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Genossenschaften als Modell für digitale Plattformen

Clemens Pig, Rainer Nowak, Margarete Schramböck, Franz Reischl ©Austria Presse Agentur / APA-Fotoservice / Schedl

Podiumsdiskussion. Beim letzten APA-Talk prognostizierten die Podiumsteilnehmer den Genossenschaften eine starke Position im Zeitalter der Digitalisierung.

Eine Genossenschaft ermöglicht ihren meist mittelständischen Mitgliedern gemeinsam eine konkurrenzfähige Größe. Dabei geht es um Kooperation, um mit dem „derzeit nötigen rasanten Tempo gemeinsam Dienstleistungen zu entwickeln, die für jeden einzelnen Genossenschafter zu aufwendig und riskant wären“, so APA-Geschäftsführer Clemens Pig beim letzten APA-Talk mit dem Thema „Zukunft Genossenschaft“ . Durch die Podiumsdiskussion führte Rainer Nowak, Chefredakteur der Tageszeitung Die Presse.

„Wenn es die gewinnorientierte Genossenschaft noch nicht gäbe, müsste man sie erfinden“, meinte Pig und erhielt dabei Unterstützung von Theresia Theurl, Direktorin des Instituts für Genossenschaftswesen der Uni Münster: „Bist du nicht groß, musst du schlau sein“, so Theurl.

„Ohne die Nachteile der Größe“

Genossenschaften bieten ihren Mitgliedern demnach die Möglichkeit eigenständig zu bleiben, die Kontrolle zu behalten und doch gemeinsam mit großer Geschwindigkeit neue Lösungen zu finden: „Wir können über Genossenschaften Größe generieren, ohne die Nachteile der Größe zu erleiden“, so Theurl.

Aus ihrer Sicht ist die größte Stärke der Genossenschaft, dass Eigentümer zugleich Nutzer der Dienstleistungen sind. Daher gehe es um „Member Value“, also Werte für die Mitglieder, die sich in der Unternehmensleistung messen, statt um „Shareholder Value“ – also Geldausschüttungen für Investoren.

Damit gehe es um langfristiges und nachhaltiges Wirtschaften und die Gewinne blieben bei den Nutzern statt bei Geldgebern. Genossenschaftlich organisierte Plattformen könnten als „Alternativmodell zu den bescholtenen globalen
Plattformen, die den Markt ganz auf sich konzentriert haben“, dienen.

„Attraktiv für junge Menschen“

„Junge Menschen, die stehen auf so was“, zeigte sich Theurl überzeugt, dass die Eigenschaften von Genossenschaften gerade jetzt gefragt sind. „Junge Menschen denken in Communities, in Projekten, sie schwärmen von der Schwarmintelligenz und vertreten Sharing-Modelle.“

Insbesondere die Aspekte Transparenz und Selbstbestimmung seien sehr attraktiv für junge Menschen. In Summe seien Genossenschaften „eine ideale, eine überlegte Lösung für die Herausforderungen unserer Zeit“ – nicht nur für Banken und die Landwirtschaft, sondern für die Digitalökonomie insgesamt, so die Professorin.

Auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck verwies in der Diskussion darauf, dass die Genossenschaften gerade dabei seien, sich in der Digitalökonomie neu zu erfinden. Die Weiterentwicklung der Genossenschaft sei vielen nicht bewusst, weil es sich meist „nicht um solche Reißer handelt, dass sie auf Seite eins medial aufschlagen“, so die Ministerin.

Dem stimmte auch Franz Reischl, Präsident des Österreichischen Genossenschaftsverbandes, zu: „Wir leiden unter dieser historischen Begrifflichkeit, auch wenn viele unserer Genossenschaften schon in der digitalen Wirklichkeit angekommen sind“. Aber Genossenschaften zeichne „eine sympathische Zurückhaltung“ aus, da ja die Mitglieder im Rampenlicht stehen sollten. Daher brauche es ein „Rebranding“, meinte Pig, aber man sollte sich nicht nur am Namen aufhängen.

 

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