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Business, Finanz, Recht, Steuer

Wiener Börse glänzt mit neuen Anleihen laut EY-Studie

Gerhard Schwartz ©EY Österreich / Michael Kobler

Finanzmarkt. Trotz Corona-Krise kam es 2020 zu einem weltweiten Rekord bei Börsegängen. Wien ist der am schnellsten wachsende Börsenplatz für Anleihe-Emittenten in Europa, so EY.

Das Ausnahme-Jahr 2020 verabschiedet sich mit einem starken Schlussquartal und verhilft dem weltweiten IPO-Markt so zu neuen Höchstständen: Weltweit haben 2020 insgesamt 1.322 Unternehmen den Schritt aufs Börse-Parkett gewagt – das waren 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Das weltweite Emissionsvolumen stieg sogar um 26 Prozent auf 263 Milliarden US-Dollar und damit auf den höchsten Wert seit dem Jahr 2010, so die aktuelle Marktstudie „IPO-Barometer“ von Beratungsmulti EY.

  • Besonders stark gestiegen ist das Emissionsvolumen demnach in den USA: um 69 Prozent auf 86 Milliarden US-Dollar. Die Zahl der Transaktionen an den US-Börsen kletterte um 32 Prozent auf 222.
  • China (einschließlich Hongkong) verzeichnete ein Wachstum des Emissionsvolumens um 51 Prozent auf 116 Milliarden US-Dollar, während die Zahl der IPOs um 41 Prozent auf 514 stieg.
  • Auch in Europa ging es aufwärts – allerdings mit niedrigeren Wachstumsraten. Die Zahl der Börsengänge stieg um 17 Prozent auf 176, das Emissionsvolumen kletterte um neun Prozent auf 27 Milliarden US-Dollar.

Es kommt viel Geld herein

Als sehr robust erwies sich das vierte Quartal auch mit einem Anstieg der weltweiten Emissionserlöse gegenüber dem sehr starken Vorjahreszeitraum um vier Prozent auf 97 Milliarden US-Dollar, während die Zahl der Transaktionen um 19 Prozent auf 448 kletterte. Die positive Entwicklung war allerdings nicht auf allen IPO-Märkten spürbar:

  • So gingen an den chinesischen Börsen die Erlöse um sechs Prozent zurück, die Zahl der Deals sank um 14 Prozent.
  • Die USA und Europa verzeichneten im vierten Quartal hingegen deutliche Zuwächse – sowohl beim Emissionsvolumen als auch in Bezug auf die Zahl der IPOs.

„Auf den ersten Blick erscheint es ungewöhnlich, dass in einem so schwierigen Jahr wie 2020 Börsengänge derartig boomen“, stellt Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich, fest. „Allerdings ist ein wichtiger Treiber des IPO-Geschehens nach wie vor die enorm hohe Liquidität, die im Markt ist und nach Anlagemöglichkeiten sucht.“

Zudem zeige sich derzeit einmal mehr, dass der Markt für Börsengänge relativ wenig über die Gegenwart, aber viel über die Zukunft sagt, heißt es bei EY: „Zum einen führte die Pandemie zu einem ungeahnten und nicht wieder rückgängig zu machenden Digitalisierungsboom, von dem gerade Börsengänge von Technologieunternehmen profitieren und weiter profitieren werden. Zum anderen beschleunigte die Pandemie Entwicklungen in vielen Branchen, für die es sonst Jahre oder Jahrzehnte brauchte. Sie hat aber gleichzeitig in vielen Gesellschaften auch erhebliche Defizite aufgedeckt, für die nun Lösungen gesucht werden“, sagt Schwartz.

