Mercedes-Benz EQV ©Mercedes-Benz AG
Stuttgart. Mit dem Mercedes-Benz EQV hat der Daimler-Konzern die erste Großraumlimousine mit reinem E-Antrieb vorgestellt: Bis zu 8 Sitzplätze, bis zu 418 km Reichweite.
Der EQV kombiniere die Variabilität der mit Verbrennungsmotor angetriebenen Mercedes V-Klasse mit den Vorteilen eines lokal emissionsfreien Antriebs, heißt es: Darüber hinaus sei der EQV in ein elektromobiles Ökosystem aus intelligenter Navigation mit aktivem Reichweitenmanagement und Cloud-basierten Diensten und Apps eingebunden. Als zentrale Steuereinheit dient das Infotainmentsystem MBUX (Mercedes-Benz User Experience).
Allerdings soll der neue Große (Kleinbus) von Mercedes nicht nur durch Benutzerfreundlichkeit glänzen: Maßstäbe für elektrische Mobilität in seiner Klasse setze der EQV mit seiner Reichweite von bis zu 418 Kilometern. Mit verschiedenen Konfigurationsmöglichkeiten soll er sich an ein breites Einsatzspektrum für unterschiedlichste Kundenbedürfnisse anpassen lassen.
Natürlich hat all das auch seinen Preis: Die deutsche Motorpresse schätzt rund 70.000 Euro für die 5,14 m-Variante des EQV (Marktstart ist diesen Herbst), was gegenüber einem klassischen Mercedes V mit Dieselantrieb in ähnlicher Leistungsklasse rund 20.000 Euro Aufpreis bedeutet. Nun ja, zum Glück gibt es mittlerweile in zahlreichen Ländern hohe Förderungen.
Bis zu 8 Personen im E-Auto
Da die Batterie schwerpunktgünstig und platzsparend im Unterboden verbaut ist, bietet der EQV laut Mercedes-Benz die gleiche Variabilität und Funktionalität im Innenraum wie sein konventionell angetriebenes Schwestermodell, die V-Klasse: Platz ist für Sitzplätze für bis zu acht Personen und einen Gepäckraum mit einem Volumen von bis zu 1.410 Liter. Der EQV eigne sich als Familien- und Freizeitfahrzeug ebenso wie als repräsentativer Dienstwagen oder als VIP- und Hotelshuttle.
„Wir elektrifizieren konsequent alle unsere Baureihen und können schon heute, wie kein anderer Hersteller, die Wünsche unserer Kunden nach batterie-elektrischen Fahrzeugen mit dem eVito, dem eSprinter, und jetzt auch mit unserer 100 Prozent elektrischen Premium-Großraumlimousine, dem EQV erfüllen“, so Marcus Breitschwerdt, Leiter Mercedes-Benz Vans.
Produziert wird die vollelektrische Großraumlimousine in Vitoria, Spanien, auf einer Linie mit der konventionell angetriebenen Mercedes-Benz V-Klasse für eine flexible Produktion entsprechend der Kundennachfrage.
Mit bis zu 204 PS unterwegs
Neben hoher Funktionalität biete der EQV viel batterie-elektrischen Fahrspaß mit einem maximalen Drehmoment von 362 Newtonmetern. Der Elektromotor hat eine Spitzenleistung von 150 kW (204 PS) und eine Dauerleistung von 70 kW (95 PS), er fahre sich komfortabel, leise und agil – vor allem wegen des tiefen Schwerpunkts. Strom liefert eine wassergekühlte Lithium-Ionen-Batterie mit einer nutzbaren Kapazität von 90 kWh.
Auf Wunsch gibt es außerdem die Luftfeder Airmatic mit automatischer Niveau-Regulierung. Bei Bedarf kann die Bodenfreiheit erhöht werden und bei höheren Geschwindigkeiten senkt das System das Fahrzeugniveau ab und verringert so den Luftwiderstand – für die Reichweite eines E-Autos ein willkommener Faktor, gerade wenn der Stromer so ein großer Brummer wie der Mercedes EQV ist.
