig die Liste der neuen Meldungen per E-Mail erhalten.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Newsletter-Seite sowie in unserer Datenschutzerklärung.

Business, Jobs, Personalia, Recht, Steuer

Breunlich: „Kanzleien müssen attraktiv sein für die Besten“

Bernhard Breunlich ©Klaus Ranger

Interview. Bernhard Breunlich, neuer Chef des Beratungsunternehmens lawyers & more, über die schwierige Suche nach fähigen Juristen und Steuerberatern, die Image-Probleme von Chefs beim Nachwuchs und das schmerzhafte Fehlen von Visionen auf dem Weg zum Erfolg als Wirtschaftskanzlei.

Extrajournal.Net: Herr Breunlich, Sie waren zuvor Partner und haben vor kurzem die Leitung von Langzeit-Chefin Susanne Hochwarter übernommen. Ihr Unternehmen lawyers & more gehört zur kleinen Gruppe jener Personal- und Unternehmensberater, die auf Juristen und Steuerberater spezialisiert sind. Recruiting gab es immer schon in der Eigenbezeichnung, jetzt sind auch Employer Branding und Transformation dazugekommen. Was bedeutet das in der Praxis? Für Recruiting wird ja gern der böse Begriff Headhunting verwendet.

Bernhard Breunlich: So böse empfinde ich das gar nicht. In Human Ressources, HR, ist die Aufgabe von Personalberatern wie uns klar umrissen: Wir suchen im Auftrag von Kanzleien nach Kandidatinnen und Kandidaten, die bestimmte Qualifikationen aufweisen.

Unsere Zielgruppen sind einerseits die Partner und Personalverantwortlichen in den Anwalts- und Steuerberatungskanzleien, Geschäftsführer und Vorstände, die HR-Abteilungen und Leiter von Rechts- und Steuerabteilungen in Unternehmen, in deren Auftrag wir arbeiten sowie – sehr wichtig für uns und nicht zu vergessen – natürlich die Arbeitnehmer, also unser Kandidaten-Netzwerk.

Tatsächlich haben wir bei Stellenanfragen oft schon eine geeignete Person in unserem Netzwerk im Auge, manchmal auch nicht – jedenfalls ist es dann eben unsere Aufgabe, die geeigneten Menschen anzusprechen und zu versuchen, sie für unsere Klienten zu gewinnen.

Und genau da kommen wir zu dem Punkt, der die Brücke zu den beiden weiteren Begriffen bildet und sie gleichzeitig erklärt. Warum Employer Branding? Wir haben die besten Köpfe, die die Kanzleien suchen. Aber wir haben festgestellt, dass manche Kanzleien für diese besten Köpfe einfach nicht attraktiv sind, und zwar ganz unabhängig davon, wie gut sie fachlich oder persönlich in die Kanzlei passen würden.

Aus welchem Grund?

Breunlich: Das ist unterschiedlich, hier kommen verschiedene Faktoren zum Tragen. Es muss nicht unbedingt mit der Größe oder mit dem fachlichen Ruf einer Sozietät zu tun haben, oft sind es ganz andere, aber entscheidende Faktoren. Zum Beispiel haben manche Vorgesetzte für ihre neuen Kollegen zwar eine Menge Arbeit übrig, aber keine Zeit für die Ausbildung der Nachwuchskräfte. Die gewünschte Ausbildung und Weiterentwicklung bleibt auf der Strecke, bei vielen Jobeinsteigern entsteht das Gefühl des Ausgebeutet-werdens. Und das spricht sich dann schnell unter den Juristinnen und Juristen oder auch dem Nachwuchs einer Steuerberatungskanzlei herum.

„Manche Chefs wirken toxisch auf das Kanzlei-Image“

Was wir auch immer wieder feststellen: Viele leitende Mitarbeiter, egal ob in Kanzleien oder Unternehmen, sind sich sehr oft nicht darüber im Klaren, wie toxisch ihr Verhalten auf die Kultur und letztendlich das Image wirkt, oft sehr langfristig. Manche Partner sind weithin bekannt für ihr abschreckendes Verhalten – das spricht sich sehr schnell herum und es wissen dann alle, nur sie selbst anscheinend nicht.

