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Business

Studie: So verändert die Coronakrise den Einzelhandel

Mirko Warschun ©Kearney / Jan Voth

Retail. Im Einzelhandel ist durch die Coronakrise weltweit kein Stein auf dem anderen geblieben. Durch die aktuellen Isolationsmaßnahmen haben sich aber auch neue Chancen für die Zukunft herauskristallisiert, so Unternehmensberater Kearney.

China scheint in der Corona-Krise das Schlimmste überstanden zu haben und fährt seine Unternehmen wieder hoch. Dem heimischen Handel steht dagegen noch eine lange Durststrecke ins Haus, die laut Unternehmensberater Kearney besonders in bereits angeschlagenen Branchen, wie z.B. dem Modehandel, Opfer fordern werde, so eine aktuelle Studie von Unternehmensberater Kearney.

„Schon länger leidet der stationäre Modehandel unter dem Rückgang der Shop-Besucherzahlen. Was offline verloren ging, floss stattdessen in die Kassen der Online-Shops. Immer mehr Läden mussten aufgeben, ein Problem nicht nur für die Eigentümer, sondern auch für die Zentren kleinerer und mittlerer Städte“, so Mirko Warschun, Leiter der Retail und Konsumgütersparte bei Kearney.

Nun kommt die Corona-Krise hinzu und wirke wie ein Katalysator: Gerade kleine Händler werden ihrer Geschäftsgrundlage beraubt, während Kreditlinien und Rechnungen weitergezahlt werden müssen. „Wer jetzt noch kein attraktives Online-Angebot hat, dem droht nicht nur ein finanzieller Engpass, sondern auch der Verlust weiterer Marktanteile an Mitbewerber. Niemand kann vorhersagen, wie lange der Lockdown für den stationären Modehandel andauern und was im Herbst passieren wird. Es könnte eine erneute Schließungswelle drohen“, so Warschun.

Weniger Lieferungen aus China

Aber selbst nach Ende des Lockdowns stelle sich die Frage, was Modehändler im Herbst in ihren Shops überhaupt anbieten werden: „Die Produktion der Herbstkollektionen hätte eigentlich schon beginnen sollen, doch erst jetzt nehmen erste Produktionsstätten in China und Südostasien ihren Betrieb wieder auf. In der Türkei oder auch in Spanien bleibt die Situation jeweils weiter angespannt. Es drohen Engpässe und ein verschärfter Kampf um die Lieferungen. Wer hier nicht über die notwendige Liquidität verfügt, droht abgehängt zu werden, denn viele Wettbewerber aus dem Online-Segment verfügen über die volleren Kassen. Jeder Tag des Abwartens ist einer zu viel“, so Warschun.

Neue Trends am Horizont

Kearney ortet vier Trends, die den weltweiten Einzelhandel stark beeinflussen werden:

Trend 1: Die „Alten“ entdecken den Online-Handel, Junge lassen Lebensmittel liefern

Bisher war der Einzelhandel eher zurückhaltend, wenn es um das Online-Geschäft mit frischen Lebensmitteln ging. Während der aktuellen Epidemie sind allerdings die älteren Konsumenten am stärksten durch das Virus gefährdet, sodass sie häufig zu Hause bleiben und online einkaufen. Gleichzeitig müssen die Jüngeren auf Restaurantbesuche verzichten und sollen sich stattdessen Lebensmittel liefern lassen, wodurch die Nachfrage nach frischer Ware zusätzlich steigt, so Kearney.

Das Ergebnis: Die bisherige Zurückhaltung sei einer großen Nachfrage nach frischen Lebensmitteln im Onlinehandel gewichen, heißt es. Mit der wachsenden Nachfrage im E-Commerce habe gleichzeitig auch der Druck auf der Angebotsseite zugenommen, wodurch es zu Lieferengpässen kam.

„Unsere Recherchen vor Ort haben ergeben, dass die Fehlbestände im E-Commerce größer waren als in den konventionellen Supermärkten und kleineren Lebensmittelgeschäften. Wir gehen davon aus, dass dies auf fehlende Investitionen in die Lieferkette zurückzuführen ist und dass die Onlinepioniere hier vom traditionellen Einzelhandel lernen können“, so Warschun.