Ach ja, die Höchstgeschwindigkeit: Die liegt bei 140 bis 160 km/h. Etwas verwirrend, aber Tatsache: Die reguläre Höchstgeschwindigkeit des Mercedes-Benz EQV liegt bei 140 km/h. Gegen einen kleinen Aufpreis schaltet Daimler die 160 km/h frei. Wozu das gut ist, da es anscheinend sonst keinen weiteren technischen Unterschied gibt, das wissen wir leider nicht.
Die Elektronik im Cockpit
Mercedes verspricht den EQV-Käufern die – möglichst weitgehende – Befreiung von Reichenweitenangst, was entsprechende Assistenten im Infotainmentsystem MBUX sowie die Mercedes me App bewerkstelligen sollen. Über den hochauflösenden 10,25 Zoll Touchscreen lassen sich im MBUX EQ-Menü die EQ-spezifischen Anzeigen und Einstellungen bedienen. Beispielweise können die Vorklimatisierung aktiviert, die Ladeeinstellungen angepasst und die Navigation mit Electric Intelligence sowie die Mercedes me Charge-Funktionen bedient werden.
Die elektrische Intelligenz beginne bei der Planung der Fahrt – entweder über MBUX im Fahrzeug oder die Mercedes me App im Vorfeld. So lasse sich der Familienausflug bequem vom Frühstückstisch aus planen: Einfach das Fahrtziel und die gewünschte Abfahrtszeit für die Vorklimatisierung wählen, damit der EQV schon zu Fahrtbeginn angenehm temperiert ist.
Beim Start aktualisiere MBUX die per App ans Fahrzeug gesendete Route auf Basis zahlreicher Faktoren wie den aktuellen Verkehrs- und Wetterdaten, der Strecken-Topografie, der aktuellen Reichweite und der verfügbaren Ladestationen. Dazu gibt es ein Navigationssystem mit optimierter Routenwahl (mögilchst wenige Ladestopps, möglichst kurze Ladezeiten). Durch die Anzeige „Range on Map“ erkenne der Fahrer, wie groß seine Reichweite ohne Zwischenladen noch ist.
Schnellladen für Taxifahrer und Shuttle-Piloten
Der EQV beherrscht serienmäßig sowohl Wechselstromladen (AC) zu Hause oder an öffentlichen Ladestationen mit bis zu 11 kW als auch Gleichstromladen (DC) an Schnellladesäulen mit bis zu 110 kW. Dank der Schnellladefunktion können zum Beispiel Taxi- oder Shuttlefahrer zwischen den Touren oder während der Fahrzeugaufbereitung rasch nachladen, verspricht Mercedes.
Auch ist es möglich zu definieren, bei welchem Batterieladestand das Fahrzeug den nächsten Ladestopp vorschlägt oder mit welcher Restreichweite man am Ziel ankommen möchte. Den Zugang zu öffentlichen Ladestationen ermöglicht Mercedes me Charge. Vor dem Ladestart identifiziert sich der registrierte Kunde via MBUX, per Mercedes me App oder mit der Mercedes me Charge Ladekarte – alles andere werde, inklusive Bezahlvorgang, automatisch geregelt.
Rekuperation kann auf Wunsch ausgeschaltet werden
Die Energierückgewinnung im Schub- und Bremsbetrieb (Rekuperation) sorgt bei E-Autos für ein effizientes Fahren: Bei einer Reduktion des Tempos wird die Batterie aufgeladen und so die Reichweite erhöht. Beim Mercedes EQV lässt sich die Intensität der Rekuperation über Schaltwippen hinter dem Lenkrad einstellen. Fünf Rekuperationsstufen stehen zur Auswahl – zwischen hoher Rekuperation, die „Ein-Pedal-Fahren“ ermöglicht, bis zur kompletten Abschaltung der Rekuperation.
Zusätzlich gibt es vier Fahrprogramme für die Wahl zwischen maximalem Komfort oder maximaler Reichweite. Dabei wird die Antriebsleistung von 150 kW auf bis zu 80 kW heruntergeregelt, um Reichweite zu gewinnen.