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Bildung & Uni, Business

WU Wien analysiert länderspezifische Streitkultur

Nadine Thielemann ©WU Wien / Claudia Pfeil

Management. Eine WU-Studie hat sprachlich-kulturelle Unterschiede am Arbeitsplatz analysiert: Der Umgang mit Anweisungen und Kritik unterscheidet sich stark von Land zu Land.

Kulturelle Unterschiede in der Kommunikation können in einer zunehmend internationalen Arbeitswelt zur Herausforderung werden – vor allem dann, wenn sie sich in schwierigen Situationen wie bei Beschwerden oder Verfehlungen herauskristallisieren.

WU-Professorin Nadine Thielemann, Leiterin des Department für Fremdsprachliche Wirtschaftskommunikation und ihr wissenschaftliches Team haben in einer aktuellen Studie untersucht, wie berufliche Kritik in Frankreich, Deutschland, Russland, Österreich und Polen kommunikativ gehandhabt werden. Die Studie wurde anhand einer Online-Umfrage bei wissenschaftlichen Mitarbeitern an Universitäten durchgeführt.

Unterschiede konnten dabei in der Art und Weise festgestellt werden, wie der Lösungsvorschlag unterbreitet wird:

  • Die französischen Teilnehmer tendierten dazu, das Problem direkt anzusprechen und dem Mitarbeiter klar die Verantwortung dafür zuzuschreiben, bevor schließlich eine Lösung eingefordert wurde.
  • Im Russischen und Polnischen wurde der Lösungsvorschlag unmittelbar als Aufforderung zu handeln realisiert.
  • In den deutschsprachigen Daten wurde eher analytisch vorgegangen. Hier bat die Führungskraft oftmals zunächst um ein Bild der Lage und machte zudem ein Unterstützungsangebot um auf eine Lösung hinzuarbeiten.

Auffällig sei, dass in Deutschland und Frankreich Führungskräfte ihre Beschwerde wesentlich seltener rechtfertigen mussten: „Die französischen Beschwerden illustrieren ein sehr macht- bzw. statusbewusstes Handeln, welches der Führungskraft erlaubt, Verfehlungen direkt anzusprechen und Kompensationen einzufordern, ohne sich dabei auf Diskussionen einlassen zu müssen. Auch deutschen Führungskräfte mussten ihre Kritik selten rechtfertigen, zeigten sich allerdings sehr konstruktiv, da sie den Mitarbeitenden auch in kritischen Situationen noch relativ viel Handlungsautonomie zugestanden“, so Thielemann.

Die slawischen Daten sollen eine ähnlich starke Lösungsorientierung aufweisen, wobei die Führungskraft die Lösung hier direkt vom Mitarbeitenden einfordert, ohne diesem dabei viel Gestaltungsspielraum zu lassen, heißt es.

Unterschiede bei der Konfliktvermeidung

In der Beschwerdekommunikation bestehe auch die Möglichkeit, das Risiko einer Konfrontation zu vermeiden, also eine Beschwerde gar nicht vorzubringen. Kulturen seien dabei oft unterschiedlich bereit, das „soziale Risiko“ einer Beschwerde einzugehen, so Thielemann.

Die Studienergebnisse zeigen, dass man sich im deutschsprachigen Raum selten ein Blatt vor den Mund nimmt: Bei den deutschen Probanden zeichnete sich eine besonders ausgeprägte Beschwerdeneigung ab, dicht gefolgt von den österreichischen Teilnehmern.

Das Gegenteil fand sich in Frankreich: In den französischen Daten entschieden sich mehr als die Hälfte für eine Vermeidungsstrategie und gaben an, keine direkte Beschwerde zu realisieren.

Bei geringer Verfehlung bestehe die Beschwerde sprachübergreifend zumeist ausschließlich aus einem Lösungsvorschlag, wobei dieser in den russischen Daten auch in Form einer inklusiven Aufforderung („Lasst uns…“) realisiert sein kann. In den anderen Sprachen dagegen fordere der Sprecher die Kollegen als potentielle Urheber direkt dazu auf, das angemahnte Verhalten in Zukunft zu unterlassen bzw. den Missstand zu beheben.

„Die russischen und deutschen Teilnehmer versuchten außerdem häufiger als die mit anderen Sprachen, die Beschwerdehandlung durch Humor in ihrer sozialen Wirkung abzufedern“, so die Studienautorin.

 

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