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Bildung & Uni, Business, Recht, Steuer, Tools

Was der neue Digital-Tax-Master der WU bringen soll

Robert Risse ©Henkel

Interview. Das neue LL.M.-Studium „Digitalization & Tax Law“ soll Profis fit für die Digitalisierung machen, sagt Prof. Robert Risse, WU-Kursleiter und Vice President Tax bei Henkel.

Extrajournal.Net: Der neue LL.M.-Studiengang Digitalization & Tax Law der WU Executive Academy widmet sich der Digitalisierung des Steuer- und Rechnungswesens. Gibt es Herausforderungen, die sich durch die Digitalisierung ganz speziell den Berufsprofis in diesem Bereich stellen?  Was war die Motivation für den neuen Kurs?

Robert Risse: Die Digitalisierung ist ein Hebel im Rahmen der Transformation von Unternehmensprozessen. Diese Transformation trifft in ihrem Kern alle d.h. die Steuerberater, das Rechnungswesen als auch sämtliche Unternehmensfunktionen. Auf dieser Basis ist die Digitalisierung des Rechts und des Steuerrechts mit den neuen Stichworten „LegalTech“ und „TaxTech“ verbunden.

Im Steuerrecht sehen wir nach den internationalen Änderungen z.B. durch die Vorschläge der OECD seit dem Jahr 2015 eine verstärkte Transparenzanforderung an die Durchführung der Unternehmensgesetze. Mit dieser Transparenz gehen beispielsweise neue Dokumentationsanforderungen einher. Viele dieser Dokumentationsvorgänge können digital unterstützt und damit automatisiert werden.

„Kosten sparen, Daten transparent machen“

Zudem bietet die neue Art des Datenmanagements die Möglichkeit an bisher nicht erreichte Kombinationen zwischen den verschiedenen Steuerdisziplinen zu erreichen. So bewirkt die Entwicklung, dass Daten nur noch einmal in Systemen eingegeben werden und dann beispielsweise für verschiedene Prozesse wie für die Umsatzsteuer, die Verrechnungspreise und zolltechnischen Vorgängen benutzt werden können. Systembrüche werden so vermieden, Kosten gespart und Daten transparent.

Die Herausforderungen sind deshalb das (1) konsequente Daten Management, die (2) Darstellung von steuerlichen Vorschriften in entsprechenden (3) Prozessen. Diese drei Voraussetzungen einer Transformation sind Inhalt des neuen professionellen Masters „LL.M Digitalization & tax Law“.

„Nicht Programmierer, sondern Fachprofis“

Die Motivation zu diesem professionellen Master ergibt sich aus den aktuellen Entwicklungen. Viele Universitäten bieten im Rahmen ihrer normalen Vorlesungen bereits Vorlesung zu digitalen Inhalten an. Ein einheitlicher Kurs besteht bisher nur in den Niederlanden und in Kalifornien, USA. Wir haben in Abgrenzung zu den bestehenden Angeboten aus der Sicht der theoretischen, akademischen und praktischen Anforderungen uns bewusst für unsere drei Schwerpunktinhalte entschieden. Die Teilnehmer werden keine Programmiersprache erlernen, sondern ein Fachwissen vermittelt bekommen, dass ihnen die Zusammenarbeit mit einem technischen Dienstleister ermöglicht.

Die Erarbeitung der digitalen Möglichkeiten im Steuerrecht sind nicht nur für die Unternehmen, für die Steuerberater und für das Rechnungswesen von Bedeutung. Angesprochen werden Mitarbeiter von kleineren aber auch großen Unternehmen, Steuerberatungen als auch Finanzverwaltungen. Die Finanzverwaltungen in vielen Ländern haben sich ebenfalls für eine Wissensvermittlung zusammengeschlossen und beginnen steuerliche Prozesse in den Finanzverwaltungen zu automatisieren.

Jetzt gilt es, den entsprechenden digitalen Sachverstand mit dem Steuerrecht zu verbinden. Nur solche Mitarbeiter in steuerlichen Funktionen, die das entsprechende Wissen aus den digitalen Elementen erlangt haben, werden auch die richtigen Fragen stellen können, welche steuerliche Prozesse in welche Art und Weise einer steuerlichen Automatisation zugeführt werden können.

Welche Hauptthemen deckt der LL.M. ab?

Risse: Die Themenbereiche für den Master ergeben sich aus den dargestellten Motivationen und umfassen im ersten Block die Darstellung des internationalen Steuerrechts mit Bezügen zu nationalen Regelungen in den Bereichen des internationalen Steuerrechts, DBA-Recht, internationale Umsatzsteuer, Zollrecht, Verrechnungspreise, ausgewählte nationale Regelungen bspweise zur Quellensteueranrechnung, sprich Inbound und Outbound-Regelungen.

In einem zweiten Block werden die datentechnischen Dinge aus einer Wirtschaftsinformatiksicht dargestellt. Was sind Daten, Datenbanken, Daten-Verfügbarkeiten in ERP- und Cloud-Lösungen, was bedeutet Business Process Management, Process Mining etc.

