Open menu
x

Bequem up to date mit dem Newsletter von Extrajournal.Net!

Jetzt anmelden, regelmäßig die Liste der neuen Meldungen per E-Mail erhalten.

Weitere Informationen finden Sie auf unserer Newsletter-Seite sowie in unserer Datenschutzerklärung.

Business, Motor

Chipkrise lässt Autoverkäufe um 30 Prozent einbrechen

Axel Preiss ©EY - Stefan Seelig

Automarkt. Der EU-Neuwagenmarkt ist im Oktober um 30 Prozent geschrumpft. Der Hauptgrund ist die Chipkrise, die die Autoproduktion drückt und für Zulieferer zunehmend existenzbedrohend wirkt, so eine EY-Studie.

Das Minus von 30 Prozent bezieht sich auf den Vorjahresmonat, d.h. Oktober 2020. Verglichen mit Oktober 2019 ergibt sich sogar ein Rückgang um 35 Prozent, heißt es bei EY.

Insgesamt lagen im Oktober alle großen Märkte zweistellig im Minus. Besonders starke Einbußen verzeichneten Italien (minus 36%) sowie Deutschland und Belgien (jeweils minus 35%). Auch in Österreich wurde im Oktober ein Rückgang erfasst – sogar um 39 Prozent.

Chipkrise drückt auf Jahresbilanz

Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Absatz EU-weit zwar immer noch knapp über dem Wert des Vorjahres – um zwei Prozent –, aber um 31 Prozent unter dem Niveau von 2019. In Österreich liegen die Neuwagenverkäufe im bisherigen Jahresverlauf auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres und 21 Prozent niedriger als 2019.

„Der Neuwagenmarkt steckt nach wie vor tief in der Krise“, sagt Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY. „Schon 2020 war ein schwieriges Jahr für die Autobranche, in diesem Jahr werden sogar noch weniger Neuwagen verkauft. Vom Vorkrisenniveau sind wir weit entfernt – und aktuell ist keine Trendwende in Sicht.“

Vorrangiger Grund dafür sei nach wie vor der Chipmangel, der noch bis mindestens Mitte des kommenden Jahres zu großen Einbußen führen wird, erwartet Preiss: „Millionen Autos werden weder gebaut noch verkauft – das hat entsprechende finanzielle Auswirkungen für Autohandel, -hersteller und -zulieferer.“

Zulieferer leiden unter der Krise

Gerade die Zulieferindustrie, die auch in Österreich sehr stark vertreten ist, leidet demnach unter den aktuellen Versorgungsengpässen bei Rohstoffen, Vorprodukten und Halbleitern. Die Schwerpunktverlagerung auf margenstarke Produkte oder Weitergabe von Preissteigerungen an die Endkunden sei für Zulieferer keine Option. Die Situation werde daher für sie zunehmend schwieriger.

Von dem erwarteten Aufschwung nach Ende der aktuellen Versorgungs- und Lieferkettenkrise werden einige Unternehmen daher wohl nicht mehr profitieren können, befürchtet Preiss: „Jetzt heißt es durchhalten – denn wenn die Industrie wieder lieferfähig ist, werden wir einen kräftigen Nachholeffekt sehen.“

Elektro-Marktanteil verdoppelt

Die Chipkrise bremst auch die Absatzdynamik auf dem boomenden Markt für elektrifizierte Neuwagen:

In den fünf größten Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) stieg der Absatz von Elektroautos im Oktober nur noch um 52 Prozent (September: plus 60%, bisheriger Jahresverlauf: plus 94%).

In Österreich ergab sich im Oktober ein Wachstum von 32 Prozent und im bisherigen Jahresverlauf ein Plus von 143 Prozent.

Noch stärker abgebremst wurde die Wachstumsdynamik bei Plug-in-Hybriden:

  • Konkret legten Plug-in-Hybride im Oktober in den Top-5-Märkten nur noch um acht Prozent zu. Im September lag die Wachstumsrate noch bei 28 Prozent, im bisherigen Jahresverlauf bei 116 Prozent.
  • Auch in Österreich verlangsamte sich das Wachstum: von 128 Prozent (Jänner bis Oktober) auf nur neun Prozent im Oktober.

Nun ist damit also auch das Elektrosegment eindeutig von der Chipkrise betroffen – in Österreich gab es nur noch ein knappes Plus, bei unserem Nachbarn Deutschland war der Absatz von Plug-in-Hybriden im Oktober sogar rückläufig, heißt es weiter.

Dennoch stieg der Marktanteil elektrifizierter Neuwagen auf ein neues Rekordhoch: 22,1 Prozent aller in den Top-5-Märkten Westeuropas neu zugelassenen Pkw waren entweder Elektroautos (12,7%) oder Plug-in-Hybride (9,4%). Zum Vergleich: Im Vormonat (September 2021) lag der Marktanteil bei 21,5 Prozent, vor einem Jahr, im Oktober 2020, kamen Elektroautos und Plug-in-Hybride zusammen auf einen Marktanteil von 11,8 Prozent.

Hohe Nachfrage, wenig Autos

Insgesamt erweise sich derzeit die Nachfrage nach elektrifizierten Neuwagen in den deutschsprachigen Ländern als besonders hoch. So lag der gemeinsame Marktanteil von Plug-in-Hybriden und Elektroautos in Österreich bei 23,5 Prozent und in der Schweiz im Oktober bei 24,9 Prozent. Deutschland wies im Oktober mit 30,4 Prozent den höchsten Marktanteil elektrifizierter Neuwagen unter den Top-5-Märkten auf, gefolgt von Großbritannien (23,1%) und Frankreich (22,9%). In Spanien waren hingegen im September nur 11,1 Prozent der Neuwagen Plug-in-Hybride oder Elektroautos.

„Die Nachfrage nach Elektroautos in Österreich, aber auch in Europa gesamt, ist anhaltend hoch – nicht zuletzt dank der Förderungen und Steuervorteile“, beobachtet Preiss: „Der einzige Grund, warum die Wachstumskurve aktuell abflacht, sind die Lieferprobleme. Wenn staatliche Zuschüsse und steuerliche Vorteile jetzt nicht eingeschränkt oder sogar abgeschafft werden, sehen wir im kommenden Jahr sicher ein weiteres starkes Plus bei den elektrifizierten Neuwagen – gerade, weil die Autobranche massiv in dieses Segment investiert, das Portfolio stark ausbaut und in allen Preiskategorien neue attraktive Modelle auf den Markt kommen.“

 

Weitere Meldungen:

  1. Rödl & Partner holt drei Transaktionsberater von Deloitte
  2. Gebäudesanierungen: Nach dem Boom kam der Crash
  3. Studie von EY misst finanziellen Mehrwert durch Diversität
  4. Berater sollen sich auf KI und ESG stürzen, so UBIT-Strategiepapier