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Was passiert mit dem Trinkwasser beim Blackout?

Wassermobil ©Karin Wernig / Stadt Villach

Wien. Was passiert mit Österreichs Trinkwasser-Versorgung bei einem Blackout? Es kommt auf die Region an, so die Branchenvereinigung ÖVGW – und fordert neue Förderungen.

In den Medien ist derzeit viel über ein mögliches Blackout zu lesen, heißt es bei der ÖVGW: Das werfe auch Fragen zur Trinkwasserversorgung im Krisenfall auf. Wie sicher ist es, dass während eines flächendeckenden Stromausfalls weiterhin frisches Trinkwasser in hoher Qualität aus der Leitung kommt und welche Vorsorgemaßnahmen können die Bürgerinnen und Bürger treffen?

Aus dem Gebirge oder per Pumpe?

In Österreich sorgen rund 5.500 Trinkwasserversorger – von großen Wasserwerken bis zu kleineren, regional organisierten Wassergenossenschaften – für die Versorgung mit Trinkwasser, so die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). Die ÖVGW vertritt nach eigenen Angaben 270 Unternehmen direkt und rund 1.500 über Kooperationen mit Landesverbänden.

Die Art der Trinkwasserversorgung ist in Österreich durch die unterschiedlichen topographischen Gegebenheiten, von der pannonischen Tiefebene über alpines Hochgebirge bis hin zu Seenlandschaften, sehr vielfältig. Entsprechend divers seien auch die Vorkehrungen für ein mögliches Blackout in den Regionen.

Regionale Unterschiede in der Blackout-Vorsorge

  • Wiener Wasser zum Beispiel fließt aus den steirisch-niederösterreichischen Alpen im natürlichen Gefälle ohne eine Pumpe bis in die Bundeshauptstadt. Das bedeutet, dass die meisten Wiener Haushalte auch ohne Strom versorgt werden können. Dies gilt ebenso für viele gebirgige Regionen Österreichs.
  • Anders ist die Lage im Alpenvorland, etwa in Wels. Hier muss das Trinkwasser aus Brunnen gepumpt werden, um zu den Haushalten zu gelangen. Wolfgang Nöstlinger, Vorstandsdirektor der Welser eww Gruppe und ÖVGW Vize-Präsident und Sprecher im Wasserfach: „Hier in Wels sorgen wir mittels Notstrom-Aggregaten vor. So können wir die zentrale Trinkwasserversorgung im Falle eines Blackouts aufrechterhalten.“ Auch viele kleine Wasserversorger sind mit solchen Notstrom-Aggregaten ausgestattet.
  • Wieder anders sorgt man im Süden Österreichs vor: Das Wasserwerk der Stadt Villach hat ein „Wassermobil“ entwickelt, mit dem im Krisenfall energie- und witterungsunabhängig die Trinkwasserversorgung für einzelne Netzbereiche, Objekte, Gewerbebetriebe usw. aufrechterhalten werden kann.

Was der Einzelne zur Vorsorge tun kann

Aufgrund dieser regionalen Unterschiede – von Quellen zu Brunnen, von großen urbanen Versorgern bis zu regionalen Genossenschaften – appelliert Nöstlinger an die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger und empfiehlt: „Informieren Sie sich direkt in Ihrer Gemeinde oder bei Ihrem Wasserversorger. Dieser kann Ihnen genau sagen, was im Falle eines Blackouts in Ihrem jeweiligen Versorgungsgebiet genau geschieht und welche Maßnahmen zur Vorsorge getroffen wurden.“

Zu dieser Eigenverantwortung gehöre es außerdem, sinnvolle Vorbereitungen zu treffen. Für die Trinkwasserversorgung heißt das konkret, nach Rücksprache mit dem Trinkwasserversorger Flaschenwasser für den Zeitraum einzulagern, für den die Trinkwasserversorgung eventuell ausfallen könnte. Empfohlen wird generell eine Menge von 2 Litern pro Person und Tag.

Das Befüllen von Badewannen oder Containern sei hingegen nicht sinnvoll – dieses Befüllen könne zum Problem werden, wenn die Trinkwasserversorger im Hintergrund dabei sind, die Versorgung aufrechtzuerhalten: Werden deren Wasserbehälter zu rasch geleert, verkürze sich der Zeitraum in dem die Wasserbehälter als Puffer die erforderliche Menge für die Bevölkerung zur Verfügung stellen können.

Im Notfall Trinkwasser nur als Lebensmittel und für Hygiene

Um den Zeitraum ohne Strom gut zu überbrücken, müsse man sich außerdem auf das Nötigste beschränken: „Die Trinkwassernutzung als Lebensmittel und für die Hygiene hat im Krisenfall absoluten Vorrang. Vor allem in den großen Städten besteht die Gefahr von Seuchen, wenn es kein Wasser gibt und damit die WC-Spülungen ausfallen. Die Wasserwerke sind darauf eingerichtet, auch im Notfall den täglichen Bedarf an Trinkwasser zum Kochen und Trinken und die Hygiene liefern zu können“, so Nöstlinger. Und schließlich heiße es im Krisenfall: Ruhe bewahren und die Informationen der Behörden ernst nehmen.

Die Vorbereitungen der Branche

Einschlägige Regeln seien in der Richtlinie W74 der ÖVGW („Trinkwassernotversorgung – Erfolgreiches Krisenmanagement in der Wasserversorgung“) als österreichweiter Standard für alle Trinkwasserversorger festgeschrieben. Die Trinkwasserversorger verfügen über Notfallpläne und die Branche bereite sich mit Schulungen und Übungen aktiv vor.

Zu den Maßnahmen zählen etwa laufende Wartungsarbeiten, der Zusammenschluss mit anderen Wasserversorgern zu einem Leitungsverbund, die Ausstattung wichtiger Anlagenteile mit Notstromaggregaten und ein 24-Stunden-Bereitschaftsdienst. Die Versorger seien also gut vorbereitet, um im Krisenfall schnell und professionell reagieren zu können, so Nöstlinger. Um die Trinkwasserversorgung für den Krisenfall und damit im Fall eines Blackouts flächendeckend zu sichern, seien aber in jedem Fall weitere Investitionen in den Ausbau der Trinkwasser-Infrastruktur wichtig.

Das Thema Blackout-Vorsorge stehe „ganz oben auf unserer Agenda und wir fordern die Politik auf, entsprechende Rahmenbedingungen für weitere Investitionen in den Ausbau der Trinkwasser-Infrastruktur zu ermöglichen. Dazu gehören etwa auch Förderungen für präventive Maßnahmen, die über Leitungsausbau und Behälterbau hinausgehen.“ Durch eigene Förderschienen könnten sich kleine und mittlere Trinkwasserversorger auf Krisen wie Blackouts vorbereiten, heißt es.

 

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