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Business, Finanz, M&A, Recht, Steuer

Post-Corona-Übernahmewelle lässt Österreich aus

Eva-Maria Berchtold ©EY / Point of View

Mergers & Acquisitions (M&A). Nach dem Corona-bedingten Rückgang läuft die Wirtschaft wieder rund, die Zahl der Firmenübernahmen steigt. In Österreich wird das zweite Halbjahr spannend, so EY.

Besonders deutlich zeige sich die weltweite Erholung der letzten Monate am M&A-Markt, wo 2021 neue Spitzenwerte erzielt werden: Das gelte sowohl für die Anzahl an Deals wie auch für das Volumen, das in Unternehmenskäufe investiert wurde (wobei in das Volumen laut EY nur veröffentlichte Kaufpreise einfließen, es also eine Dunkelziffer gibt).

Getrieben werde dieser Höhenflug vor allem durch aktive Private-Equity-InvestorInnen und eine Vielzahl an SPACs (Special Purpose Acquisition Companies), also Firmenhüllen, die über einen Börsengang Geld einsammeln und dann in nicht-börsennotierte Unternehmen investieren. In Österreich ist der weltweite M&A-Boom allerdings kaum spürbar, heißt es weiter:

  • Die Anzahl der Übernahmen mit österreichischer Beteiligung ist im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur leicht von 133 auf 147 gestiegen. Das bedeute nach einem kurzen Rückgang 2020 eine Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau: Im ersten Halbjahr 2019 wurden 153 Transaktionen gezählt.
  • Die Transaktionsvolumina sind dagegen um 51,3 Prozent von 8,2 Milliarden Euro auf 4,0 Milliarden Euro und damit ebenfalls auf das Niveau von 2019 zurückgegangen. Im Vorjahr hat der Borealis-Deal der OMV rund die Hälfte des gesamten Deal-Volumens ausgemacht. Insgesamt wurde das Volumen im 1. Halbjahr 2021 nur bei 17,7 Prozent aller Deals bekannt gegeben.

Die großen Übernahmen dominieren

Der Großteil des veröffentlichten Transaktionsvolumens verteilt sich im Wesentlichen auf die Top-3-Deals, welche zusammen zwei Drittel der gesamten Investitionssumme ausmachen:

  • Der Kauf von 33,6 Prozent an der CA Immobilien Anlagen AG durch die Starwood-Beteiligungsgesellschaft SOF-11 Klimt CAIS um 1,157 Milliarden Euro,
  • die Übernahme von 80 Prozent der Schur Flexibles Holding durch die B&C Industrieholding um 720 Millionen Euro und
  • der Kauf des polnischen Papier- und Kartonwerks International Paper-Kwidyzn durch die Mayr-Melnhof Karton AG um 703 Millionen Euro.

Das sind die Ergebnisse des zwölften österreichischen M&A-Index der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Für die Analyse untersucht EY halbjährlich alle veröffentlichten Transaktionen mit österreichischer Mehrheits- und Minderheitsbeteiligung.

Kommt ein starkes zweites Halbjahr?

„Weltweit geht der M&A-Markt gerade durch die Decke und erreicht ein Rekordhoch. In Österreich ist von diesem Boom wenig zu spüren. Allerdings sehen wir einen leichten Anstieg der Deal-Aktivität nach den Lockdown-Monaten, die den Transaktionsmarkt leicht gebremst haben. Viele Unternehmen organisieren sich als Reaktion auf die Pandemie neu und halten Ausschau nach strategischen Übernahmezielen oder stoßen Unternehmensteile ab, um ihr Portfolio neu auszurichten. In Kombination mit der hohen Liquidität im Markt und dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld erwarten wir ein starkes zweites Halbjahr am M&A-Markt“, so Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin der Strategie- und Transaktionsberatung (Strategy and Transactions) bei EY Österreich.

Die geopolitischen Instabilitäten der letzten Jahre sowie die Pandemie haben die Unternehmen teilweise schon darauf vorbereitet, dass Unsicherheit die neue Normalität ist, so Robert Hufnagel, Partner und Leiter M&A Advisory bei EY Österreich: „Die Unternehmen wollen ein breiteres Portfolio, um sich für die Post-Corona Welt zu rüsten oder um besser für eine nächste mögliche Krise gewappnet zu sein. Das Umfeld für M&A-Deals wird komplexer und vielschichtiger.“ Für Käufer werde es aufgrund des volatilen Umfelds schwerer, Übernahmekandidaten richtig zu bewerten. Gleichzeitig werden sich Verkäufer schwerer tun, eine hohe Bewertung zu argumentieren, heißt es.

Strategische Transaktionen dominieren

Die überwiegende Mehrheit der Transaktionen im 1. Halbjahr 2021 entfiel mit 138 Deals auf strategische Transaktionen – das entspricht einem Plus von elf Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr. Demgegenüber gab es lediglich neun Transaktionen durch Finanzinvestoren (Private Equity, „PE“ bzw. Venture Capital, „VC“) mit österreichischer Beteiligung. Diese waren unter anderem der Erwerb der Schur Flexibles Holding GesmbH mit Sitz in Wien durch die österreichische B&C Industrieholding GmbH und der Erwerb einer einstelligen Prozent-Beteiligung durch Peugeot Invest Société anonyme an der Signa Development Selection AG. Im Gegensatz zum weltweiten Transaktionsmarkt spiele in Österreich privates Risikokapital damit unverändert nur eine untergeordnete Rolle.

Österreichs Unternehmen sind attraktive Übernahmeziele

  • Ausländische Investoren haben im ersten Halbjahr 2021 verstärkt in Österreich zugeschlagen: Die Anzahl der Transaktionen stieg im Bereich „Inbound“ deutlich von 46 auf 71 Deals – ein Plus von 54 Prozent.
  • Demgegenüber hielten sich österreichische Investoren stärker zurück: Bei den „Outbound“ Deals gab es einen leichten Rückgang von 49 auf 47 (minus 4,1 %) Übernahmen.
  • Bei Transaktionen innerhalb Österreichs („Domestic“) sei ein deutlicher Rückgang von 38 auf 29 Deals festzustellen (minus 24 %).

Immobilien- und Technologieunternehmen im M&A-Fokus

Bei der Anzahl der Transaktionen lag der Immobiliensektor im ersten Halbjahr mit 43 Deals vorne, gefolgt von Unternehmen aus dem Technologiesektor mit 28 Deals sowie der Industriebranche mit 24 Transaktionen.

Bei den veröffentlichen Transaktionsvolumina rangiert der Industriesektor mit 1,6 Milliarden Euro vor dem Immobiliensektor mit 1,5 Milliarden Euro auf Platz eins. Das sei vor allem auf die Transaktionen B&C Industrieholding GmbH – Schur Flexibles Holding GesmbH sowie Mayr-Melnhof Karton AG – International Paper Kwidyzn zurückzuführen, auf die rund 90 Prozent des Volumens entfallen.

 

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