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Gastbeitrag: Corona-Krise als Turboschub für Digitalisierung

Michael Brandtner ©Ries Global

Auswirkungen. Drei große Corona-Lektionen aus China sehen die Ries-Spezialisten Simon Zhang und Michael Brandtner in ihrem Gastbeitrag. Und sie orten den nächsten großen Turboschub der Digitalisierung.

Während China langsam wieder auf dem Weg Richtung Normalisierung geht, sorgt in Europa das Corona-Virus für die genau gegenteilige Entwicklung: Universitäten, Fachhochschulen und Schulen werden in vielen Ländern gesperrt, Messen und Veranstaltungen abgesagt und das öffentliche Leben so stark eingeschränkt. Damit ergeben sich für die Wirtschaft in vielen Bereichen kurzfristig und teilweise auch langfristig enorme Probleme.

Simon Zhang ©Ries Global

Gleichzeitig sollte Europa aber drei große Entwicklungen im Auge haben, die sich seit Beginn des Corona-Virus in China abzeichnen und auch in Zukunft abzeichnen werden.

(1) Der noch einmal verstärkte Trend in Richtung „online“.

China ist heute bereits der größte Online-Marktplatz dieser Erde. Mit den von der chinesischen Regierung gesetzten Quarantänemaßnahmen bekam diese Entwicklung einen weiteren Turboschub. Während davon natürlich die klassischen Online-Anbieter wie Alibaba profitierten, konnten vor allem folgende Bereiche digital enorm zulegen: Online-Konferenzen, Online-Schulungen und medizinische Online-Dienste. Dabei setzten nicht nur Unternehmen verstärkt auf Online-Schulungen, sondern vor allem auch Online-Kurse für Grund- und Mittelschüler boomen.

Die Downloads der Corporate Social Networking-App „DingTalk“ von Alibaba übertrafen die persönlichen Social Networking-Apps, die sonst im App Store an erster Stelle standen. Auch das Team von Ries China hat zum ersten Mal Klienten per Videokonferenz bei strategischer Positionierung unterstützt. Hier zeichnet sich in China bereits heute ab, dass viele dieser Maßnahmen auch in Zukunft genutzt werden. Das Corona-Virus sorgte dafür, dass bisherige technische und vor allem auch mentale Einstiegsbarrieren überwunden wurden.

(2) Der Trend in Richtung ergänzende Internet-Innovationen

Der Gründer von „Xibei“, einem der großen chinesischen Gastronomie- und Catering-Unternehmen mit über 20.000 Mitarbeitern, dem auch dutzende anderer großer Restaurants gehören, erklärte frühzeitig gegenüber den Medien, dass das Unternehmen innerhalb von drei Monaten schließen müsse, weil die Restaurants nicht normal öffnen und arbeiten könnten. Seine Worte erregten nicht nur die Aufmerksamkeit in der Catering- und Restaurant-Branche, sondern auch viele andere konventionelle Unternehmen sahen sich plötzlich einem ähnlichen Risiko ausgesetzt.

Dadurch wird es in China in Zukunft mit Sicherheit einen verstärkten Trend in Richtung Omni- und Multi-Channel-Konzepte geben. Standen bisher bei diesen Entwicklungen vor allem Kundenwünsche bzw. Umsatz- und Gewinndenken im Vordergrund, kommt jetzt der Motivationsfaktor „Risikostreuung“ hinzu. So gesehen werden hier in Zukunft entweder bestehende Geschäftsmodelle um digitale Dienste ergänzt oder es werden auch komplett neue Geschäftsmodelle unter bestehenden und neuen Marken entstehen.

(3) Der Trend zum „Live-Verkauf“ im Internet

Da sich die Aufmerksamkeit der Menschen in der Zeit der Quarantäne sehr stark auf das Internet verlagerte, waren auch die Unternehmen gezwungen, verstärkt in Online-Marketing zu investieren. Der beliebteste Marketing-Ansatz wurde dabei der Verkauf über Live-Videos. Speziell viele konventionelle Branchen, wie etwa auch die Automobilindustrie setzten verstärkt auf dieses Instrument.

Dabei erkannten viele dieser Unternehmen, dass dieses Instrument nicht nur zum Verkauf geeignet ist, sondern dass man so auch die Daten von potenziellen Kunden für zukünftige digitale und auch analoge Maßnahmen gewinnen kann. Wurde bereits vorher der Verkauf über Live-Streaming als das neue Milliardengeschäft in China bezeichnet, dürfte das Corona-Virus diese Art der Vermarktung auch nachhaltig auf weitere Branchen und Unternehmen ausgedehnt haben.

Die Gewinner und die Verlierer

Kurz- und auch langfristig gehören damit die digitalen Geschäftsmodelle mit Sicherheit zu den großen Gewinnern. Kurzfristig waren zudem vor allem auch „gesundheitsfördernde“ Lebensmittel- und Nahrungsergänzungsmittel die ganz großen Gewinner in China. Speziell Medienberichte über Joghurts, die die Abwehrkräfte stärken, sorgten für verstärkte Nachfrage. Ebenfalls profitierten Tiefkühlkost und Instant-Lebensmittel.

Kurzfristig gesehen sind vor allem der Tourismus in Summe und damit speziell auch Hotellerie, Gastronomie und alle anderen damit verbundenen Bereiche wie etwa auch Fluglinien oder auch Messen massiv betroffen. Das gilt dementsprechend auch für den Geschäftstourismus. So dauerte es etwa nach dem SARS-Virus fast ein Jahr, bis sich das Gaststättengewerbe in Peking davon wieder erholt hatte. Langfristig gesehen werden die meisten Branchen wieder zur Normalität zurückkehren.

Allerdings werden die herkömmlichen analogen Geschäftsmodelle durch den kurzfristig ausgelösten Auf- und Anstieg diverser digitaler Geschäftsmodelle und digitaler Vermarktungsmodelle heute und in Zukunft einer stärkeren Konkurrenz ausgesetzt sein. Beispielsweise kündigte in China bereits ein großes Offline-Weiterbildungsunternehmen für Hochschulstudenten nach dem Ausbruch des Corona-Virus die Auflösung an.

Fazit: Isoliert für Europa betrachtet, könnten auch hier die von den Regierungen gesetzten Maßnahmen einen Digitialisierungsschub auslösen, der nachhaltige Konsequenzen für die Wirtschaft in Summe hat. Global betrachtet könnte das Corona-Virus aber vor allem dafür sorgen, dass China seine bisherige strategische und auch operative Stellung in der digitalen Welt weiter ausbaut. So gesehen könnte und sollte Europa diese Situation auch als Chance sehen, um selbst die Digitalisierung voranzutreiben.

Die Autoren

 

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