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Business, Recht, Tools

Interview: picturemaxx handelt mit Fotos und jagt Bild-Piraten

Gerhard Feigl ©Lisa Hantke / picturemaxx

Foto-Marktplatz. Die picturemaxx AG positioniert sich als Netzwerk und Marktplatz für Profi-Fotos. Im Interview sprechen CEO Gerhard Feigl und CTO Marcin Czyzewski über den Markt und die automatisierte Jagd auf Bilderdiebe.

Die deutsche picturemaxx AG sieht sich als ein weltweit führendes Netzwerk professioneller Anbieter und Nutzer von digitalen Fotos. Mit Gerhard Feigl und Marcin Czyzewski hat picturemaxx seit Ende 2019 bzw. Anfang 2020 einen neuen CEO und einen neuen CTO.

Marcin Czyzewski ©Lisa Hantke / picturemaxx

Die beiden Führungskräfte standen mit den Lock-downs zur Bekämpfung des Coronavirus schon zum Amtsantritt einer Krise gegenüber. Im Interview schildern sie die Auswirkungen auf das Geschäft der Fotografen und die möglichen langfristigen Trends, die sich aus der Corona-Krise ergeben. Nicht zu kurz kommt dabei die Jagd auf Bilder-Diebe in der digitalen Welt – ein nicht unwichtiges Thema für das Foto-Netzwerk.

Extrajournal.Net: Was bedeutet die Corona-Krise für Ihr Unternehmen?

Marcin Czyzewski: Zunächst ist es wichtig, dass Leben und Gesundheit geschützt werden und das ist es, worauf wir uns im Augenblick konzentrieren. Schon frühzeitig haben wir dafür gesorgt, dass der Geschäftsbetrieb ortsunabhängig laufen kann. Alle Mitarbeiter können ganz oder zum großen Teil von zu Hause aus arbeiten. Das empfehlen wir auch unseren Kunden.

Da die picturemaxx Software nicht an einen bestimmten Arbeitsplatz gebunden ist, können unsere Kunden in vielen Fällen ebenfalls von zu Hause aus Bilder recherchieren oder ihre Datenbanken pflegen, ohne dass neue Software-Lizenzen gekauft werden müssen.

Wohin entwickelt sich der Markt?

Gerhard Feigl: Wir glauben, dass die digitalen Bildmedien ihre führende Rolle als Kommunikationsmedium weiter ausbauen werden und sich dadurch das Nutzungsverhalten ändert. Das beinhaltet große wirtschaftliche Chancen, kann aber auch zu einer Konsolidierung des Marktes führen. Diese Entwicklung könnte durch die Corona-Krise beschleunigt werden. Letztlich hängt vieles von den nächsten Wochen und Monaten ab.

Zurück zu picturemaxx selbst: Wie positioniert sich Ihr Marktplatz in der neuen, immer digitaler werdenden Welt der Fotos und Bildrechte?

Feigl: Was uns auszeichnet, ist die übergreifende Mediensuche bei Bildagenturen und Content-Portalen. Mit nur einer Suche lassen sich mit my-picturemaxx Bilder aus verschiedensten Quellen und über viele Kollektionen hinweg finden. Das erleichtert die Arbeit unserer Kunden enorm. Zudem ist picturemaxx der Pionier der Branche, der seine Lösungen seit Beginn nicht nur für, sondern direkt mit den Kunden entwickelt.

Czyzewski: Wichtig war der Schritt von der Individual- zur Standard-Software und eine Technologie, die sich leicht skalieren lässt. Auch heute setzen wir immer auf neueste technische Infrastruktur. Und deshalb sind wir die Nummer eins für übergreifende Mediensuche bei Bildagenturen und Content-Portalen. Als logische Ergänzung dazu bieten wir Lösungen zum Aufbau von Medienarchiven in Unternehmen, Behörden oder im Kultursektor. Dazu gab es regelmäßig Anfragen, weil in den Betrieben immer mehr Medien anfallen, die sinnvoll organisiert und verwaltet werden wollen.

Feigl: Nicht nur die produzierten Bilder werden immer mehr, sondern auch die Anzahl der benötigten Bilder. Mit my-picturemaxx bieten wir den Zugriff auf einen Marktplatz, auf dem alle relevanten Bildanbieter ihre Assets zur Verfügung stellen.

Sie wollen also Ihre User durch eine einzige Suchanfrage ans Ziel bringen?

Czyzewski: Genau das ist der Vorteil, als Redakteur oder Marketer muss ich nicht jede Quelle einzeln angehen. Das Suchen, Finden und Anbieten wird dadurch einfacher, zeitsparender und erfolgt in einem rechtlich sicheren Umfeld. Unsere vielen Kunden im Profi-Bereich berichten uns immer wieder, wie nützlich unsere Suchmaschine für sie ist.

