Automobilgeschichte. 1896 hat Gottlieb Daimler den ersten Lkw der Welt gebaut. Vier PS hatte damals der kutschenartige Vorläufer der modernen Trucks.
Autokonzern Daimler erinnert an ein hausinternes Jubiläum, das gleichzeitig ein Stück Automobilgeschichte ist: Im Jahr 1896, also vor 125 Jahren, rollte mit dem „Daimler-Motor-Lastwagen“ der erste Lkw der Welt auf die Straße.
Mit modernen Brummis hatte die Erfindung optisch freilich noch wenig gemein, das Fahrzeug sah nämlich wie eine Kutsche mit Motor und ohne Deichsel aus. Sein „Phoenix“ genannte, vier PS starke Zweizylinder-Heckmotor mit 1,06 Liter Hubraum stammte aus dem Pkw. Den Phoenix kombinierte Erfinder Gottlieb Daimler mit einem Riemenantrieb auf die Hinterachse. Dort saßen Schraubenfedern, die die Erschütterungen vom empfindlich reagierenden Motor fernhielten. Diese Schutzmaßnahme war wichtig, denn schließlich rollte das Fahrzeug auf harten Eisenreifen.
Per Kette lenkte Daimler die blattgefederte Vorderachse. Wie bei einer Kutsche saß der Fahrer vorne auf dem Fahrerbock. Der Motor befand sich am Fahrzeugheck. Der Verbrauch des Benziners lag übrigens bei ungefähr sechs Litern pro 100 Kilometer. In der damaligen Terminologie hieß das „0,4 Kilogramm pro PS und Stunde“.
Weiterentwicklung zum modernen Lkw
1897 verlegten Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach bei ihrem neuen Sechs-PS-Fahrzeug den bis dahin am Heck postierten zweizylindrigen Phoenix-Motor unter den Fahrersitz, wobei das Viergang-Riemengetriebe ebenfalls nach vorn wanderte.
Noch im gleichen Jahr bekam der Lkw dann schließlich jenes Aussehen, das ihn auch heute kennzeichnet: Der Motor fand seinen Platz ganz vorne, war vor der Vorderachse angeordnet und gab seine zehn Pferdestärken über ein Viergang-Zahnradgetriebe sowie durchgängige Längswelle und Ritzel an die Innenzahnkränze der eisenbereiften Hinterräder weiter.
Statt einer Glührohrzündung entflammte nun eine neue Niederspannungs-Magnetzündung von Bosch das Benzin-Luft-Gemisch in den Kolben des 2,2-Liter-Zweizylinders, und auch der Kühler griff auf ein neues Konstruktionsprinzip zurück.
Das Lkw-Programm von 1899 bis 1905
Die zweite Generation der von 1899 bis 1903 gefertigten Daimler-Lkw setzte sich aus Grundtypen mit 1,25 bis 5,0 Tonnen Nutzlast zusammen, deren Motorisierung per Zwei- und Vierzylinder von vier bis zwölf PS reichte.
Den Sprung vom Transporter zum gestandenen Lkw wagte Karl Benz im Jahr 1900. Aus drei Modellen bestand das erste Sortiment:
- Mit einem fünf bis sieben PS starken Einzylinder war die leichteste Variante (1250 Kilogramm Nutzlast) bestückt,
- der Mittelschwere für 2,50 Tonnen Nutzlast bediente sich eines zehn PS starken Einzylinders, und
- der Schwere für 5,0 Tonnen Nutzlast kam mit einem Zweizylinder-Contra-Motor daher, der es auf sage und schreibe 14 Pferdestärken brachte.
Mehr zur Automobilgeschichte bietet übrigens das Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart: Es ist zwar derzeit wegen der Pandemie geschlossen, kann aber per virtuellem Rundgang besucht werden.