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Business, Steuer

Fünf österreichische Familienbetriebe in globalen Top 500

Erich Lehner ©EY / Christina Häusler

Ranking. Unter den 500 umsatzstärksten Familienunternehmen der Welt befinden sich auch fünf österreichische Player, so eine Erhebung von EY.

Europa ist ein fruchtbarer Boden für erfolgreiche Familienunternehmen – fast die Hälfte (236) aller im Global Family Business Index erfassten Unternehmen hat ihren Sitz auf diesem Kontinent, so EY. Spitzenreiter ist dabei Deutschland – 79 der 500 umsatzstärksten Familienunternehmen der Welt (15,8 %) stammen aus der Bundesrepublik.

Zwei deutsche Unternehmen haben es sogar in die Top Ten geschafft: die Heilbronner Schwarz Group, zu der unter anderem Lidl gehört, auf Platz vier sowie der Automobilhersteller BMW, bei dem die Quandt-Familie fast die Hälfte der Anteile hält, auf Platz sechs. Neben Deutschland schafften es Frankreich, die Schweiz, Italien und die Niederlande ebenfalls als europäische Länder unter die ersten Zehn.

Die Erhebung

Das sind Ergebnisse des Global Family Business Index, der heuer zum vierten Mal gemeinsam von EY und der Universität St. Gallen herausgegeben wurde. Der Index listet die 500 umsatzstärksten Familienunternehmen weltweit auf, die seit mindestens zwei Generationen von einer Familie geführt werden. Als Familienunternehmen wurden Unternehmen definiert, bei denen die Familie oder eine von der Familie initiierte Stiftung über mehr als 50 Prozent der Anteile und Stimmrechte verfügt. Börsennotierte Unternehmen wurden als Familienunternehmen gewertet, wenn die Familie mindestens 32 Prozent der Anteile und Stimmrechte hält, so EY. Daher sind in dem Index auch Großkonzerne, an denen Unternehmerfamilien beteiligt sind, berücksichtigt.

USA Spitzenreiter, Österreich ab Platz 214 vertreten

  • Während Deutschland in Europa klar als Nummer eins hervorgeht, wird das weltweite Ranking von den USA angeführt – mit 119 Unternehmen unter den Top 500 (23,8 %). Gleichzeitig haben sieben der zehn größten Familienunternehmen der Welt ihren Sitz in den Vereinigten Staaten – darunter der Handelsriese Walmart auf dem ersten Rang sowie die Holding Berkshire Hathaway auf Platz zwei.
  • Aus Kanada und Mexiko sind jeweils vierzehn Familienunternehmen im Index vertreten.
  • Die beiden größten Familienunternehmen Indiens, Reliance Industries und Aditya Birla Group, gehören zu den zwanzig größten Familienunternehmen weltweit.
  • Auf das chinesische Festland, Hongkong und Taiwan entfallen 32 der größten Familienunternehmen.
  • In Japan sind neun Unternehmen gelistet, in Südkorea gibt es insgesamt 14 Familienunternehmen, darunter SK Corp und LG Corporation, die beide zu den zwanzig größten Firmen im Index gehören.

Österreich durch Red Bull vertreten – aber nicht nur

Österreich taucht nach der 200er-Marke zum ersten Mal auf – die Red Bull GmbH belegt Platz 214 mit einem Umsatz von 7,9 Milliarden US-Dollar, gefolgt von der Benteler International AG, die 7,7 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Auch die ALPLA Werke Alwin Lehner GmbH & Co KG (Umsatz 4,4 Milliarden US-Dollar) sowie die D. Swarovski KG (4,2 Milliarden US-Dollar) schafften es unter die Top 500. Als letzte und fünfte österreichische Firma mit einem Jahresumsatz von 3,4 Milliarden US-Dollar reiht sich die Fritz Egger GmbH & Co. OG ein. „

Selbst in den letzten Monaten, die stark von der Corona-Pandemie geprägt waren, konnten sich Österreichs Familienunternehmen auch international beweisen, heißt es bei EY Österreich: Längst sei bekannt, dass vor allem heimische Mittelstands-Betriebe ein wichtiger Wirtschaftsmotor sind, doch auch diese fünf erfolgreichen Global Player bereichern den Wirtschaftsstandort Österreich – nicht zuletzt durch ihre expansiven Geschäftsmodelle, so Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich und verantwortlich für den Bereich Mittelstand.

Umsatz global rückläufig

Die weltweit größten Familienunternehmen erwirtschaften zusammen 7,28 Billionen US-Dollar, davon wurden 27,6 Milliarden durch österreichische Firmen lukriert. Im internationalen Durchschnitt betrage der Umsatz pro Unternehmen 14,57 Milliarden US-Dollar. Damit mussten die Top-500-Familienunternehmen gegenüber dem 2019-er Index – hauptsächlich aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie mit ihren gravierenden Folgen – einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 2,5 Prozent verzeichnen.

