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Business, Recht, Steuer

EY-Konzernstudie: Nachhaltig ja – klimaneutral nein

Martin Unger ©EY Österreich

Wien. Für Großunternehmen gehört Nachhaltigkeit bereits zur Unternehmensstrategie, künftig auch mit Auswirkungen auf die Managergehälter. Klimaneutralität ist allerdings ein Problemfeld, so EY.

Drei von fünf Unternehmen haben nach Selbsteinschätzung das Thema Nachhaltigkeit vollumfänglich in ihre Unternehmensstrategie integriert, fast jedes dritte Unternehmen zumindest teilweise. Weitere fünf Prozent der befragten Unternehmen haben Nachhaltigkeit bisher noch nicht einbezogen, planen das aber für die kommenden zwei Jahre, so eine EY-Studie.

Damit seien Österreichs Leitbetriebe schon deutlich weiter als der heimische Mittelstand, wo zum Jahresende 2020 nur gut jedes dritte Unternehmen über eine Nachhaltigkeitsstrategie verfügte (38 %).

Ein Aufruf zur Transformation

„Im Vergleich zu heimischen Mittelstandsunternehmen sind Österreichs Top-Unternehmen schon einen Sprung weiter, was die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie betrifft. Das ist einerseits erfreulich und stimmt uns optimistisch, dass auch die Klimaziele erreicht werden können. Andererseits liegt die Befürchtung nahe, dass sich viele Betriebe besser einschätzen und die gesamte Dimension des Themas und die Vielzahl an Stellhebeln noch teilweise unterschätzt werden. Es braucht eine ganzheitliche ökologische und strategische Transformation und Nachhaltigkeit muss integrierter Bestandteil jeder Unternehmensstrategie sein“, so Martin Unger, Leiter der Strategieberatung und EYCarbon bei EY Österreich.

Diese Vermutung bekräftige auch der Blick auf die gesetzten Ziele, beispielsweise in punkto Klimaneutralität:

  • Nur etwa die Hälfte der Führungskräfte (53 %) konnte Angaben zu den gesetzten Zielen rund um Klimaneutralität machen.
  • Fast ein Viertel gab an, dass Klimaneutralität kein Ziel für ihren Betrieb wäre (24 %).
  • Fast genauso viele (23 %) konnten keine Aussage zur Klimaneutralität treffen.
  • Immerhin ist aber schon aktuell etwas mehr als jedes zehnte österreichische Unternehmen (11 %) klimaneutral,
  • weitere vier Prozent wollen noch in diesem Jahr Klimaneutralität erreichen.
  • Die übrigen Unternehmen wollen bis 2025 (14 %), 2030 (15 %) bzw. spätestens 2050 (9 %) klimaneutral sein.

„Das macht das Problem schon sehr deutlich“, erklärt Unger. „Zwar gibt ein Gutteil der Unternehmen an, schon eine Nachhaltigkeitsstrategie zu haben und auch auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell zu setzen, aber nur etwa die Hälfte der Betriebe hat beispielsweise Ziele in punkto Klimaneutralität. Hier muss nachgeschärft werden, denn nachhaltige Strategien können natürlich nur dann erfolgsversprechend sein, wenn sie auf die richtigen Zielsetzungen aufbauen.“

Für die Umfrage hat EY laut den Angaben im Frühjahr 2021 rund 200 EntscheiderInnen von Österreichs 1.000 größten Unternehmen befragt. Die Studie ist eine Initiative im Rahmen der Nachhaltigkeitsberatung EYCarbon.

Nachhaltigkeit wird zunehmend zur Chefsache

Mehr als vier von fünf der Befragten finden, dass Nachhaltigkeit ein Vorstandsthema bzw. Thema für die Geschäftsführung ist (83 %). In fast der Hälfte der befragten Betriebe ist die Geschäftsführung bzw. der Vorstand schon jetzt für Nachhaltigkeit verantwortlich (46 %). „Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Noch vor einigen Jahren haben sich mit dem Thema Nachhaltigkeit hauptsächlich einige wenige Personen im Unternehmen befasst, jetzt sehen es viele Betriebe als Chefsache“, so Georg Rogl, Leiter des Bereichs Climate Change and Sustainability Services und Co-Lead EYCarbon.

Etwa jedes vierte Unternehmen hat überdies eine eigene Abteilung für Nachhaltigkeit (27 %), Spitzenreiter ist hier der Konsumgüterhandel (45 %), gefolgt von der Immobilien- und Baubranche (42 %). Knapp ein weiteres Viertel hat eine eigene Stelle, die für das Thema verantwortlich ist (23 %), bei nur neun Prozent der österreichischen Betriebe ist zurzeit keine klare Verantwortlichkeit für Nachhaltigkeit definiert.

Nachhaltigkeit fließt zunehmend in Zielvereinbarungen ein, kaum aber in Boni
Die Mehrheit der österreichischen Führungskräfte hat schon Zielvorgaben im Hinblick auf Nachhaltigkeit in ihren Balanced Score Cards (BSC) verankert (66 %). Die Automobil-, Transport- und Energiebranche (83 %) nehme hier einmal mehr eine Vorreiterposition ein.

Allerdings haben die Zielvorgaben im Rahmen der BSC aktuell noch kaum finanzielle Konsequenzen: Bei nur jedem Fünften (21 %) hängt der Bonus von der Erfüllung von Nachhaltigkeitszielen ab.

„Nachhaltigkeit ist heute für Firmen kein Lippenbekenntnis mehr, es werden konkrete Ziele gesetzt und diese nicht nur auf Unternehmensebene, sondern auch in den individuellen Zielvorgaben für Führungskräfte verankert. Aktuell hat der Zielerreichungsgrad noch kaum finanzielle Konsequenzen im Rahmen von Bonuszahlungen – das wird sich in den nächsten Jahren aber noch deutlich ändern“, so Unger.

Wachsender Druck seitens des Gesetzgebers u.a. in Branchen wie Automotive und Verkehr, aber vor allem auch die spürbar steigende Aufmerksamkeit der Konsumenten seine weitere Faktoren: Nachhaltigkeit werde von den Unternehmen zunehmend als Wettbewerbsfaktor wahrgenommen.

 

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