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Erste Group stoppt Finanzierungen für Kohle

Bernhard Spalt ©Vali Mirea / Erste Bank

Nachhaltigkeit. Die Erste Group will ihr Kreditportfolio grüner machen und beendet die Finanzierung von Kraftwerkskohle. CEO Bernd Spalt verkündet die Botschaft persönlich.

Nach einer Verzögerung aufgrund der globalen Pandemie habe die Erste Group Ende 2020 die lange geplante Überprüfung der Kapitel über fossile Brennstoffe in ihrer „Responsible Financing Policy“ durchgeführt, teilte die Großbank heute mit: Die Erste reagiere damit auf die erhöhte Dringlichkeit durch die steigenden globalen Temperaturen und verschärfe ihre Finanzierungsparameter für Aktivitäten im Zusammenhang mit Kraftwerkskohle.

„Die Corona-Pandemie ist eine offensichtliche Chance für einen ökologischen Umschwung der gesamten Wirtschaft. Ich bin der Überzeugung, dass zukünftiges Wachstum aus nachhaltigen Projekten kommen muss“, so Bernd Spalt, CEO der Erste Group, anlässlich der Unterzeichnung der neuen Richtlinie durch den Vorstand der Erste Group.

Beendigung der Geschäftsaktivitäten im Kohlesektor

Die im Pariser Abkommen von 2015 festgelegte Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C kann nur erreicht werden, wenn die Nutzung von Kohle als Energiequelle bereits bis 2030 ausläuft, heißt es. Insofern gibt sich auch die Erste Group ein wenig Raum zum Manövrieren: Sie verpflichtet sich, ihre Finanzierungen für die Sektoren Kraftwerkskohleabbau und Kohleverstromung schrittweise zu reduzieren. Das Ziel sei es, das Netto-Engagement bis 2030 auf null zu reduzieren. Allerdings gibt es einen sofortigen Stopp für neue einschlägige Finanzierungen bei der Ersten.

In Bezug auf Kohle habe die Erste Group zwar bereits jetzt ein geringes relatives Engagement im Kohlebergbau, aber der Energiemix der Produzenten in der CEE-Region spiegle oft die Energiequellen der Länder wider. Zähle man alle Engagements bei Produzenten mit einem Kohleanteil von mehr als 10% in ihrem Energiemix zusammen, liege der Anteil mit einem Bezug zur kohlebefeuerten Stromerzeugung, bereits jetzt bei weniger als 0,3% vom gesamten Kreditportfolio der Erste Group. Durch die Verschärfung ihrer Parameter für die Finanzierung Kohle-bezogener Aktivitäten schließe man sich anderen führenden Finanzinstitutionen an, wie es heißt.

Für die Geldhäuser gibt es neben dem Umweltschutz übrigens auch handfeste finanzielle Gründe: Wie berichtet steigt derzeit das Volumen von nachhaltigen Investitionsformen stark an. Und deren Regeln untersagen meist eine Finanzierung von umweltschädlichen Energieformen. Nun setzt die Erste also auf Gruppenebene etwas um, was bisher eher auf der Ebene einzelner Finanzinstrumente Platz gegriffen hat.

So funktioniert der schrittweise Ausstieg

  • Als Ergebnis der aktualisierten Richtlinie seien neue Direktfinanzierungen von kohlespezifischen Investitionen oder Cashflows im Zusammenhang mit dem Kohleabbau, der Kohleverarbeitung, der Koksverarbeitung oder der kohlebasierten Energieerzeugung nicht mehr zulässig.
  • Ausgeschlossen werden zudem Förderungen zur Erweiterung, Modernisierung und Wartung bestehender Anlagen sowie die Finanzierung von Lieferketten, die sich direkt der Erstellung von Anlagen des Kohlebergbaus oder kohlebasierter Kraftwerke widmen.
  • Darüber hinaus werden Unternehmen oder Unternehmensgruppen, die ihre (installierten) Kapazitäten im Bereich des Kohlebergbaus oder der Kohleverstromung erweitern, sowie Unternehmen, die mehr als 25% ihrer Einnahmen aus dem Kohlesektor erzielen, nicht mehr finanziert.
  • Auch der Handel mit Kohle als Rohstoff, die Lagerung und Verarbeitung von Kohle werden nicht mehr für Finanzierungen durch die Erste Group in Frage kommen, heißt es.
  • Bestehende Finanzierungsengagements mit direkter Kohle-Asset-Finanzierung werden bis zum Auslaufen der bestehenden Verträge fortgesetzt; revolvierende Verträge in diesem Bereich werden nicht über das Ende des Jahres 2023 hinaus verlängert.

Hilfen beim Umstieg angedacht

Insbesondere in der CEE-Region sei Kohle nach wie vor ein relevanter Faktor in der Energieerzeugung. Daher werde die Erste eingehende Gespräche mit relevanten Firmenkundinnen und -kunden führen, damit diese bis Ende 2023 glaubwürdige Übergangspläne aufstellen können, wie es heißt. „Wir werden die Kunden bei ihren Bemühungen unterstützen, innerhalb des Zeitrahmens bis 2030 aus der Kohleenergie auszusteigen“, so Spalt.

 

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