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Business, Finanz, Nova, Veranstaltung

Finanz-Flaggschiff feiert: 200 Jahre Erste

©Daniel Hinterramskogler

Banken. Die Gründung der ersten Sparkasse vor 200 Jahren war der Anstoß für Banken-Primus Erste Group. Und wann feiert Raiffeisen?

Prominenz aus Wirtschaft, Politik und Kultur war zur Feier anlässlich von 200 Jahren Gründung der Sparkassen in Österreich geladen: Im Rahmen der feierlichen Matinée würdigten im Wiener Musikverein rund 1.500 Gäste des öffentlichen Lebens das 200. Gründungsjubiläum der Erste Bank und des Sparkassengedankens.

Viel Aufhebens um den Sparkassengedanken

Damit feierte die Erste Group die eigene Gründung: Auch wenn das Wort Sparkasse selbst schon lange nicht mehr in ihrem Namen vorkommt, geht sie doch auf jene Geburtsstunde zurück und die Erste Bank in Österreich ist bis heute Spitzeninstitut des Sparkassen-Sektors.

Die Demokratisierung und Sicherung von Wohlstand in Österreich und den Ländern Zentraleuropas ist nach wie vor der Leitgedanke der Erste Bank und der Sparkassen, hieß es bei der Veranstaltung. Und mit der Erste Stiftung hat die Erste Group nicht nur einen prominenten, sondern auch sozial engagierten (gemeinnützigen) Eigentümer. Der Konzern selbst ist hocheffizient, gewinnorientiert und heute eine der größten zentraleuropäischen Bankengruppen.

Die Gästeliste

Unter den Gästen waren Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein und die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabić. Van der Bellen hob die Bedeutung des Sparkassengedankens für den Zusammenhalt in einer Gesellschaft und insbesondere für Österreich hervor: „Die Bundesverfassung hilft in Zeiten des Umbruchs und der Veränderung einen Plan zu haben und das richtige zu tun. Es ist bemerkenswert, dass die Erste Bank und Sparkassen auch eine Verfassung haben. >Kein Alter, kein Geschlecht, kein Stand, keine Nation ist von den Vorteilen ausgeschlossen, welche die Spar-Casse jedem Einlegenden anbietet.< Das wurde vor 200 Jahren niedergeschrieben. Das war eine Revolution damals und damit sind Erste Bank und Sparkassen zu einem Katalysator geworden, der dabei geholfen hat, die demokratische Transformation zu beschleunigen.“

Andreas Treichl, der mit Jahresende nach 25 Jahren aus dem Vorstand der Bank ausscheiden wird, würdigte Van der Bellen in seiner Rede als „überzeugten Europäer, der sich immer wieder lautstark auch zu unpopulären Themen äußert. Einer der gegen die Verzwergung Europas und für die liberale Demokratie kämpft.“

Die Spitzen der Wirtschaft

Friedrich Rödler, Aufsichtsratsvorsitzender der Erste Group und langjähriger Top-Manager des Big Four-Multis PwC, unterstrich in seiner Begrüßung: „Der Glaube an die Potenziale aller Menschen war die Gründungsidee der Erste Bank. Heute würde man sagen, ein >Start-up<, das ein innovatives Finanzprodukt, das Sparbuch, erfunden hat. Diese Idee hat Krieg und Frieden, Zusammenbruch und Aufbau überdauert und ist heute so wichtig wie damals. Denn Zuversicht und Vertrauen sind die Grundvoraussetzungen für persönliches Wachstum und gesellschaftlichen Wohlstand.“

Erste-Chef Treichl betonte die Aktualität des Gründungsgedankens, finanzielle Gesundheit und damit die Grundlage für Wohlstand zu ermöglichen: „Ich bin überzeugt davon, dass unsere Gesellschaft in den nächsten 50 Jahren Entwicklungen erleben sein wird, die wir uns heute bestenfalls ansatzweise vorstellen können. Finanzinstitute werden ein wichtiges Instrument der Politik sein, um eine vernünftige Klimapolitik umzusetzen und sie werden einen ganz entscheidenden Beitrag zu der sich rasch verändernden Alterspyramide und den daraus ergebenden Finanzierungsproblemen leisten müssen.“ Entsprechend sehe man es als eine der wichtigsten Aufgaben, für möglichst viele Menschen Vermögensaufbau zu ermöglichen.

