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„Gewinne sind kein Widerspruch zu Angebot für Benachteiligte“

©Jarolim

Verbraucher & Schutz. Das Start-up FairesLeben will mit Portalen wie faireMiete.at und fairesSpiel.at benachteiligten Konsumenten helfen – gegen Erfolgsbeteiligung. Gründer Thaddäus Leutzendorff im Interview über Immobilien, Glücksspiel und neues Geschäft für die Anwälte.

Extrajournal.Net: Was war Ihre Motivation für die Gründung von fairesLeben? Es gibt ja schon eine Reihe von Initiativen, die für die Rechte von MieterInnen eintreten, und auch Online-Portale, die geschädigte Mieter suchen.

Thaddäus Leutzendorff: Konsumenten werden oft benachteiligt und wissen nicht, wie sie sich dagegen wehren können. Wir sehen hier großes Potential, um Menschen in unterschiedlichen Bereichen bei der Durchsetzung ihrer Rechte zu unterstützen. Unser zentrales Schlagwort ist Fairness, das spiegelt sich in unserer Dachmarke fairesLeben.

Angefangen haben wir mit unserem Angebot faireMiete.at. Es ist nach wie vor so, dass viele Vermieter das Mietrechtsgesetz missachten und Wohnungen weit über dem Richtwert vermieten. Das betrifft oft Mieter aus niedrigen Einkommensschichten, die mit der Rechtslage in Österreich nicht vertraut sind.

Mit unserem zweiten Angebot fairesSpiel.at unterstützen wir Kunden, die bei illegalen Online-Glückspielangeboten Verluste erlitten haben. Auch hier wissen Kunden oft gar nicht, dass sie sich erfolgreich gegen die Anbieter wehren und ihre Verluste zurückverlangen können. Selbst wenn sie durch Medienberichte davon erfahren, können sie sich oft nicht selbst helfen. Nur wenige Menschen haben Zugang zu professioneller rechtlicher Beratung. Viele Kunden haben eine Hemmschwelle und Angst vor Gerichtsverfahren und den damit verbundenen Kosten. Selbst wenn sie einen Anwalt kontaktieren, schrecken sie vor dem Prozesskostenrisiko zurück.

Genau hier wollen wir als eine Art „Robin Hood“ für die Durchsetzung der Rechte benachteiligter Konsumenten auftreten. Neue Themen erkennen, den Kunden über seine Rechte aufklären und eine Lösung ohne Kosten und Verfahrensrisiko anbieten.

Wir entwickeln seit einiger Zeit eine Plattform, welche bis Ende des Jahres live gehen wird. Auf dieser soll Kunden Wissen zu aktuellen Themen vermittelt werden. Gleichzeitig werden auch konkrete Lösungen mit unseren Angeboten aufgezeigt.

„Gewinnorientiertheit ist kein Widerspruch“

FairesLeben bzw. FaireMiete.at usw. sind auf Gewinnerzielung ausgerichtet. Das ist ein deutlicher Unterschied zu vielen anderen Initiativen in diesem Bereich, die gemeinnützig bzw. nicht gewinnorientiert sind.

Thaddäus Leutzendorff: Die fairesLeben GmbH ist keine Non-Profit Gesellschaft. Wir sind gewinnorientiert. Das ist aber kein Widerspruch zu unserem Angebot, das sich an benachteiligte Kunden richtet. Wir nehmen unseren Kunden das Risiko ab, gehen für sie in Vorleistung und sind dabei transparent. Wir wollen auch weiterhin wachsen. Wir konnten inzwischen namhafte Business Angels als Investoren gewinnen. Das frische Kapital nutzen wir für die Erweiterung unseres Angebots und die Expansion in neue Märkte. Wir sind von Anfang an als Gründerteam stark aufgestellt gewesen. Einen großen Beitrag hat auch das Team von Jarolim Partner (eine Wiener Rechtsanwaltskanzlei, gegründet von dem ehemaligen SPÖ-Nationalratsabgeordneten und Justizsprecher Johannes Jarolim, Anm.d.Red.) gehabt, die uns seit der Gründung rechtlich begleiten und uns im Rahmen ihres Start-up-Programms gefördert haben. Ein starkes Team und starke Partner können gemeinsam viel bewegen.

Eine Herausforderung ist nach wie vor das Marketing, weil in den meisten Gebieten viel Aufklärungsarbeit notwendig ist, um Kunden unser Angebot zu vermitteln. Dafür ist auch ein entsprechendes Budget erforderlich. Je mehr Wissen wir zu diversen Gebieten vermitteln können, desto mehr Kunden wird durch unser Angebot geholfen.

Ein Geschäftsmodell ähnlich dem eines Prozessfinanzierers

Das Geschäftsmodell von faireMiete beruht auf einem Anteil an der erstrittenen Mietrückzahlung. Gibt es keine Mietensenkung, kostet Ihre Dienstleistung auch nichts. Es stellt sich die Frage, warum Mieter nicht einfach Mitglieder von Vereinen wie der Mietervereinigung werden sollten, die lediglich Mitgliedsgebühren verlangen. Wäre das nicht für die Mieter günstiger?

Thaddäus Leutzendorff: Tatsächlich gibt es nur wenige Vereine, die nicht mit einem Prozessfinanzierungsunternehmen zusammenarbeiten. Viele Vereine greifen auf das Angebot von Prozessfinanzierern zurück, um Ihre Mitglieder bestmöglich zu unterstützen.

Bei Vereinen, die lediglich eine jährliche Mitgliedsgebühr einnehmen, ist der „Kunde“ im Verlustfall oft nicht ausreichend abgesichert. Hier kann es im schlimmsten Fall zur Zahlungsverpflichtung von Gerichtskosten kommen. Dieses Risiko bleibt unseren Kunden erspart.

Wenn es hart auf hart geht, muss der Vermieter geklagt werden. Dazu ist der Einsatz eines Anwalts nötig. Wie finden Sie Ihre Anwälte? Und weil wir bei dem Thema sind: Würden Sie sagen dass die Tätigkeit solcher Portale ein immer wichtigeres Betätigungsfeld für Anwälte wird?

Thaddäus Leutzendorff: In all unseren Geschäftsfeldern arbeiten wir seit Beginn mit spezialisierten Rechtsanwaltskanzleien zusammen. Hat der Kunde bereits einen eigenen Rechtsanwalt, so kann er sich selbstverständlich auch von diesem vertreten lassen.

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die Prozessfinanzierung sowohl für Konsumenten als auch für Rechtsanwälte große Vorteile hat. Durch Unternehmen wie uns, können eine Vielzahl von Kunden, die normalerweise keinen Zugang zum Rechtssystem haben, erfolgreich ihre Rechte durchsetzen. Diesen Kunden zu helfen, ist unser Ziel.

Im Interview

Thaddäus Leutzendorff ist Gründer der fairesLeben GmbH. Auf dem Foto in der Bildmitte, gemeinsam mit Christiane Feichter vom Jarolim Partner Corporate Team (3.v.l.).

 

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