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Business, Recht, Tools

A-Trust-Chef Butz: „Das digitale Europa muss seine User stärken“

Michael Butz ©A-Trust

Digitale Unterschrift. Die Handy-Signatur gewinnt in Corona-Zeiten laufend neue User: A-Trust-Chef Michael Butz spricht im Interview über die „Ermächtigung“ europäischer User in Zeiten globaler Online-Giganten und die kommenden Tools.

Extrajournal.Net: Das österreichische Unternehmen A-Trust bietet mit der Handy-Signatur die Möglichkeit, Dokumente online zu unterzeichnen sowie Geschäftsabschlüsse und Amtswege aus der Entfernung zu erledigen. Sie haben zuletzt deutliche User-Zuwächse gemeldet. Sind das die Auswirkungen der Pandemie?

Michael Butz: Wir verzeichnen derzeit im Schnitt 30.000 bis 40.000 neue Signatur-Anwender pro Monat. Insgesamt kommen wir aktuell auf rund 1,6 Millionen User. Natürlich verspürte die Handy-Signatur während des Corona-Lockdowns einen Boost. Wir haben aber auch schon in der Vergangenheit andere Situationen gesehen, bei denen es starke Zuwächse gab, beispielsweise zur Volksbegehren-Zeit: Unterstützungserklärungen können nämlich vollkommen digital mit Handy-Signatur abgegeben werden.

„Man hat gesehen, dass es ohne Digitalisierung nicht geht“

Die digitalen Systeme funktionieren inzwischen sehr gut und man hat in der Corona-Situation gesehen, dass es ohne Digitalisierung nicht geht. Man kann damit einen kompletten Betrieb führen. Unsere Hilfsmittel haben in der Situation zuverlässig geholfen.

Wofür wird die Signatur am häufigsten eingesetzt?

Butz: Die Handy-Signatur gilt dank ihrer 2-Faktor-Authentifizierung als einer der sichersten Login-Lösungen – und vor allem kann man mit ihr digital rechtsgültig unterschreiben. Die A-Trust Signaturbox – eine Signaturlösung für Unternehmen mit hohen Compliance-Anforderungen – ermöglicht es sogar, mehrere Dokumente gleichzeitig zu unterschreiben. Aber grundsätzlich gilt natürlich, dass wir mit der Handy-Signatur nur die Infrastruktur stellen. Wir wissen also nicht immer genau, wo die Handy-Signatur Verwendung findet – und wir dürfen es auch gar nicht wissen.

Das führt manchmal zu der Situation, dass User der Meinung sind, unser System funktioniere nicht – während es in Wirklichkeit der Server des Dienstleisters ist, bei dem sie sich gerade mit unserer App einzuloggen versuchen. Daher bieten wir auf unserer Website eine Momentaufnahme, die immer zeigt wie viele Anwender es derzeit gibt undob das System funktioniert. Man kann dort jederzeit nachsehen und festzustellen, ob unsere Infrastruktur ein Problem hat. (Anm.: https://www.a-trust.at/handystat/)

Österreich hat im Lockdown viel über digitales Arbeiten gelernt. Sind wir jetzt besser auf solche Ausnahmesituationen vorbereitet?

Butz: Ich will es einmal so formulieren: Früher bekamen die CEOs in ihrem Unternehmen eine Unterschriftenmappe vorgelegt, die Dokumente enthielt, die sie dann unterschrieben haben. Doch im Lockdown haben die IT-Manager der Unternehmen dafür gesorgt, dass auch die Chefs daheim die Infrastruktur zur Verfügung haben, um digital unterschreiben zu können.

Sogar Richter haben im Frühjahr die Ausstattung bekommen, um Verfahren weitgehend online führen zu können. Es hat sich in dieser Situation einfach gezeigt, dass man die digitalen Systeme für Teleworking, Konferenzen usw. braucht. Früher hatte man diese Systeme zwar bereits verfügbar, aber man hatte sie nur sozusagen „auch“ – sie hatten keine Priorität. Das hat sich jetzt geändert. Natürlich sorgt diese Situation für Auftrieb für uns. Das Besondere ist: Die Handy-Signatur ist das einzige Tool, mit dem rechtsverbindlich digital unterschrieben werden kann.

Mit dem E-ID kommt jetzt ein europaweites System, um rechtsverbindliche Unterschriften zu ermöglichen. Was ist konkret geplant?

Butz: Der E-ID kommt, um damit europaweit natürliche Personen sich rechtsverbindlich identifizieren und damit diese europaweit Rechtsgeschäfte tätigen können. Der E-ID ist quasi eine Weiterentwicklung der Handy-Signatur. Einziger Unterschied: Der E-ID wird nur mehr behördlich ausgegeben und User haben die Möglichkeit ihren E-ID mit Attributen aus staatlichen Registern zu verknüpfen, wie etwa Meldedaten. Dies obliegt aber alleine dem Bürger.