Wir haben daraus den Schluss gezogen, dass es nicht genügt, nur potenzielle Mitarbeiter zu vermittteln. Employer Branding als unser neues Angebot soll einer Kanzlei helfen, attraktiver für Mitarbeiter zu werden, und zwar sowohl intern – also für die, die schon an Bord sind – als auch extern für Neueinsteiger.

Das gilt natürlich für Unternehmen genau so. Im Markt ist festzustellen, dass das Thema Employer Branding bei den großen Kanzleien und Unternehmen bereits angekommen ist und schon Einiges unternommen wurde und wird. Bei kleinen und mittleren Einheiten ist noch Nachholbedarf gegeben und viel an Potential für die Kanzleien und Unternehmen zu heben.

Und die Transformation?

Breunlich: In manchen Situationen hilft „Branding“ allein einfach nicht, es muss tatsächliche, langfristig wirksame Veränderungen geben. Daher Transformation als unser drittes Standbein: Wir helfen Kanzleien, den richtigen Weg einzuschlagen. Hier sind wir bei Visions- und Strategiearbeit, hier geht es ganz klassisch um Produkte, Dienstleistungen und Märkte, um Organisations- und Strukturthemen und nicht zuletzt um Kultur.

Damit gehen Sie einen großen Schritt von der klassischen Personalberatung in die Unternehmensberatung?

Breunlich: Wir sind hier im Bereich der strategischen HR-Arbeit, die Kunden im Rahmen ihrer Organisation und Planung begleitet. Hier geht es um Personalentwicklung, aber auch um ganz primäre und entscheidende Eigenschaften einer Kanzlei.

Zum Beispiel verfügen nur die wenigsten über eine attraktive, formulierte Vision, die tatsächlich als Kraftquelle wirkt. Ein Begriff, der vielleicht manche abschreckt, aber enorm wichtig ist: Die Grundidee, wer man sein will, wofür man steht, womit man am Markt punkten will und – auf die Spitze getrieben – was einen einzigartig macht.

Das ist nicht nur wichtig, es ist die notwendige Ergänzung zu den rein strategischen Sachüberlegungen, die den Unterschied macht. Sie bildet gleichzeitig das Fundament für die Unternehmenskultur. Es gibt dazu einen legendären Ausspruch des Ökonomen und Management-Theoretikers Peter Drucker, der mir gut gefällt und es ganz einfach auf den Punkt bringt: „Culture eats strategy for breakfast.“

„Vision entstand aus Beschäftigung mit Erfolgsgeschichten“

Tatsächlich ist Transformation gerade jetzt wichtig. Man muss sich nur die weitreichenden aktuellen Entwicklungen vor Augen halten: Die Digitalisierung mit ihrer Veränderung des Wirtschaftslebens, die sich aus der Demographie ableitende neue Altersstruktur in Unternehmen und der Fachkräftemangel, der sich gerade bei Spezialisten wie in unserem Feld ganz deutlich bemerkbar macht.

Letztendlich ist der Mittelpunkt unserer Tätigkeit der Mensch in Arbeitsorganisationen. Und das soll trotz aller Chancen der Digitalisierung auch so bleiben. Dazu einen Beitrag zu leisten, ist eines unserer Anliegen bei lawyers & more.

Was ist Ihre Vision?

Breunlich: Wir inspirieren Menschen, ihre Träume zu verwirklichen! Vielleicht etwas blumig, aber definitiv kraftvoll. Sie ist von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unserem Team aus der Beschäftigung mit unseren Erfolgsgeschichten erarbeitet worden: Persönlichen Erzählungen von Kandidatinnen und Auftraggebern, die die Zusammenarbeit mit uns und die Ergebnisse sehr positiv erlebt haben oder unerwartete, aber höchst zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt haben.

Mag. Bernhard Breunlich ist Geschäftsführender Gesellschafter von lawyers & more.

Link: lawyers & more

 

Weitere Meldungen:

  1. Manager-Vermittlung interim-x geht an Horváth mit Taylor Wessing
  2. UniCredit Bank Austria: Zwei neue Vorständinnen für Finance und HR
  3. AstraZeneca: Sabine Winner-Neuhaus leitet HR
  4. Xing-Geschäftsführerin Perfahl-Strilka wird Partnerin bei PwC