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Business, Finanz, Tools

Chinas Firmen machen es mit hohen Schulden spannend

©ejn

Erholung. Die neue „Restructuring Score“ Studie von Kearney zeigt Verbesserungen, doch die hohe und vor allem volatile Verschuldung der chinesischen Unternehmen bereitet Sorgen.

Der zweimal jährlich erscheinende „Kearney Restructuring Score“ untersucht Sektoren und Branchen anhand der Finanzdaten von 68.000 börsennotierten Unternehmen in 152 Ländern.

Im Vergleich zum pandemiegetriebenen Höchststand hat sich der Restructuring Score in den letzten vier Quartalen stark erholt, heißt es einleitend: Während Branchen wie der Maschinenbau gestärkt aus der Pandemie kamen, bereiten die Automobilbranche und China allerdings Sorgen.

„Sprunghafte Verbesserung“

In der Studie wird die Performance auf Basis der Finanzdaten von 68.000 börsennotierten Unternehmen in 152 Ländern aus 157 Branchen bewertet, um deren „finanzielle Fitness“ zu messen. Dafür gibt es Noten zwischen 0 („niedriger Handlungsbedarf“) und 10 („hoher Handlungsbedarf“).

Nach dem pandemiegetriebenen Höchststand des globalen Restructuring Scores in zweiten Quartal 2020 mit 5,5 Punkten hat sich dieser in den letzten vier Quartalen stark erholt, was vor allem auf die sprunghafte Verbesserung im dritten Quartal 2020 (-16%) zurückzuführen sei. „Dieser lag im zweiten Quartal 2021 bei 4,0 Punkten und ist verglichen mit dem dritten Quartal 2019 sogar unter dem Vorkrisenniveau“, so Nils Kuhlwein, Partner bei Kearney.

Haupttreiber der Erholung seien der steile Anstieg der Aktienkurse (+45% Marktkapitalisierung) und die hohe Entschuldung (-15% Nettoverschuldung). Gestützt wird diese Entwicklung von einer starken realwirtschaftlichen Erholung mit Umsatz- (+23%) und Gewinnsteigerungen (+16% EBITDA) jeweils im Zeitraum von Q3 2019 bis Q2 2021.

Automobilbranche droht Rückfall

Die Automobilbranche, die schon vor der Pandemie auf Grund der Digitalisierung und der Tranformation hin zu alternativen Antrieben unter Druck stand, ist eine der von der Covid-19-Krise am stärksten betroffenen Branchen. Staatliche Hilfen wie Kurzarbeit und die rasche Erholung in Asien führten aber zu einer schnellen Erholung.

Die massive und stetige Verbesserung zwischen dem Höchststand im Q2 2020 (6,5 Punkte) und Q1 2021 (3,0) lasse sich dabei deutlich an den Einflussfaktoren des Restructuring Score ablesen: Sowohl die Umsätze, aber auch insbesondere die Gewinne (EBITDA +35%) und die Bewertung an den internationalen Börsen (Marktkapitalisierung +98%) haben sich in dem betrachteten Zeitraum erheblich verbessert.

Seit dem Q1 2021 zeichne sich jedoch – getrieben durch Produktionsausfälle aufgrund von Engpässen in der Lieferkette (u.a. Halbleiter) – eine deutliche Verschlechterung ab: Der Restructuring Score der globalen Automotive-Industrie hat sich innerhalb des Q2/2021 von 3,0 auf 3,9 verschlechtert. Noch härter trifft es die Zulieferer. Der Wert sank von 7 (Q2/2020) auf 3,3 (Q1 2021) und stieg wieder auf 4 im zweiten Quartal 2021.

Auch der Maschinenbausektor ist durch die weltweiten Produktionsstillstände stärker von der Pandemie betroffen als der globale Branchendurchschnitt. Dank der positiven Entwicklung an den Aktienmärkten, gepaart mit kräftigen Gewinnsteigerungen und rückläufiger Verschuldung komme die Branche aber gestärkt aus der Krise, heißt es.

Die insgesamt positive Entwicklung des Maschinenbausektors stehe freilich auch neuen Herausforderungen gegenüber: Insbesondere dem Rohstoffmangel und der verstärkten Digitalisierung, die als Nebeneffekt steigende Cyberkriminalität mit sich bringt. 2020 machte Letztere laut deutschem Branchenverband Bitkom bis zu 90% der Unternehmen zu schaffen.

Handel profitierte von Covid-Hilfen

Besonders hart getroffen hat es während der ersten Welle der Pandemie den stationären Handel, der prominente Insolvenzen verzeichnete. Einige Unternehmen entgingen einer Insolvenz nur knapp dank staatlicher Millionen-Hilfen, welche sich in der positiven Entwicklung ab Q3/2020 widerspiegeln (-106% geringere Nettoverschuldung im Zeitraum Q1/2019 – Q2/2021). Gleichwohl gab es ab Q3/2020 eine beindruckende Erholung in der Bekleidungsindustrie, heißt es weiter.

Der globale Handel insgesamt setze seinen positiven Trend fort: von Q1/2019 bis Q2/2021 ist der Restructuring Score gesunken (-20%), verstärkt durch die staatlichen Covid-19-Hilfsprogramme. Gewinner ist der Online-Handel: Dieser konnte seinen Umsatz verdoppeln und sich massiv entschulden, vor allem durch die Branchenriesen Amazon und Alibaba, so die Studienautoren.

Chinesischer Konsum als globales Risiko

Bei einem Blick auf die großen Wirtschaftsräume falle China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, durch einen Zickzackkurs seines Restructuring Scores auf. Dieser ist zwar außer in Q4/2019 und 2020 immer besser als der von Deutschland oder den USA, aber eben volatil. Der Grund für diese volatile Entwicklung liege in der Nettoverschuldung der börsennotierten Unternehmen im Finanzsektor Chinas: In einem Quartal verdoppelt sich die Nettoverschuldung, im nächsten Quartal halbiert sie sich wieder, so Kearney.

Der durchschnittliche Verschuldungsgrad (Nettoverschuldung zu EBITDA) der chinesischen Unternehmen liegt zwischen 360% und 1.553% im Zeitraum Q1/2019 bis Q2/2021. Aus europäischer Sicht scheine zudem eine Nettoverschuldungshöhe mit dem Faktor 15 über dem operativen Ergebnis der Unternehmen äußerst risikobehaftet. Sollte der chinesische Staat nicht wie zum Teil bisher insolvenzbedrohte Unternehmen retten (Bail-out), droht eine Pleitewelle, heißt es.

 

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