Musikprogramm beim Musik-Partner

Für die Festgäste erlebten nach der Eröffnung im blau eingehüllten goldenen Saal des Musikvereins ein Konzert des musicAeterna orchestra unter der Leitung von Teodor Currentzis mit Hélène Grimaud am Klavier.

Der Veranstaltungsort wurde bewusst gewählt, so die Erste: Mit der 1812 gegründeten Gesellschaft der Musikfreunde stehe man seit fast zwei Jahrhunderten in einem engen partnerschaftlichen Verhältnis. Nicht zuletzt das im Zuge der Sanierung 2003 eröffnete Erste Bank-Foyer verweist heute darauf.

Ein Buch zum Geburtstag

Zum 200. Geburtstag der Erste Bank ist im Brandstätter Verlag eine Publikation über die Geschichte des Geldhauses erschienen (*). In ihr analysieren internationale Autoren wie Rachel Epstein, Ivan Kratsev oder Philipp Blom die wechselhafte Geschichte der Ersten und ziehen Lehren für Gegenwart und Zukunft.

„Arbeite, Sammle, Vermehre“ (Verlag Brandstätter) bei Amazon (*)

„Arbeite, Sammle, Vermehre“, so der Titel des Buchs, geht auf den alten Grundgedanken der Spar-Cassen (seinerzeit noch mit „c“ geschrieben) zurück, die lange Zeit die Biene im Logo führten. Eine „Bank für alle“ zu sein, das war im Gründungsjahr 1819 revolutionär, so der Verlag: Erst die Sparkassen ermöglichten auch Menschen mit geringem Vermögen, kleinste Geldbeträge sicher verwahren zu lassen.

Vom Stammsitz der „ersten Oesterreichischen Spar-Casse“ in der Wiener Leopoldstadt aus verbreitete sich der Sparkassengedanke in der ganzen Monarchie. Engagierte Bürger gründeten in Städten wie Mailand, Prag, Lemberg oder Zagreb Sparkassen nach dem Wiener Vorbild.

200 Jahre später sorgen Digitalisierung, Klimawandel und soziale Umbrüche für neue, teilweise ähnliche Probleme wie damals. Mit ein Grund für die Erste Bank, die Tradition fortzusetzen, mit Social-Banking-Aktivitäten Menschen zu unterstützen, heißt es: Das Angebot reiche von Mikrokrediten für Jungunternehmer über die Betreuung von Sozialunternehmen bis zu den Finanzdienstleistungen der „Zweiten Sparkasse“. Die Herausforderungen sind heute wie damals groß, umso wichtiger, dass der Pioniergeist der Anfänge in allen zukunftsweisenden Entscheidungen fortwirke.

Raiffeisen feiert 2023

Die zweite große österreichische Banken-Gruppe, der Raiffeisen-Sektor, wurde in den offiziellen Feierlichkeiten der Sparkassen-Banker nicht erwähnt, aber sicher mitgedacht – liefert man sich doch gerade auf den neuen Märkten in Zentral- und Osteuropa seit Jahrzehnten ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Dagegen sind die Märkte innerhalb Österreichs zwischen den eher ländlichen Raiffeisen-Bankern und eher städtischen Erste-Bankern fest abgesteckt.

Insgesamt ist die Raiffeisen-Bankengruppe mit rund 300 Milliarden Euro Bilanzsumme 2018 kaum kleiner als Erste und Sparkassen, auch wenn die Erste Group allein mit 238 Milliarden Euro Österreichs größter Bankkonzern ist.

Die Raiffeisen-Banker feiern ihr nächstes großes Jubiläum im Jahr 2023: Dann wird der heutige österreichische Raiffeisenverband nämlich 125 Jahre alt, sozusagen die Geburtsstunde der heutigen Struktur des Sektors. Die Stunde Null von Raiffeisen in Österreich ist das aber gerade nicht: Als Bündnis von Genossenschaften ist Raiffeisen nämlich bottom-up strukturiert, und das gilt auch für seine Geschichte.

Der Raiffeisenverband wurde 1898 sozusagen als zentrale Drehscheibe gegründet, nachdem sich bis zu diesem Zeitpunkt in Österreich rund 600 Genossenschaften auf Basis der Ideen des deutschen Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen gebildet hatten.

Die erste dieser Gründungen, die damalige Raiffeisenkasse Mühldorf bei Spitz an der Donau, wurde 1986 hundert Jahre alt. In knapp 70 Jahren kann also auch Raiffeisen zum 200-jährigen Jubiläum einladen.

 

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