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Business, Finanz, Nova

Der unbekannte Schilling wird ausgestellt

Entwurf für eine Banknote zu 50 Schilling 1999 (Ida Pfeiffer) – Peter Buchegger ©OeNB

Geld-Historie. „Der Schilling im Porträt“ ist Thema einer neuen Sonderausstellung im Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Sie zeigt auch, was beinahe gewesen wäre.

Das Geldmuseum der OeNB zeigt in einer neuen Sonderausstellung die Geschichte der Porträts auf den Schilling-Banknoten. Die Ausstellung läuft bis 24. Juli 2020.

Der Schilling war von 1925 bis 1938 und von 1945 bis zur Einführung des Euros am 1. Jänner 1999 die Währung der Republik Österreich. Die Ausstellung der Zentralbank gewährt Einblick in eine bunte und facettenreiche Geschichte.

Vom neutralen Gesicht zum Nobelpreisträger

Bildmotive auf Banknoten stellen ein wichtiges Symbol für das Selbstverständnis eines Staates und seiner Notenbank dar, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung der OeNB. Besonders gut eignen sich dafür Porträts berühmter Personen – etwa aus Kunst, Wissenschaft oder Architektur. Sie dienen gleichzeitig als Vorbild und zur Identifikation.

Staatsoberhäupter abzubilden ist dagegen in Österreich ungebräuchlich – im Gegensatz etwa zum Vereinigten Königreich mit der Queen oder den Präsidenten auf den Banknoten der USA.

Im Vergleich mit anderen Ländern wählte Österreich die Persönlichkeits-Motive außerdem erst relativ spät. Während etwa Deutschland, Spanien oder Ungarn bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren berühmte Persönlichkeiten auf Banknoten abbildeten, gab es in Österreich die ersten derartigen Entwürfe erst Ende der 1940er-Jahre. Bis dahin hielt man an den traditionell neutralen Idealporträts fest.

Diese gingen auf die Erfordernisse des habsburgischen Vielvölkerstaates zurück und finden heute in den Brücken und Toren der Euro-Banknoten ihr gedankliches Pendant, heißt es weiter: Auch die Euro-Geldscheine sollen jeden Anschein vermeiden, durch ihre Motivwahl ein einzelnes Land oder eine Bevölkerungsgruppe zu bevorzugen.

Das neue Selbstbewusstsein Österreichs

Bei den Schilling-Banknoten war das ganz anders: Vor dem Hintergrund des politischen und wirtschaftlichen Wiederaufschwungs Anfang der 1950er-Jahre sollten diese Banknoten gerade einen Beitrag zu einem neuen Österreich-Bewusstsein liefern.

Zwischen 1950 und 2001 wurde daher sozusagen das „Who is Who“ des österreichischen Kultur- und Geisteslebens auf Schilling-Banknoten gezeigt. Insgesamt 22 große Persönlichkeiten gaben sich auf den Banknoten die Klinke in die Hand. Darunter finden sich laut OeNB:

  • drei Nobelpreisträger
  • eine Nobelpreisträgerin
  • der Erfinder der Psychoanalyse
  • eine Frauenrechtlerin
  • der Erbauer der Semmeringbahn
  • der Komponist der Zauberflöte

(Denksport: Wissen Sie die Namen zur Liste? Schrödinger, Freud, Suttner, Ghega, Mozart…)

Diesen Frauen und Männern habe die Zentralbank die neue Sonderausstellung „WHO is WHO. Der Schilling im Porträt“ im Geldmuseum gewidmet. Die Sammlungen des Geldmuseums bewahren zahlreiche einmalige Zeichnungen, Entwürfe und Vorstudien zu österreichischen Banknoten.

Der nie gesehene Schilling

Für die Sonderausstellung wurden erstmals die schönsten 56 Entwürfe für die Porträtseiten ausgewählt und den dann tatsächlich gedruckten Schilling-Banknoten gegenübergestellt, so die OeNB.

Unser Bild zeigt eines der Stücke, konkret den Entwurf für eine Banknote zu 50 Schilling 1999, von Peter Buchegger. Das Motiv ist Ida Pfeiffer, eine österreichische Weltreisende und Reiseschriftstellerin des 19. Jahrhunderts.

Nicht alles kam in die Geldkassen

Im direkten Vergleich zeigt sich, dass es oft ein langer Weg vom Design bis zur fertigen Banknote ist. Bei manchen Persönlichkeiten bedurfte es mehrerer Anläufe, bis sie von der Bankleitung ausgewählt wurden, andere kamen nie zu Banknoten-Ehren.

Neben den tatsächlich umgesetzten Entwürfen werden auch zahlreiche Alternativentwürfe gezeigt, die nie als Banknoten realisiert wurden, so die OeNB. Im Fall des Ida Pfeiffer-Entwurfs kam übrigens schlicht die Euro-Einführung dazwischen – die geplante neue Schilling-Banknotenserie wurde nicht mehr eingesetzt.

Alte Schilling-Banknoten durften dagegen noch einige Zeit verwendet werden: Nach dem Euro-Start war der Schilling bis 28. 2. 2002 gesetzliches Zahlungsmittel.

Soll man alte Schillinge umtauschen?

Die Banknoten der letzten Schilling-Serie, die zum Zeitpunkt der Euro-Einführung die aktuellen gesetzlichen Zahlungsmittel in Österreich waren, können ohne zeitliches Limit bei der OeNB gegen Euro umgetauscht werden, so die Notenbank. Der Umtausch erfolge gebührenfrei zum Nominalwert – und zwar zum seinerzeit unwiderruflich festgesetzten Kurs von 1 Euro = 13,7603 Schilling.

Was nicht unbedingt die beste Lösung ist, denn alte Schilling-Noten haben einen teilweise beträchtlichen Sammlerwert. So bringt ein 50 Schilling-Schein mit dem Abbild Sigmund Freuds bei der OeNB rund 3,63 Euro, während am Sammlermarkt dafür durchaus 12 Euro hingelegt werden könnten.

Das gilt insbesondere auch für frühere Schilling-Serien, die von der OeNB nicht mehr umgetauscht werden: So verschließt die Zentralbank gegenüber dem älteren 50er aus den 1970er Jahren („Ferdinand Raimund“) ihre Tore. Doch private Sammler könnten durchaus bereit sein, dafür einen modernen Euro-20er hinzublättern. Und Bertha von Suttner (1000 Schilling der Serie 1970) kann bis zu zweihundert Euro bringen.

Das jedenfalls sind zu Redaktionsschluss gängige Preise im Verkauf auf diversen Online-Shops. Natürlich hängt die Preisentwicklung von Angebot und Nachfrage ab und ist bei einem einzelnen Geldschein auch stark von dessen Erhaltungszustand abhängig: Alte Lappen bringen vielleicht nur ein Zehntel.

A propos: Das gilt selbstverständlich auch für Schilling-Münzen (und Groschen!), die ebenfalls eine interessante Entwicklung hingelegt haben. Aber das ist eine andere Geschichte.

 

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