„2020 war Disruption pur“, so Schwartz weiter. „Für die Wirtschaft, aber auch in Bezug auf die Art, wie wir arbeiten und einkaufen, wie wir uns fortbewegen, wie wir unsere Freizeit verbringen und wie wir kommunizieren. In diesem Jahr haben einige Trends enorm an Bedeutung gewonnen – und damit auch vielversprechenden Börsenkandidaten zu neuen Wachstumschancen verholfen. Neben dem Technologiesektor geriet gerade der Gesundheitssektor im IPO-Markt in den Fokus der Investoren.“

Börsenotierte Mantelgesellschaften sind en vogue

Auch die Herangehensweise der Unternehmen an einen Börsengang habe sich in diesem Jahr stark verändert, so Schwartz: „Die IPO-Platzierungsphase wurde dank virtueller Roadshows deutlich digitaler und schlanker. Damit einhergehend haben kürzere Roadshows das Volatilitäts- und Preisrisiko reduziert. Und in diesem Jahr haben zudem sogenannte SPAC – das sind börsennotierte Mantelgesellschaften – endgültig ihren Durchbruch in den USA gefeiert.“

Der Fortgang der Covid-19-Impfungen und die Implikationen der US-Präsidentschaftswahl sowie des Brexits werden auf das IPO-Sentiment im Jahr 2021 Einfluss haben, erwarten die Studienautoren weiter.

Wo Österreichs Finanzmarkt stark ist

An der Börse Wien debütierten im Jahr 2020 aktienseitig fünf Neuzugänge in den Einstiegssegmenten direct market bzw. direct market plus. Die zwei österreichischen Firmen sind die Grazer Immobilienfirma Aventa AG (direct market plus) sowie die Holding des Salzburger Nährstoff-Spezialisten Biogena Group Invest AG (direct market).

Zu den internationalen Listings zählen SunMirror AG, Creactives Group S.p.A. und CAG International AG (alle direct market). Im prime market nutzten zwei Immobilienunternehmen das Jahr für Kapitalerhöhungen: Immofinanz AG (171,6 Mio. EUR) und S Immo AG (148,9 Mio. EUR). Bei Anleihen-Listings steuert die Wiener Börse auf ein weiteres Rekordjahr zu. 3.000 neue Bonds machen Wien zum schnellst wachsenden Börsenplatz für Anleihe-Emittenten in Europa, so EY.

230 SPAC-Notierungen in 2020

Nachdem im Jahr 2019 weltweit 60 SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) an der Börse notiert wurden und dabei insgesamt 13,7 Milliarden US-Dollar eingesammelt hatten, stieg die Zahl der neuen SPAC-Listings im Jahr 2020 auf 230 – fast eine Vervierfachung. Das Emissionsvolumen lag 2020 bei 75,8 Milliarden US-Dollar.

„Der Zusammenschluss mit einem SPAC zählt zu den alternativen Optionen für IPO-Kandidaten, die in volatilen Zeiten nach einem möglichst sicheren und planbaren Weg an die Börse suchen. Gerade in den USA, zunehmend aber auch in Europa, ziehen Emittenten derzeit einen Zusammenschluss mit einem SPAC in Betracht – und das längst nicht mehr nur als Plan B-Option, wie es in der Vergangenheit oft der Fall war“, sagt Schwartz.

China stellt die drei größten IPOs

  • Im Jahr 2020 entfielen 33 Prozent der weltweiten Emissionserlöse auf IPOs von Technologieunternehmen, die gleichzeitig 24 Prozent aller Deals ausmachten.
  • An zweiter Stelle stehen IPOs von Unternehmen aus dem Gesundheitssektor (19 % der Erlöse, 17 % der Transaktionen).
  • Die weltweit größte Transaktion im Jahr 2020 war der Börsengang des chinesischen Chip-Herstellers Semiconductor Manufacturing International, der 7,6 Milliarden US-Dollar einbrachte, gefolgt vom IPO des chinesischen Online Händlers JD.com, der 4,5 Milliarden US-Dollar einspielte. An dritter Stelle folgt mit einem Emissionsvolumen von 4,4 Milliarden US-Dollar das IPO des chinesischen Hochgeschwindigkeitsbahnbetreibers Beijing-Shanghai High Speed Railway.
  • Die größte Transaktion eines europäischen Unternehmens war der Börsengang des niederländischen Kaffeekonzerns JDE Peet’s NV, der 2,9 Milliarden US-Dollar einsammelte.
  • Im weltweiten Börsen-Ranking liegt in diesem Jahr die NASDAQ mit einem Volumen von 55,1 Milliarden US-Dollar auf dem ersten Platz, gefolgt von der Börse in Hongkong (50,1 Milliarden US-Dollar).

 

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