Wien. Ein DLA Piper-Report untersucht die Auswirkungen der Corona-Krise auf Unternehmenskäufe und Fusionen sowie dabei auftretende Streitigkeiten.
„Im zweiten Quartal 2020 war eine bedeutende Verlangsamung der Akquisitionstätigkeiten zu beobachten. Viele Unternehmen waren mehr auf das eigene Überleben als auf M&A bedacht, was zu einem starken Ansteigen des Reorganisationsgeschäftes führte“, sagt Christoph Mager, Partner und Leiter der Gesellschaftsrechts- und M&A-Praxisgruppe im Wiener Büro von DLA Piper: „Nach der Sommerpause hat der M&A-Markt – angetrieben von korrigierten Preiserwartungen und anhaltend hohen Mengen an Schnellhilfen und Krediten – wieder zugelegt und ist aktuell bereits wieder auf ‘Vor-Covid-Niveau‘.“
Es handelt sich allerdings um einen gespaltenen Markt, heißt es weiter: Transaktionen, in die besonders attraktive Unternehmen aus aufstrebenden Sektoren involviert sind, oder solche, denen Notlagen zugrunde liegen, werden schneller abgewickelt. „Alltäglichere Deals hingegen nehmen mehr Zeit in Anspruch. Wir erwarten, dass diese unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den M&A Prozessen auch 2021 eine Fortsetzung finden“, so Mager.
Die Entwicklungen im Bereich M&A spiegeln das von den Pandemie-Maßnahmen getragene Wachstum bestimmter Branchen wider. Auf den Bereich Technologie, der nicht zuletzt vom verstärkten Online-Handel profitiert hat, entfällt laut dem aktuellen DLA Piper-Report auf internationaler Ebene mit 18 Prozent (bzw. 21 Prozent nach dem ersten Lockdown) der größte Anteil. Dies gilt auch für Österreich, hierzulande gefolgt von Pharma.
Die Trends bei Share Deals
Share Deals, bei denen ein Unternehmen durch Kauf von Aktienanteilen und nicht durch den Kauf des Grundstücks und anderer Güter übernommen wird, sind international gesehen unverändert in der Mehrzahl. Überraschend ist jedoch der Anstieg der Minority Share Deals um 87 Prozent im Vergleich zum Vorjahr: In diesem Fall werden Minderheitenanteile einer Gesellschaft erworben. Das deute darauf hin, dass Käufer beabsichtigen, auf diese Weise Kosten und Risiko in wirtschaftlich unsicheren Zeiten zu reduzieren bzw. vermehrt zu diversifizieren.
Diese Entwicklung führte in den vergangenen Monaten auch dazu, dass Auktionsprozesse in Branchen, die nicht vom Pandemietrend unmittelbar profitieren (wie Technologie und Pharma), in mehr als doppelt so vielen Fällen wie in den letzten Jahren letztlich nicht von den Verkäufern abgeschlossen werden konnten, heißt es weiter.
Anstieg der Streitigkeiten erwartet
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie treten teilweise erst verspätet hervor: DLA Piper erwartet nach Abschluss der nun stattfindenden Reorganisationen einen signifikanten Anstieg der von Covid-19 betroffenen M&A-Transaktionen im Jahr 2021.
Zudem sei mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten, dass die Pandemie zu einer Zunahme von Streitigkeiten aus M&A-Transaktionen führen wird. Über 60 Prozent der im Report untersuchten Jurisdiktionen bestätigten, dass die Zahl der Forderungen bereits zugenommen hat.