Der dritte Block beschäftigt sich mit der konkreten Umsetzung der gelernten Elemente aus den ersten zwei Blöcken in konkrete Anwendungen so genannte Use Cases. Im dritten Block werden anhand von vielen praktischen Beispielen bereits umgesetzte Use Cases erörtert. Außerdem sehen wir die komplette Darstellung der verschiedenen technischen Möglichkeiten im Sinne von Business Intelligence, Artificial Intelligence sowie Process Mining und BlockChain vor.

„Überblick über Lösungsansätze“

In diesem dritten Block präsentieren etablierte Unternehmen ihre technische Expertise als auch Start-up-Firmen ihre Innovationsansätze im Bereich des Steuerrechts und Zollrechts. Auf dieser Basis erhalten die Teilnehmer einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Digitalisierung des Steuerrechts und Zollrechts im Markt. Zudem können die Teilnehmer auf dieser Basis eigene Ideen, Innovationen und letztlich Use Cases entwickeln.

In der zu schreibenden Masterarbeit beschäftigen sich die Teilnehmer intensiv mit vielen Schwerpunktelementen. Aus den bereits festgelegten aktuellen Masterarbeits-Themen ergibt sich eine Vielzahl an neuen Ideen und Entwicklungen was den Erfolg der zielgerichteten Ausbildung widerspiegelt.

Wer ist die Zielgruppe für den Kurs: Steuer-, Buchhaltungs- und Controllingprofis, auch Steuerberater? Was dürfen sich die Arbeitgeber von einschlägig ausgebildeten Fachkräften erwarten?

Risse: Das Master Programm wird in englischer Sprache durchgeführt. Die Zielgruppen sind solche Personen, die in Steuer- und Zollfunktionen sich mit der Digitalisierung und den entsprechenden Fachthemen beschäftigen. Die Profile können deshalb vielfältig sein. Angesprochen werden Personen aus Unternehmensfunktionen, steuerberatenden Berufen, aus dem Rechnungswesen, Controlling und Wirtschaftsinformatiker.

Arbeitgeber der Teilnehmer können erwarten, dass die Teilnehmer nicht nur die digitalen Möglichkeiten zur Umsetzung von steuerlichen/ zollrechtlichen Prozessen kennen, sondern auch die richtigen Schlussfolgerungen für die ersten Schritte zur Umsetzung von Automatisation in Steuerprozessen ziehen. Die Teilnehmer werden im Unternehmen die richtigen Fragen für die digitale Transformation stellen können. In der Auswahl der konkreten Technologie können die Teilnehmer auf die dargestellten Erfahrungen aus dem Kurs zurückgreifen, sog. Quick Wins vorschlagen und mit den richtigen Mitteln, die ersten richtigen Use Cases umsetzen.

Noch einige Eckdaten: Mit wie viel Zeitaufwand, welchen Kosten müssen Teilnehmer rechnen? Wie groß wird die Zahl der AbsolventInnen in etwa sein?

Risse: Die Eckdaten setzen sich aus einer Präsenz zur Vermittlung von Inhalten, Aus Vor- und Nachbereitung zu den entsprechenden Präsenzwochen im Rahmen eines Literaturstudiums zusammen. Am Ende der Ausbildung verfassen die Teilnehmer eine Masterarbeit.

Innerhalb der zwei Semester (September bis September) werden in zwölf Präzenzwochen die Lerninhalte vermittelt. Die zwölf Wochen verteilen sich auf die drei Blöcke Steuerrecht/Zollrecht, Wirtschaftsinformatik und Use Case Umsetzung. Jede Präsenzwoche schließt mit einer Lernkontrolle ab.

Die Kosten für den gesamten Masterkurs belaufen sich auf rund 19.000 €, wobei verschiedene Preisstaffeln für Frühbucher, Firmen als auch anderen Möglichkeiten bestehen. Die Finanzierung der Teilnehmergebühren kann ebenfalls dargestellt werden. Der Teilnehmerkreis ist auf 30 Teilnehmer begrenzt. Eine optimale Gruppe besteht aus einer Anzahl zwischen 20 und 25 Teilnehmern. Die Begrenzung der Teilnehmer bezieht sich auf die Notwendigkeit, in den praktischen Use Case-Übungen eine entsprechende Betreuung sicherstellen zu können.

Bedingt durch die aktuelle Pandemielage ist zurzeit nicht absehbar, wann eine volle Präsenz in Wien möglich sein wird. Wir bieten deshalb weiterhin den Kurs als Online-Kurs an oder werden sobald als möglich in eine hybride Lernveranstaltungsform übergehen. Es ist nicht zu erwarten, dass alle internationalen Teilnehmer zu 100 % in Wien anwesend sein können.

Im Interview

Prof. Robert Risse ist Corporate Vice President Tax & Trade bei der Henkel AG. Er gehört mit den WU-Professoren Jan Mendling (Department für Information Systems and Operations) und Alexander Rust (Institut für Österreichisches und Internationales Steuerrecht) zu den Akademischen Leitern des Master-Lehrgangs „Digitalization & Tax Law“ der Wirtschaftsuniversität Wien (WU).

 

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