Barbaros Uygun ©ING
Niedrigzinsen. Die ING Bank will in Österreich künftig nur noch im Firmenkunden-Geschäft tätig sein. Den privaten Online-Sparern sagt man im Juni Lebewohl.
Die ING richtet ihr Bankgeschäft in Österreich neu aus und konzentriert sich künftig auf das Geschäft mit Firmenkunden (Wholesale Banking). Für das Privatkundengeschäft plant die Bank, den österreichischen Markt bis zum Jahresende 2021 zu verlassen, heißt es in einer aktuellen Aussendung.
„Relativ kleiner Akteur in einem gesättigten Markt“
„Wir sind in Österreich in mehr als 18 Jahren moderat, aber stetig gewachsen und haben in einem etablierten Bankenmarkt Fuß fassen können. Allerdings stoßen wir als relativ kleiner Akteur in einem gesättigten Markt an Wachstumsgrenzen. Daher evaluieren wir strategische Optionen, die auch einen möglichen Verkauf des Privatkundengeschäfts in Österreich beinhalten“, so Barbaros Uygun, CEO der ING in Österreich. Das derzeit extrem tiefe Zinsniveau macht derzeit bekanntlich für alle Banken das Geschäft mit Spareinlagen eher unattraktiv.
Ein erster konkreter Schritt der ING ist nun, per Anfang Juni 2021 Beziehungen zu Kunden zu beenden, die ausschließlich Sparkonten bei der ING Österreich führen. Kunden erhalten dazu ab Anfang April individuelle Informationen, heißt es weiter.
Kunden mit Girokonten, Depots sowie Konsum- oder Immobilienkrediten sind von diesem Schritt zunächst nicht betroffen. Allgemeine Fragen beantworte man auf der Webseite.
Barbaros Uygun: „Die ING in Österreich hat sich in den letzten Jahren über den Ausbau ihres Produktangebotes als digitale Hausbank aufgestellt. Allerdings sind wir historisch über Sparkunden gewachsen, weshalb Spareinlagen heute mit Abstand den größten Anteil an unserem Portfolio haben. Angesichts der aktuellen Markt- und Zinssituation müssen wir uns in einem ersten Schritt leider von reinen Sparkunden trennen.“ Im Firmenkundengeschäft sehe man in Österreich weiterhin Wachstumspotenzial und will die führende Position bei nachhaltigen Finanzierungen weiter ausbauen.
Die Lage und die Zukunft
In Österreich hatte die ING im Jahr 2003 mit einem einfachen – und erfolgreichen – Tagesgeldangebot begonnen und das Angebot sukzessive über Girokonten, Konsumkredite, Wertpapiere und zuletzt Immobilienkredite ausgebaut. 2020 zählte die ING in Österreich rund 550.000 Privatkunden, davon 50.000 Hausbankkunden, die neben dem Girokonto mit regelmäßigem Geldeingang mindestens ein weiteres Produkt der Bank nutzen.
Die ING ist Teil des niederländischen Finanzkonzerns ING Group und betreut am heimischen Markt über eine halbe Million private Kunden sowie zahlreiche Unternehmen. Man hat rund 340 Mitarbeiter im Privatkundengeschäft und 14 Mitarbeiter im Firmenkundengeschäft am Standort Wien.
