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Finanz, Recht, Tools

Weltkindertag: „In 70% der Fonds steckt Kinderarbeit“

Reinhard Heiserer ©Jugend Eine Welt

Nachhaltigkeit. Zum heutigen Weltkindertag erinnert Jugend Eine Welt an das UN-Verbot der Kinderarbeit: Diese stecke in 70% der von Cleanvest geprüften Investmentfonds.

Schutz vor Ausbeutung und Kinderarbeit: Für geschätzte rund 150 Millionen Mädchen und Burschen im Alter zwischen 5 und 17 Jahren gilt dieser zentrale Punkt der seit 21 Jahren bestehenden UN-Konvention über die Rechte des Kindes nicht.

Anlässlich des internationalen Tages der Kinderrechte (Weltkindertag) am 20. November erinnert die internationale Hilfsorganisation Jugend Eine Welt daran, dass laut Artikel 32 der Konvention Kinder nicht zu Arbeiten herangezogen werden dürfen, die Gefahren mit sich bringen, ihre Gesundheit schädigen, ihre Erziehung behindern und sie in ihrer Entwicklung gefährden.

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich unter anderem mit den SDGs (Sustainable Development Goals, Ziel 8) darauf geeinigt, bis zum Jahr 2025 jeglicher Form von missbräuchlicher Kinderarbeit ein Ende zu setzen. Nach Angaben der UNICEF gab es in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Kampf gegen Kinderarbeit weltweit einige Erfolge.

Durch die Covid-19 Krise mit ihren negativen Folgen auf die Weltwirtschaft drohe dieser positiven Entwicklung nunmehr jedoch ein Rückschlag. So könnten etwa Arbeitslosigkeit und damit wachsende Armut dazu führen, dass Kinder zum Familieneinkommen beitragen müssen.

Ein Ausbaugebiet für nachhaltige Investments

„Entscheidend ist nun auch wieder das Agieren der Finanzbranche – Unternehmen samt ihren Zulieferern, die Kinder für sich arbeiten lassen, dürfen nicht vom Geld der Anleger profitieren“, so Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer.

Privatinvestoren sollen mithilfe der Vergleichsplattform Cleanvest der Wiener Social Impact-Firma ESG Plus abschätzen können, ob sie mit ihrem Aktienfonds Kinderarbeit finanzieren helfen: Heiserers Organisation hat dazu eine Partnerschaft mit Cleanvest abgeschlossen. Cleanvest biete kostenlos auf seiner Website einen Überblick, ob ein Investment-Fonds bzw. die darin gebündelten verschiedenen Aktien börsennotierter Unternehmen frei von Kinderarbeit sind.

Dabei zeige sich: 70% der analysierten Fonds beinhalten Kinderarbeit, das entspricht einem Volumen von 427 Milliarden Euro. Insgesamt können derzeit rund 4.000 Fonds und ETFs und die darin steckenden mehr als 15.000 Unternehmen bewertet werden. Neben Kinderarbeit gibt es noch acht weitere Selektionskriterien wie zum Beispiel Gesundheit & Bildung, grüne Technologien, Frei von Waffen, Frei von Kohle, Frei von Öl & Gas.

Nachhaltigkeit ist in der Finanzbranche ein Schlagwort der Stunde. „Viele ÖsterreicherInnen wünschen sich, ihr Geld in nachhaltig agierende Unternehmen anzulegen. Leider fehlt vielen Angeboten die Transparenz, das verhindert ein stärkeres Engagement der InvestorInnen“, so Elisabeth Müller, Leiterin von ESG Plus

Wo Kinderarbeit häufig vorkommt

Laut der jüngsten von Cleanvest erstellten Auswertung der „Top 10 Branchen, in denen Kinderarbeit vorkommt“, rangiert die Kobalt-Lieferkette an der Spitze, gefolgt von Landwirtschaft (vor allem Plantagen), Kaffee & Kakao, Minen, Palmöl, Bekleidungs-Lieferkette (vor allem Baumwolle), Haselnuss, Internet & Filmindustrie, Tabak und Thunfisch.

„Kinderarbeit hat viele Gesichter, die Grenzen zwischen zumutbaren familiären Hilfstätigkeiten und tatsächlich schädlicher Arbeit sind fließend, oft genug tritt sie lokal gut versteckt auf“, so Heiserer. So könne etwa die für eine internationale Modekette produzierende Fabrik guten Gewissens verkünden, keine Kinder zu beschäftigen – zugleich jedoch Arbeit an weibliche Heimarbeiter auslagern, bei denen Kinder weit über ein kindgerechtes Maß hinaus mithelfen müssen.

Heiserer: „Man muss die mitunter große Zahl an Zulieferern – oft Familien, Kleinunternehmer – im Auge haben, um tatsächlich ein Gesamtbild zu erhalten.“ Um dem Anliegen Nachdruck zu verleihen, hat die UNO das Jahr 2021 zum „Internationalen Jahr für die Beseitigung der Kinderarbeit“ ausgerufen.

 

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