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Business, Recht, Steuer

Über 70% der Mittelständler erhalten Corona-Hilfen

Erich Lehner ©EY / Christina Häusler

Wien. Über 70 Prozent der mittelständischen Unternehmen Österreichs nehmen Corona-Staatshilfen in Anspruch, so eine EY-Umfrage.

Die heimischen mittelständischen Betriebe durchlebten in den vergangenen Monaten stürmische Zeiten, heißt es beim Big Four-Multi EY:

  • Der Anteil jener Unternehmen, die die Covid-19-Krise bisher mit einem blauen Auge überstanden hat, ist gering – nur jeder siebte Mittelständler (14%) spürt keine Auswirkungen.
  • Fast zwei von drei Befragten (64%) haben infolge der Pandemie Umsatzrückgänge verzeichnen müssen.
  • Auch Bestellungen und Anfragen waren bei der Hälfte (50%) rückläufig, jeder Dritte (35%) klagt über Auftragsstornierungen.
  • Probleme mit der Lieferkette gab es bei gut jedem vierten Betrieb (28%).
  • Die Zahl der Gewinner liegt im einstelligen Bereich: Sieben Prozent profitierten von Umsatzzuwächsen, acht Prozent konnten die Produktion von neuen Produkten aufnehmen.

Die Zahlen stammen aus dem aktuellen „EY-Mittelstandsbarometer“, einer Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY, für die laut den Angaben 800 mittelständische, nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeitern in Österreich befragt wurden.

„Wichtig ist jetzt der Blick nach vorne“

Die Corona-Pandemie hat Schlag auf Schlag die heimische KMU-Landschaft durchgerüttelt und viele sind leider auf der Strecke geblieben, heißt es bei den Studienautoren: „Nur wenige konnten aus den letzten Monaten Profit ziehen. Wichtig ist der Blick nach vorne – Unternehmen brauchen eine klare Strategie für die Zeit nach der Krise. Österreichs Mittelstand ist von Innovation geprägt. Auf diese Stärke sollten sich Unternehmen jetzt besinnen und innovative Leistungen erbringen, die die Kunden sowohl vor als auch nach der Krise erwartet haben“, so Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich.

Weitere Umsatzrückgänge prognostiziert

Auch der bis zum Beginn des zweiten Lockdowns im November vorherrschende Optimismus ist derzeit stark eingetrübt:

  • Dass sich die Umsatzentwicklung bis zum Halbjahr 2021 positiv entwickeln wird, glauben nur acht Prozent.
  • 47 Prozent gehen aktuell davon aus, die Umsätze halten zu können.
  • 45% rechnen Corona-bedingt mit niedrigeren Umsätzen als ursprünglich geplant.

Im Durchschnitt wird erwartet, dass die Umsätze um zehn Prozent niedriger ausfallen werden als kalkuliert. Wenig überraschend ist, dass vor allem die Tourismusbranche (86%) davon ausgeht, aufgrund von Covid-19 geringere Umsätze zu lukrieren als angestrebt – gerechnet wird mit einem Minus von durchschnittlich einem Drittel (33%). Im Bereich Handel und Konsumgüter zeigen sich 54 Prozent ebenfalls pessimistisch, was die kurzfristigen Umsätze betrifft.

„Durch die Lockdowns mussten die Hotellerie und viele Freizeitattraktionen schließen – von In- und Auslandsreisen ganz zu schweigen. Und der Onlinehandel kann die Schließungen des stationären Handels natürlich nicht völlig kompensieren. Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen war es hier auch kaum oder gar nicht möglich, Alternativen auf die Beine zu stellen, um trotz der Restriktionen Geld einzunehmen. Das schlägt sich nun stark auf die wirtschaftliche Lage der Sparten Tourismus und Konsumgüter nieder“, meint Klaus Haberfehlner, Partner bei EY-Parthenon und Leiter des Bereichs strategisch-operative Restrukturierung. Den betroffenen Unternehmen wird nun zu einer schonungslosen Standortbestimmung geraten, wie es heißt: Es bringe nichts, um jeden Preis veraltete Strukturen zu erhalten.

Die weniger betroffenen Branchen

Am bislang wenigsten negativ betroffen zeigt sich der Immobiliensektor – hier erwartet jeder neunte Betrieb (11%) sogar eine Umsatzsteigerung, 14 Prozent rechnen aber auch hier mit Umsatzrückgängen – im Durchschnitt jedoch lediglich von einem Prozent.

