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Business, Recht, Steuer, Tech

Wollen wir für ein europäisches SpaceX zahlen?

„Starship“ SN9 von SpaceX ©Jared Krahn – Wikimedia Commons – CC BY-SA 4.0

New Space. Das neue ESA-Förderprogramm „Boost!“ soll private europäische Weltraum-Firmen gründen helfen. SPÖ, FPÖ und Neos fordern, dass Österreich teilnimmt. Die Regierung vermisst den Business Case.

Zum Gegenstand einer nicht alltäglichen Debatte wurde jetzt der Forschungsausschuss des österreichischen Nationalrats. Dort drängten die Abgeordneten der drei Oppositionsparteien SPÖ, FPÖ und Neos darauf, dass Österreich am Wahlprogramm „C-STS“ (Commercial Space Transportation Services and Support Programme) oder auch „BOOST!“ der europäischen Weltraumagentur ESA teilnimmt.

Ihrer Meinung nach könnten Österreichs Firmen von den derzeit stattfindenden Unternehmensgründungen im Bereich des „New Space“ stark profitieren. Die Anfangsfinanzierung könne über das „Boost!“-Programm gesichert werden. Der von allen drei Oppositionsparteien vorgelegte Entschließungsantrag wurde allerdings mehrheitlich – also mit den Stimmen der Regierungsparteien ÖVP und Grüne – vertagt.

„Es wird noch der Business Case diskutiert“

Die Abgeordneten Elisabeth Götze (Grüne) und Peter Weidinger (ÖVP) machten darauf aufmerksam, dass derzeit noch der „Business Case“ diskutiert werde, berichtet die Parlamentskorrespondenz ohne nähere Erläuterung. In Sachen Business Case, also Unternehmensgegenstand, hilft ein Blick auf schon bestehende private Weltraumunternehmen: Er zeigt deutlich, warum Gegner bei der privaten Weltraumfahrt zögern und Befürworter eine gewaltige Chance sehen.

Das sicherlich bekannteste private Weltraum-Unternehmen ist das US-amerikanische SpaceX, das im Jahr 2017 die halbstaatliche europäische Arianespace als weltweiten Marktführer für Satellitenstarts abgelöst hat. Im Jahr 2002 vom ebenso umstrittenen wie umtriebigen Innovator Elon Musk gegründet, hat SpaceX heute rund 9.500 Mitarbeiter. Die Marktbewertung liegt bei knapp 40 Milliarden US-Dollar, der Jahresumsatz bei rund 2 Milliarden Dollar (2018).

Flaggschiffe wie Starship und neue Zulieferer

Derzeit schickt SpaceX sich an, mit dem „Starship“ das mit Abstand größte Weltraumfahrzeug der Geschichte in Betrieb zu nehmen. Das Bild zeigt den Starship-Prototyp SN9, noch ohne die „Super Heavy“-Rakete als Untersatz (Jared Krahn, Starship SN9 Evening Rays, CC BY-SA 4.0 ).

Das Starship ist mit 118 m Höhe und 5.000 Tonnen Startgewicht (davon 100 Tonnen Nutzlast) um über die Hälfte massiger als die Saturn V-Rakete, mit der die „Apollo“-Astronauten zum Mond flogen. Und da es großteils wiederverwendbar ist, soll ein Start in naher Zukunft nur etwa 2 Mio. Dollar kosten – und nicht Milliarden wie bei der Saturn V. Damit wäre die Errichtung völlig neuartiger Projekte im Weltraum möglich.

Bis jetzt ist SpaceX nicht für sprudelnde Gewinne bekannt, sondern für Milliarden Dollar an eingenommenem Risikokapital. Doch wenn das Starship fliegt und tut was Musk verspricht, könnten sich seine Anleger bald freuen. Das Problem: Der Erfinder hat noch nicht geliefert, dafür aber einige spektakuläre Explosionen geliefert.

Der erste Testflug bis in die Erdumlaufbahn soll nun erst im Sommer oder Herbst 2021 erfolgen. Seit den bescheidenen Anfängen ist SpaceX aber fraglos weit gekommen. Und rund um Unternehmen wie SpaceX und etliche weitere kommerzielle Initiativen ist derzeit eine neue Branche im Entstehen, heißt es bei den Befürwortern.

Eine neue Ära der kommerziellen Weltraumfahrt?

Sie kenne viele Firmen, die sich für die angesprochenen europäischen Programme interessieren, so etwa Abgeordnete Petra Oberrauner (SPÖ). Eine Nichtbeteiligung Österreichs würde für diese Unternehmen Wettbewerbsnachteile bringen. Außerdem handle es sich bei dem erforderlichen Mitgliedsbeitrag, den Österreich für die Teilnahme auf den Tisch legen muss, um keine große Summe.

Es sind konkret laut der SPÖ-Parlamentarierin zwei Millionen Euro. Dieser Betrag wäre aber Voraussetzung dafür, dass bis zu 86% an Förderungen fließen. Derzeit gebe es ein „Window of Opportunity“, das unbedingt genutzt werden sollte, gab auch Abgeordneter Gerhard Deimek (FPÖ) zu bedenken.

Österreich und speziell ihr Ressort nehme die Weltraumforschung sehr ernst, betonte die grüne Technologieministerin Leonore Gewessler. Es sei wohl auch nicht ganz ein Zufall, dass mit Josef Aschbacher erst vor kurzem ein Österreicher zum Generaldirektor der ESA ernannt wurde. Sie bat ebenfalls um Verständnis dafür, dass zunächst die Prüfung des Business Case abgewartet werden müsse.

Derzeit gebe es leider keine freien Mittel, aber eventuelle Umschichtungen seien möglich, so Gewessler laut Parlamentskorrespondenz.

 

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