Für juristische Personen – also Unternehmen und Institutionen – gibt es schon jetzt das eIDAS-konforme digitale Firmensiegel. Wir als Trust Center sind sehr um die Harmonisierung digitaler Identitäten bemüht, daher kann unsere Signatur jetzt bereits schon im Ausland eingesetzt werden.

Wer verwendet Ihr System bereits im Ausland?

Butz: Das sind zum Beispiel Auslandsösterreicher, die Außenstellen der Wirtschaftskammer Österreich und viele mehr. Typischerweise sind es allerdings Österreicher. Bei ausländischen Staatsbürgern haben wir derzeit noch das Problem, dass wir sie eigens in ein Register aufnehmen müssen, sonst dürfen wir für Ausländer keine rechtsverbindliche Signatur ausstellen. Sehr wohl können wir aber auch für Ausländer derzeit bereits ein qualifiziertes Zertifikat ausstellen.

„Ich kann unterschreiben, indem ich in mein Handy schaue“

Schlägt sich das Wachstum bei den User-Zahlen auch im Wachstum des Unternehmens A-Trust nieder?

Butz: Wir blicken zwar schon auf eine längere Unternehmensgeschichte zurück, sind aber auch hochgradig automatisiert, sodass es in dieser Zeit nicht zu einer großen Ausweitung der Mitarbeiterzahl gekommen ist. Tatsächlich wird A-Trust heuer 20 Jahre alt. Unser Wachstum ist grundsätzlich in mehreren Etappen erfolgt. Zunächst gab es unsere Signatur nur auf der Bankomatkarte, da war die Akzeptanz geringer, da ein eigener Kartenleser nötig war. Im Jahr 2009 kamen wir auf die E-Card, die hatte jeder in Österreich – das war bereits ein wichtiger Schritt.

2010 wurde dann die Handy-Signatur eingeführt und hat rasantes Wachstum ausgelöst. Der Hauptgrund war, dass das Smartphone generell ganz neue Anwendungsbereiche erschlossen hat, und die Handy-Signatur zum rechtsgültigen Abschluss eine wichtige Funktion dabei erfüllt. Ein Beispiel: Ich kann heute unterschreiben, indem ich in mein Handy hineinschaue. Wer hätte das noch vor wenigen Jahren gedacht.

A-Trust ist ein Unternehmen im Eigentum von Kammern und Interessensvertretungen – sozusagen ein Stück Digital-Infrastruktur Österreichs. Wo sehen Sie die wichtigen Aufgaben der A-Trust für die Zukunft?

Butz: Wir müssen uns in Europa dahin entwickeln, eine eigene europäische Infrastruktur für die Digitalisierung aufzubauen. So bieten wir jedem User automatisch und kostenlos zur Handy-Signatur den e-Tresor, wo sie beispielsweise Dokumente sicher ablegen und abrufen können. Es ist also eine österreichische Cloud-Lösung – und dieses Thema gewinnt ständig an Bedeutung innerhalb der EU. Wir sagen, dass eine echte europäische Cloud Folgendes können muss:

  • sie muss europäische Infrastruktur einsetzen, also u.a. europäische Server
  • sie muss ausschließlich für die User da sein
  • sie darf die Daten der User nicht für Marketingzwecke einsetzen

Wie wichtig ist der Datenschutz bei der Entwicklung neuer Tools?

Butz: Das Thema Datenschutz gewinnt dramatisch an Bedeutung. Einerseits geht es um die Sicherheit der Nutzerdaten. Unsere Signaturbox ist beispielweise eine Signaturlösung für hochsensible Dokumente, wie etwa Gesundheitsdaten, und weist daher ein extrem hohes Sicherheitsniveau auf. Aber auch die Daten unserer Handy-Signatur-User sind in unserem Hochsicherheitsrechenzentrum safe – Sicherheit und Datenschutz stehen bei A-Trust immer an erster Stelle. Es spielt aber auch das Thema Verschlüsselung generell eine wichtige Rolle. Es wird im Internet viel mehr authentifiziert werden müssen, um Störmanöver von dritter Seite zu verhindern.

„Wir wollen die User ermächtigen“

Generell sehe ich hier ein Umdenken. In den USA herrschte ja lange ein völlig anderes Verständnis des Themas als in Europa, doch auch in Amerika beginnt man jetzt umzudenken. Freilich gibt es immer noch einige große Unternehmen, die gegen den Ausbau des Datenschutzes sind. Sie stellen sich auf den Standpunkt, dass die Daten der User ihnen gehören. Manche Internet-Riesen sind anscheinend sogar der Meinung, das gesamte Internet gehöre ihnen. Wir dagegen sehen es als unsere Aufgabe an, die User zu ermächtigen. Und diese Stärkung der User wird in Europa noch sehr an Bedeutung gewinnen.

 

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