Trend 2: Offline-to-Online-Konzepte

E-Commerce über Social-Media-Kanäle und die Marktfragmentierung entwickeln sich von besonderen Maßnahmen in der Krise zur neuen Normalität für den stationären Einzelhandel. Da die meisten Läden in den Städten wegen der Epidemie geschlossen sind, biete das Offline-to-Online-Konzept eine Möglichkeit für Händler, das Geschäft mit ihren Kunden vor Ort aufrechtzuerhalten.

Dies geschehe häufig unter Verwendung von WeChat-Miniprogrammen, Live-Streaming und kurzen Videos, heißt es. Händler haben diese Schritte zwar aus einer dringenden Notwendigkeit heraus gesetzt, doch Kearney erwartet, dass diese Konzepte nach dem Ende der Epidemie zum Bestandteil des Tagesgeschäfts im traditionellen Einzelhandel werden.

Darüber hinaus sei der Traffic bisher „sehr fragmentiert“ gewesen, was durch „unabhängige Aktivitäten einer großen Anzahl von Offline-Einzelhändlern auf verschiedenen Medien“ verursacht wurde, heißt es. Auch die Durchführung von Transaktionen sei dezentral erfolgt. Wobei laut Kearney verschiedene Agenten Aufgaben wie die Bestellung über ein WeChat- Miniprogramm und die Produktlieferung über Ladengeschäfte vor Ort übernahmen.

Trend 3: Die Akzeptanz des „kontaktlosen“ Einzelhandels steigt bei Retailern und Kunden.

China hat massiv versucht, das Coronavirus einzudämmen. Folglich haben Einzelhändler und Gemeinden verschiedene Services eingeführt, die dabei helfen sollten, physische Kontakte zu vermeiden.

Die Studie geht davon aus, dass die wachsende Zahl von Abhol- und Self-Service-Stationen auch auf der Nachfrageseite ein günstiges Umfeld für die automatisierte Auslieferung schafft. Entscheidend werde jedoch sein, die letzte Meile mit Drop-off-Stationen und zentralen Abholstationen zu gestalten, um den automatisierten, kontaktlosen Betrieb deutlich einfacher zu gestalten.

Trend 4: Große Handelsplattformen werden stärker, Start-ups haben es in Zukunft schwerer

Die plattformbasierte Integration werde weiterhin kleinere und unabhängige Retailer in größere Einzelhandelssysteme einbinden, so Kearney. Die Konjunkturschwäche infolge der Epidemie führe nun dazu, dass vielen kleinen und mittleren Unternehmen die Insolvenz droht. Weil der Markt heute weniger risikofreudig sei, werde es für Start-ups mit ihrem höheren Bedarf an Fremdfinanzierung möglicherweise schwerer zu überleben.

Gleichzeitig erwarten die Studienautoren, dass besonders kapitalintensive Retailer, darunter auch Restaurants und Convenience Stores, am härtesten getroffen werden. Im Gegensatz dazu hätten große Handelsunternehmen gezeigt, wie gut sie Konsumenten mobilisieren und technologische Vorteile nutzen können, um die Krise durch weitere Kundenakquisition und zusätzlichen Umsatz in eine Chance zu verwandeln.

Große Plattformen hätten in dieser Zeit auch ein breiteres Spektrum an Anbietern und Kunden hinzugewonnen, heißt es. Für Händler auf größeren Plattformen sei es dabei am wichtigsten, dass sie sich auf leistungsfähige Ressourcen und technische Funktionalitäten verlassen können.

„Die chinesische Suning-Retail-Cloud-Plattform organisierte in kurzer Zeit mehr als 5.000 Ladeninhaber, um gemeinsam über die Plattform den Verkauf außerhalb der Ladengeschäfte zu ermöglichen. Einige Inhaber erzielten so 30 bis 80 Prozent ihrer üblichen Umsätze, während ihre Geschäfte geschlossen waren“, so Warschun.

 

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