Autodindustrie. Trotz Pandemie hat Daimler 2020 weltweit mehr als 550 Razzien bei Kfz-Unternehmen durchführen lassen, um gefälschte Bauteile zu beschlagnahmen.
„Niedriger Preis und dubiose Quellen“ – das sind häufig Anhaltspunkte für Produktfälschungen, heißt es in einer Aussendung des Stuttgarter Autoriesen: Produktfälschungen seien nicht nur illegal, sie gefährden auch die Sicherheit und Gesundheit von Autofahrern und anderen Verkehrsteilnehmern.
Deshalb habe man auch im Corona-Jahr 2020 Produktfälschern den Kampf angesagt. Im Fokus standen dabei laut Daimler vor allem sicherheitsrelevante Produkte wie gefälschte Bremsscheiben oder Räder für Produkte der Marken Mercedes & Co.
Mehr Aktivitäten trotz Corona
Florian Adt, Leiter Legal Product Intellectual Property: „2020 wurden über 1,7 Mio. gefälschte Daimler-Produkte beschlagnahmt. Wir haben über 550 Razzien initiiert und begleitet. Das ist eine leichte Steigerung im Vergleich zum Vorjahr – trotz der Herausforderungen durch die Pandemie.“ Und Daimler hätte offensichtlich noch mehr vorgehabt, denn aufgrund der weltweiten Lockdowns mussten zahlreiche Razzien aufgeschoben werden, viele zuständige Gerichte stellten kurzzeitig ihre Arbeit ein, heißt es weiter.
Produktfälschungen seien für Laien optisch oft kaum von Originalteilen zu unterscheiden, qualitativ aber meist minderwertig und verfehlen gesetzliche Mindestvorgaben, heißt es. Daher stellen sie eine Gefahr für die Sicherheit der Kunden und anderer Verkehrsteilnehmer dar: Daimler präsentiert u.a. gefälschte Bremsbeläge, die bei Belastungstests weniger gut abschneiden als das Originalprodukt und noch dazu den Bremsweg verlängern würden.
Nebenbei schmälern solche Piraten-Ersatzteile natürlich auch das lukrative Geschäft der Hersteller mit Ersatzteilen, doch geht es hier um Produkte, die fälschlich den Anschein erwecken, aus der Originalproduktion zu stammen – und nicht um kostengünstigere offizielle Alternativ-Bauteile von Fremdherstellern.
Online-Handel gewinnt an Bedeutung
Wegen Corona nahm 2020 der Online-Handel deutlich zu. Das machte diesen Vertriebsweg auch für Fälscher noch interessanter, so Adt: „Wir haben unsere Markenschutz-Strategie angepasst und die Maßnahmen gegen Fälschungen im Online-Handel ausgebaut. Insgesamt konnten wir 138.000 gefälschte Produkte von Online-Plattformen entfernen lassen. Das ist etwa dreimal so viel wie im Vergleichszeitraum vor der Pandemie.“
Die Marken-Wächter von Daimler
Der Bereich Intellectual Property Enforcement von Daimler ist global aufgestellt und arbeite eng vernetzt mit den Zoll- und Strafverfolgungsbehörden. Dabei setzt man auf mehrere Säulen:
- Die Markenschützer prüfen weltweit verdächtige Angebote auf Online-Plattformen oder Messen, um Fälscher zu identifizieren. Typische Alarmsignale seien ein auffällig niedriger Preis, Auffälligkeiten in der Produktqualität oder der Verkauf über dubiose Online-Quellen.
- Ziel der weltweiten Razzien mit lokalen Behörden seien dann die großen Fälscher-Netzwerke und die Zerschlagung ihrer Produktions- und Vertriebsstrukturen.
- Weitere Maßnahmen sind strafrechtliche Verfahren oder Klagen auf Unterlassung, Auskunft und Schadensersatz.
- Dabei setzt Daimler auch auf Prävention: Trainings und Informationsmaterial für die Polizei sollen die Ordnungshüter für das Anliegen sensibilisieren und sie bei der Unterscheidung von Originalen und Fälschungen unterstützen.