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Business, Finanz, Recht, Tools

EU-Bann droht: Online-Broker sollen transparenter werden

Maximilian Biesenbach ©Simon Kucher

Finanzdienstleister. Die EU will es Online-Brokern und Banken verbieten, sich von Börsen für Aufträge bezahlen zu lassen („Payment for Order Flow“). Auch andere sozusagen versteckte Einnahmen sind im Visier. Berater Simon Kucher & Partners empfiehlt mehr Offenheit.

Die EU-Kommission plant, Online-Brokern die „Payment for Order Flow“ (PFOF) Praxis zu verbieten: Zusammen mit weiteren, ähnlich ausgerichteten Maßnahmen bedrohe dies das Geschäftsmodell zahlreicher Anbieter erheblich, so Maximilian Biesenbach, Partner in der globalen Banking Practice der Strategie- und Marketingberatung Simon Kucher & Partners.

In einem kürzlich veröffentlichten Entwurf zur Reform der Europäischen Finanzmarktverordnung (Mifir) heißt es: „Investment firms acting on behalf of clients shall not receive any fee or commission or non-monetary benefits from any third party for forwarding client orders to such third party for their execution.” Tritt dies in Kraft, sei die „Payment for Order Flow“ Praxis, also Gebühren, die Online-Broker für die Weiterleitung von Kundenaufträgen an Dritte (bspw. Handelsplätze oder Börsen) von diesen Dritten erhalten, Geschichte.

50 Prozent der Erträge sind weg

Das Ertragsmodell der europäischen Online-Broker-Platzhirsche sei damit in Gefahr. Zwar mache die genannte Rückvergütung von Handelsplätzen in der Regel nur drei bis fünf Prozent der Gesamterträge der arrivierten Broker aus, jedoch zeige der PFOF-Bann eine eindeutige Strategie des Gesetzgebers, „versteckten“ Vergütungen im Wertpapierhandel den Garaus zu machen.

Daher sei ein Verbot von Rückvergütungen von Produktemittenten (etwa für Zertifikate oder Hebelprodukte) nur der logische nächste Schritt, was dann schon insgesamt 15 bis 20 Prozent der Erträge vieler Online-Broker vernichten würde.

Rechne man jetzt noch den seit der Einführung von MiFID II unter Beschuss geratenen Ertragsstrom der Bestandspflegeprovisionen von Fonds hinzu (je nach Plattform zwischen 20 und 30 Prozent der Gesamterträge), dann drohe eine düstere Zukunft.

Mittelfristig ist so nämlich etwa die Hälfte der heutigen Ertragsströme der europäischen Online-Broker-Platzhirsche in Gefahr. Und die derzeit florierenden Low- und Zero-Cost-Broker müssen gleich ihr gesamtes Geschäftsmodell umstellen, da „Payment for Order Flow“-Erträge bei diesen Spielern teilweise für über 25 Prozent ihrer Gesamteinnahmen verantwortlich sind.

Kundengebühren als „Payment for Order Flow“-Ersatz

Daher sei es höchste Zeit, dass Online-Broker, aber auch betroffene Retail- und Regionalbanken, ihre Ertragsmodelle dahingehend neu aufstellen, dass fehlende PFOF-Einnahmen durch Service-Gebühren für Kunden ausgeglichen werden. Der Berater empfiehlt den Marktteilnehmern in einer Aussendung die Einführung oder Erhöhung der folgenden vier Gebührenkomponenten:

  • Erhöhung der Handelsplatz- oder Abwicklungsgebühren, die den Ausfall direkt kompensieren
  • Einführung von wiederkehrenden Gebührenkomponenten, wie regelmäßige Plattform- oder Depotgebühren für Stabilität und Perfomance der Plattform sowie für Mehrwertdienstleistungen wie Charting-Tools, Research, etc.
  • Erhöhung der Devisengebühren, da deutsche oder österreichische Anleger im internationalen Vergleich bislang deutlich geringere Aufschläge auf beim Wertpapierkauf anfallende Devisen-Tauschgeschäfte zahlen würden
  • Erhöhung der Transaktionsgebühren, um die sichere, schnelle und fehlerlose Ausführung adäquat zu vergüten

 

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