Auch die Sparten Energie- und Wasserversorgung (-2%) sowie die Industrie (-4%) gehen davon aus, sich mit einem geringen Minus durch die kommenden Monate navigieren zu können.

So werden die Corona-Hilfen eingesetzt

Fast drei Viertel der mittelständischen Betriebe (71%) haben im vergangenen Jahr staatliche Unterstützungsleistungen in Anspruch genommen:

  • Wichtigstes Instrument war die Kurzarbeit, die von 64 Prozent genutzt wurde. Dennoch konnten leider nicht alle Entlassungen verhindert werden: 16 Prozent der KMU mussten in Folge der Pandemie Mitarbeiter abbauen.
  • Um den Betrieb weiterhin über Wasser zu halten, suchte ein Viertel (25%) um Steuerstundungen an.
  • 15 Prozent beantragten einen Fixkostenzuschuss.
  • Härtefonds für KMU bzw. Stundungen der Sozialversicherungsbeiträge von EPU nahmen zwölf Prozent in Gebrauch.

Quer durch alle Wirtschaftszweige nahm jeweils die Mehrheit der befragten Unternehmen einzelne staatliche Unterstützungsangebote in Anspruch – speziell der Tourismussektor (96%). Das Schlusslicht – auf hohem Niveau – bildeten Unternehmen in den Bereichen Energie- und Wasserversorgung sowie die Dienstleister inklusive Finanzdienstleistern (je 57%) und der Bereich Real Estate (58%).

„Von der Kurzarbeit zur Investitionsprämie übergehen“

Grundsätzlich sind zwei Typen von Instrumentarien zur Krisenbewältigung zu unterscheiden:

  • Strukturerhaltende Maßnahmen wie die Kurzarbeit einerseits und
  • strukturerneuernde Maßnahmen wie beispielsweise die Investitionsprämie andererseits.

„Wichtig ist, dass die Wirkung strukturerhaltender Maßnahmen mit der Dauer der Krise laufend abnimmt – weil die Strukturen, die damit erhalten werden sollen, in einer sich verändernden Welt zunehmend an Relevanz verlieren. Gleichzeitig gewinnen strukturerneuernde Maßnahmen mit andauerndem Krisenverlauf an Bedeutung. Entscheider und Politik müssen also zunehmend den Fokus von Strukturerhalt auf Strukturerneuerung richten und diese mutig in Angriff nehmen.“, so Johannes Schneider, Partner bei EY-Parthenon.

Mehrheit rechnet mit Erholung nach einem Jahr

Auch in den kommenden Monaten ist mit einer häufigen Nutzung staatlicher Hilfspakete zu rechnen:

  • Immerhin jeder dritte Mittelständler (33%) gibt an, zumindest einzelne Hilfsmaßnahmen neu beantragen zu wollen – sieben Prozent sich noch nicht sicher. Im Tourismusbereich planen sogar zwei von drei Unternehmen (67%) die Neubeantragung staatlicher Hilfsmaßnahmen in den kommenden Monaten. Am niedrigsten ist dieser Anteil in der Immobilienbranche: Dort will nur rund jeder achte Betrieb (13%) in den nächsten Monaten einen neuen Antrag auf Unterstützungsleistungen stellen.
  • Mehr als jeder zweite Mittelständler (57%) geht aktuell davon aus, dass sich das eigene Unternehmen innerhalb eines Jahres von der Krise erholt haben wird. Ein Fünftel (24%) meint sogar, dass das in sechs Monaten der Fall sein wird. Immerhin 34 Prozent der Befragten erwarten allerdings, dass die Erholung länger als ein Jahr dauern wird. Nur jeder 50. Betrieb ist sich unschlüssig, ob jemals wieder das Vor-COVID-19-Niveau erreicht werden kann.

„Die heimischen Mittelständler zeichnen sich vor allem durch Realismus aus und sind sich sehr wohl bewusst, dass die Veränderungen, die die Corona-Krise mit sich gezogen hat, nicht von einen Tag auf den anderen rückgängig zu machen sind. Das Ziel muss es sein, gemeinsam mit der Politik an einem Strang zu ziehen, um die österreichische Wirtschaft gemeinsam wieder anzukurbeln“, so Haberfehlner.

 

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