„Bildportale wie Adobe Stock sind Partner, nicht Konkurrenten“

Viele Bildverbraucher nutzen inzwischen Adobe Stock oder Shutterstock, um geeignete Bilder zu finden. Empfinden Sie das als Konkurrenz?

Feigl: Bildportale wie diese beiden großen gibt es natürlich zuhauf. Wenn von Käuferseite Bedarf an dem Material besteht – und das ist bei den genannten klar der Fall – sehen wir diese als potenzielle Partner und nicht als Konkurrenten. Im deutschsprachigen Raum ist uns zudem kein weiteres übergreifendes Werkzeug bekannt, das viele Portale und mehrere hundert Bildagenturen vereint.

Würden Sie denn Adobe Stock und Shutterstock in Ihr Netzwerk aufnehmen?

Feigl: Wir arbeiten mit beiden zusammen, Shutterstock ist bereits im Mediennetzwerk vertreten. Wichtig sind aber auch die vielen Spezialanbieter, oft weniger bekannte Brands, die bestimmte Themen qualitativ hochwertig und in ungeahnter Tiefe abdecken, beispielsweise Eishockey, Pferde, Medizingeschichte oder Nutzpflanzen.

Czyzewski: In unserem Mediennetzwerk arbeiten wir mit professionellen Bildanbietern zusammen. Sie bieten kuratierte Bilder an, haben Themenschwerpunkte und arbeiten mit speziellen Filtermöglichkeiten. Wir ermöglichen aggregiertes Suchen über alle Anbieterquellen und Kollektionen hinweg.

Gerade haben wir mit der neuen Version unserer Profi-Metasuchmaschine den Matrix-Filter eingeführt, ein neuartiges Filterwerkzeug, das die Möglichkeiten, schnell zum richtigen Bild zu kommen, deutlich verbessert. Daneben werden ein spezieller Datumsfilter, Filterung nach Material der letzten 24 Stunden, vorbereitete Kollektionen zu aktuellen Themen und ein Kalenderservice mit Events, Geburtstagen und Jubiläen angeboten.

Welche Vorteile soll dieser neue Matrix-Filter bieten?

Czyzewski: Bislang galt der kleinste gemeinsame Nenner aller angeschlossenen Medienanbieter als die ideale Lösung, um die besten Suchergebnisse zu erhalten. Individuelle Spezialfilter, wie sie beispielsweise Bildagenturen mit Food-, Film-, People-, historischem oder botanischem Material anbieten, fielen unter den Tisch. Dieses Prinzip haben wir auf den Kopf gestellt.

Czyzewski: Wir haben die oft nachgefragten Filter vorbereitet, um eine sinnvolle Zusatzoption bieten zu können, insbesondere dann, wenn der Anwender mit seiner Schlagwortsuche nicht die gewünschten Ergebnisse erhält. Der Anwender wählt die Medienanbieter aus, die er durchsuchen will, und der Matrix-Filter schlägt zusätzlich die Spezialfilter vor, die diese Medienanbieter bereitstellen.

Wählt der Anwender einen solchen Filter aus, erfolgt im Hintergrund ein Matching identischer Spezialthemen und die Suche wird bei denjenigen Anbietern ausgeführt, die mit Sicherheit Ergebnisse für diese Anfrage bereithalten. Der besondere Vorteil dabei ist, dass der Anwender keine Kenntnis darüber haben muss, welche Spezialfilter von welchem Anbieter angeboten werden.

So werden Bilder online verkauft

Wie können Fotografen picturemaxx für die digitale Vermarktung ihrer Bilder nutzen?

Feigl: Unsere Anbieter-Software ist auf das komplette Business von Bildagenturen zugeschnitten und somit für Fotografen meist überdimensioniert. Die Bildagenturen setzen die ihnen anvertrauten Bilder unter ihrer Marke richtig in Szene und nutzen die speziellen Marketingtools.

Einzelfotografen ist zu empfehlen, sich passenden Agenturen oder Portalen anzuschließen, die mit picturemaxx zusammenarbeiten. Damit fahren sie nicht nur bei der Vermarktung ihrer Bilder gut, sie partizipieren auch noch an einem weiteren Vorteil, unserem Service picturemaxx RightsControl.

RightsControl ist ein Service, der Urhebern ermöglichen soll, in den Weiten der Online-Welt nach unbefugten Nutzern ihrer Bilder zu suchen. Sie wollen also den Fotografen dazu verhelfen, die Übeltäter zur Kasse zu bitten?

Feigl: Dieser professionelle Service ist für jeden Fotografen und jede Bildagentur wichtig, denn wir spüren illegale Foto-Nutzungen auf und treiben das Honorar dafür ein. Die Rechteinhaber und die Urheber können nachträglich rechtmäßig vergütet werden. Wir kooperieren dabei mit dem darauf spezialisierten Dienstleister Image Professionals.

Seit wann bieten Sie diesen Service an?