Altersdiversität als Erfolgsfaktor

Die Top 500 beschäftigen gesamt rund 24 Millionen Mitarbeitende, über 98.000 sind von den fünf österreichischen Familienunternehmen angestellt. Die Zahl der Mitarbeiter*innen sei – trotz der Covid-19-Situation – weitgehend konstant geblieben. „Viele Familienunternehmen zeichnen sich trotz ihrer Größe und Expansion durch familiäre Werte aus. Unternehmerischer Erfolg braucht oft Zeit, das erklärt, warum drei Viertel der Familienunternehmen im Index über 50 Jahre alt sind“, so Lehner.

In einigen Fällen haben mehrere Generationen von Familienmitgliedern das Unternehmen über Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte hinweg geleitet. Zwei der fünf österreichischen Familienunternehmen, Benteler International AG, gegründet 1876, sowie D. Swarovski KG, gegründet 1895, sind über einhundert Jahre alt.

„Jugend ist nicht unbedingt ein Hindernis für das Wachstum oder die Skalierung eines Familienunternehmens, denn obwohl global gesehen das durchschnittliche Vorstandsmitglied eines Familienunternehmens 61 Jahre alt ist, ist die nächste Generation auf dem Weg. In einem von fünf Unternehmen auf dem Index sitzt ein Mitglied der nächsten Generation (40 Jahre oder jünger) im Vorstand oder im Managementteam. Dies stellt eine große Chance für die Vorstände dar, ihren Talentpool zu diversifizieren und zu erweitern“, so Lehner.

Am Puls der Zeit bleiben

Altersdiversität sei gerade in Familienunternehmen wichtig, denn die nächste Generation könne berufliches Fachwissen, wertvolle technologische und digitale Fähigkeiten sowie Einblicke in die aktuelle Generation von Konsumenten und Mitarbeitern mitbringen und so zusätzliches Wachstum bringen. Die Einstellungen der Generationen unterscheiden sich zum Beispiel in Bezug auf Nachhaltigkeit, heißt es weiter.

Stark im Konsum- und Produktions-Sektor

Viele der im Index aufgeführten Familienunternehmen sind entweder im traditionellen Konsum- oder im verarbeitenden Gewerbe tätig, was ihr langes Bestehen widerspiegle. „Viele der Technologie-, Telekommunikations- und Finanzprodukte und -dienstleistungen, die heute alltäglich sind, gab es vor etlichen Jahren noch nicht. Jüngere Familienunternehmen dringen nun aber in diese Sektoren vor, das mischt den Markt auf“, analysiert Lehner.

Global gesehen entfallen 37 Prozent auf die Konsumsparte, 27 Prozent auf den industriellen Produktionssektor. Neun Prozent teilen sich Regierung und der öffentliche Bereich sowie Technologie / Medien und Entertainment / Telekommunikation. Weitere acht Prozent sind im Themenfeld Energie zu verzeichnen, sechs Prozent bei Financial Services und das Schlusslicht mit vier Prozent bildet die Gesundheitssparte sowie Wellness.

In Österreich sind dieselben Bereiche federführend – von den insgesamt fünf Unternehmen unter den Top 500 liegen drei im Bereich Herstellung, zwei im Bereich Konsum.

In Österreich keine Frau in Führungsposition

Die 500 größten Familienunternehmen haben insgesamt 4.418 Sitze im Aufsichtsrat, von denen 1.041 von Familienmitgliedern gehalten werden, davon sind 17 Prozent weiblich. Zählt man externe CEOs dazu, reduziere sich diese Zahl nochmals drastisch auf fünf Prozent – nur 27 der 500 Familienunternehmen im Index haben weibliche CEOs.

In Österreich ist der Chefsessel aktuell von keiner einzigen Frau besetzt. „In anderen Bereichen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens übernehmen immer mehr Frauen Führungspositionen, vor dem C-Level ist jedoch oft ein metaphorisches Stoppschild angebracht. Wenn sich Familienunternehmen von dieser Entwicklung abkoppeln, kann das zu Problemen führen: Zum einen machen immer mehr Investor*innen ihre Entscheidung davon abhängig, ob die Gleichstellung in Unternehmen ernst genommen wird. Zum anderen wird es für Unternehmen im Werben um Fachkräfte immer wichtiger, dass weibliche Vorbilder in der Führungsetage vertreten sind“, so Lehner.

In Europa sind Frauen am ehesten in den Vorständen von Familienunternehmen anzutreffen: Von den Unternehmen, die weibliche Vorstandsmitglieder haben, stammen 54 Prozent aus Europa, 30 Prozent aus Nord- und Südamerika und 13 Prozent aus dem asiatisch-pazifischen Raum.

 

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