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Blackout-Gefahr in Österreich: Neue Studie von ÖAW und AIT

©ejn

Wien. Klimawandel, Digitalisierung und Energiewende bringen neue Herausforderungen für das Stromnetz. ÖAW und AIT beleuchten die Blackout-Gefahr in einer Studie für das Parlament.

Die Frage, wie gut Österreich auf die Möglichkeit eines Blackouts, also den großflächigen Ausfall des Stromversorgungsnetzes über einen längeren Zeitraum hinweg vorbereitet ist, findet in den letzten Jahren verstärkte Aufmerksamkeit, erinnert die Parlamentskorrespondenz: Das österreichische Parlament hat daher das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und das Austrian Institute of Technology (AIT) 2021 mit einer Studie zum Thema „Blackout-Vorsorge“ beauftragt.

Der Endbericht steht nun unter dem Titel „Sichere Stromversorgung und Blackout-Vorsorge in Österreich: Entwicklungen, Risiken und mögliche Schutzmaßnahmen“ auf der Website sowie in den Fachinfos des Parlaments zur Verfügung.

Gefahr vorerst gering, Auswirkungen wären aber massiv

Derzeit sei die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Blackouts sehr gering. Die Autor*innen der knapp 90-seitigen Studie halten darin fest, dass „das österreichische Stromsystem momentan sehr versorgungssicher ist. Selbst Großstörungen werden gut beherrscht. Das Risiko eines Blackouts, also eines langandauernden, großflächigen Totalausfalls der Stromnetze, besteht, ist aber aktuell beherrschbar.“

Angesicht der massiven Auswirkungen, die ein Ausfall eines wichtigen Teils der kritischen Infrastruktur für die Funktionsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft bedeuten würde, gelte es jedoch, sich den Herausforderungen zu stellen, die sich in den nächsten Jahren abzeichnen, und Schritte zu setzen, um die Versorgungssicherheit auch weiterhin zu gewährleisten.

Politik muss reagieren

Die Autoren der Studie identifizieren drei Felder, die Konsequenzen für die Energieversorgung haben und damit neue Herausforderungen für die Versorgungssicherheit mit sich bringen. Klimawandel, Digitalisierung und die Energiewende bringen neue Anforderungen und auch Gefahrenpotenziale für die Stromerzeugung und das Stromnetz mit sich, denen zu begegnen sei. Daher müsse sich das Augenmerk in Hinblick auf die bevorstehenden, unausweichlichen Veränderungen des Energiesystems verstärkt auf Vorsorgemaßnahmen zur Sicherung des Stromsystems sowie zur Erhöhung der Resilienz und der Verbesserung der Reaktionsoptionen im Krisenfall richten.

Ein wesentliches Element zur Bewältigung der anstehenden Herausforderungen sei der Interessensausgleich zwischen den verschiedenen Akteuren, heißt es. Zudem gelte es, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die notwendigen Veränderungen in der Energieinfrastruktur konstruktiv realisiert werden können. Es sei daher eine wichtige Aufgabe der Politik, das Thema genau weiter zu beobachten und den bevorstehenden fundamentalen Wandel moderierend und gestaltend zu begleiten.

Energiesektor wird komplexer, Stromangebot schwankt

Die Studienautoren erwarten, dass die Dekarbonisierung des Energiesystems einen weiter steigenden Energieverbrauch, vor allem bei Strom, mit sich bringt. Die Studie verweist auf das Ende Juli 2021 in Kraft getretene Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespaket (EAG-Paket), das anstrebt, bis 2030 den Gesamtstromverbrauch in Österreich zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Dieses ambitionierte Vorhaben bringe bereits jetzt erhebliche strukturelle Veränderungen im Stromnetz mit sich.

Darüber hinaus sollen im Jahr 2040 alle wirtschaftlichen Sektoren in Österreich klimaneutral sein. Und das bedeutet tauch: Neben der Industrie werden weitere energieintensive Sektoren wie Mobilität und Wärmebereitstellung zunehmend elektrifiziert. Mit dem massiven Ausbau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten werde auch ein Aus- und Umbau in der Infrastruktur nötig, um diese entsprechend anzupassen bzw. zu erweitern, heißt es in der Studie. Von der bereits eingeleiteten Energiewende mit erneuerbaren Energieträgern erwarte man wesentliche strukturelle Veränderungen im Stromversorgungsnetz und eine Erhöhung der Komplexität des Energiesektors.

„Derzeit weitgehend versorgungssicher“

Auf Basis des in dieser Studie zusammengetragenen Wissens stellen die Autor*innen fest, dass das österreichische Stromsystem momentan zwar weitgehend versorgungssicher sei. Allerdings könne sich das in den nächsten Jahren durchaus ändern, weil sich das ganze System bereits an vielen Stellen zu ändern begonnen habe.

Als Thema von zentraler Bedeutung ortet die Studie dabei eine zunehmende Volatilität, also Schwankungen in der Stromversorgung. Damit diese Schwankungen weiterhin im Regelbetrieb ausgeglichen werden können und das Risiko von Großstörungen und damit verbundenen Versorgungsengpässen bewältigbar bleibt, gelte es, entsprechende Vorsorgemaßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen zu treffen.

 

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Ein Kommentar

  1. Die Studienergebnisse sind sehr ambivalent. Einerseits werden einige – und bei Weitem nicht alle – „Herausforderungen“ adressiert und eine steigende Komplexität attestiert. Allerdings wird das Thema heruntergespielt. Die im Titel enthaltene essenzielle Blackout-Vorsorge wird überhaupt nicht betrachtet.
    Daher ist die Studie nicht dazu geeignet, um die Ernsthaftigkeit des Themas zu transportieren. Sie verleitet eher dazu, das Thema Vorsorge weiterhin auf die leichte Schulter zu nehmen, was katastrophal enden könnte. Vorsorge ist unverzichtbar, nicht nur für dieses Szenario!
    https://www.saurugg.net/2022/blog/stromversorgung/sichere-stromversorgung-und-blackout-vorsorge-in-oesterreich

    Herbert Saurugg
    Internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte

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