Feigl: Picturemaxx RightsControl bieten wir erst seit kurzem an. Unser Partner Image Professionals hat jedoch langjährige Erfahrung beim Aufspüren unrechtmäßiger Nutzungen von Bildern. Seit 2012 bietet Image Professionals diesen Service auch anderen Unternehmen an.

Wieviel Bilder wurden bereits als missbräuchlich identifiziert?

Feigl: Konkret wurde von Image Professionals bislang allein in Deutschland eine fünfstellige Zahl an unerlaubten Nutzungen erfolgreich gelöst und damit die Urheber nachträglich vergütet. Zu picturemaxx RightsControl können wir noch keine Angaben machen. Aber nach unserer Erfahrung stehen einer legalen Nutzung eines professionellen Bildes durchschnittlich bis zu fünf missbräuchliche Nutzungen im Netz gegenüber. Die Bild-Piraterie hat riesige, existenzbedrohende Dimensionen angenommen. Die entgangenen Erlöse durch die illegale, kommerzielle Nutzung von Bildern übersteigen nicht selten den regulären Jahresumsatz des Rechteanbieters. Der wirtschaftliche Schaden ist sehr hoch und zerstört das reguläre Geschäftsmodell. Der Einsatz von picturemaxx RightsControl lohnt sich auf jeden Fall.

Wie funktioniert dieser Service technisch?

Czyzewski: Das Handling ist sehr einfach, denn die Fotos von picturemaxx Kunden, die picturemaxx Agency oder Corporate mit der Backstage-Datenbank nutzen, müssen für die Suche nach illegalen Duplikaten im Internet nicht erneut hochgeladen werden. Nach Klärung der individuellen Voraussetzungen kann der Service gebucht werden und schon wird geprüft.

Welche Tools beziehungsweise Methoden werden genutzt?

Czyzewski: Es gibt etliche technologische Ansätze zur Aufdeckung von unerlaubten Nutzungen und ebenso vielfältige Monetarisierungswege. Unser Alleinstellungsmerkmal liegt darin, dass wir alle diese Ansätze kombinieren und mit der Glaubwürdigkeit eines langjährigen Marktführers im professionellen Bildgeschäft verknüpfen.

Geht das alles automatisch?

Czyzewski: Nein. Der Aufwand, allen unerlaubten Nutzungen nachzugehen, wäre zu groß. Bei uns beurteilen Experten, welcher illegalen kommerziellen Nutzung erfolgreich nachgegangen werden kann.

Sie gehen also nicht allen illegalen Nutzungen nach?

Feigl: Aus Erfahrung wissen wir, dass nicht jeder Fall von Bild-Piraterie erfolgreich monetarisiert werden kann. In solchen Fällen kann man sich die Kosten für aussichtslose Klagen sparen.

Und was müssen die Rechteinhaber tun, damit Sie aktiv werden?

Czyzewski: Wer sich für RightsControl entscheidet, bekommt die im Internet genutzten Bilder präsentiert, zu denen ein Missbrauchsverdacht besteht. Rechteinhaber müssen dann lediglich prüfen, ob die Nutzung unrechtmäßig ist. Ist das der Fall, übernimmt picturemaxx RightsControl und treibt das Honorar ein. Im Erfolgsfall wird eine anteilige Provision abgerechnet. Kunden, die ihre Bilder über die picturemaxx Infrastruktur speichern, können unseren Rechteverfolgungsservice RightsControl ohne technischen Mehraufwand und ohne Zusatzkosten nutzen. Das bedeutet puren Mehrwert für Rechteverwalter und Rechteinhaber.

Was kostet picturemaxx selbst?

Feigl: Für Neukunden der Mediensuchmaschine bieten wir die Möglichkeit, mit ein bis maximal zwei Gratis-Lizenzen in die Bildersuche mit my-picturemaxx einzusteigen und sich bis Jahresende von den Vorteilen zu überzeugen. Medienanbietern mit oder ohne bestehendes Archiv erstellen wir individuelle Angebote, die mit dem gespeicherten Datenvolumen bzw. den bereitgestellten Medien auf der tatsächlichen Nutzung basieren.

Wenn Sie etwas weiter in die Zukunft schauen, wohin geht die Entwicklung von picturemaxx?

Feigl: Wir werden uns neu aufstellen. Auf Basis der bisherigen Entwicklung werden der Marktplatz und die angebotene Technik neu und zukunftsweisend definiert, um die Zielgruppe der potentiellen Abnehmer signifikant zu erhöhen. Dazu gehört es auch, das Kundenerlebnis in den Mittelpunkt zu stellen: das für den Nutzer beste Bild in kürzester Zeit zu finden. Dabei spielt KI im Bereich der Bilderkennung und im Nutzerverhalten eine zentrale Rolle. Wichtig ist, die Medienanbieter in allen Facetten partnerschaftlich zu unterstützen. Es gilt weiterhin, wirtschaftlich zu arbeiten und die besten Bilder zu Verfügung zu stellen.

 

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