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Bildung & Uni, Nova

Was uralte DNA über die sozialen Beziehungen verrät

Hora Rockshelter in Malawi, Fundort uralter DNA in Afrika ©Jacob Davis

Frühgeschichte. Eine neu entdeckte, uralte DNA liefert neue Erkenntnisse über die Interaktion früher Einwohner Afrikas. Forscher der Uni Wien bezeichnen sie als das „bisher fehlende Puzzle-Teil“.

Eine neue Forschungsarbeit liefert neue Erkenntnisse über das Reiseverhalten und die Interaktion früher Einwohner Afrikas. Vor ungefähr 5.000 bis 18.000 Jahren lebten die sechs Individuen, die neu entdeckt und deren DNA analysiert wurde.

Die Proben aus Malawi, Tansania und Sambia sind damit die älteste DNA, die jemals in Afrika gefunden wurde. Ein interdisziplinäres Team bestehend aus 44 Forscherinnen und Forschern, darunter Ron Pinhasi von der Uni Wien, arbeiteten an der Studie, die vor Kurzem in der Fachzeitschrift Nature erschien.

Mehr als doppelt so alt wie bisherige Funde

Die neu entdeckte, uralte DNA (aDNA) aus Subsahara-Afrika ist mehr als doppelt so alt wie bisher veröffentlichte DNA-Sequenzen aus dem Gebiet. Anhand der neuen Daten sind die Forscher in der Lage, die wichtigsten demografischen Veränderungen zu skizzieren, die sich vor ungefähr 20.000 bis 80.000 Jahren vollzogen. „Auf der Grundlage von jüngeren Daten können wir immer noch frühere Muster erkennen. Unsere Erkenntnisse aus den Proben, die 5.000 bis 18.000 Jahre alt sind, können wir auf die bekannten Bevölkerungsmuster vor 20.000 bis 80.000 Jahren umlegen“, so Pinhasi.

Was der neue DNA-Fund zeigt

Schon vor etwa 50.000 Jahren zogen Menschen aus verschiedenen Regionen des Kontinents in andere Regionen und ließen sich dort nieder. Sie bildeten Bündnisse und Netzwerke über größere Entfernungen, um Handel zu treiben, Informationen auszutauschen und um PartnerInnen für die Fortpflanzung zu finden. Dieses soziale Netzwerk war die Grundlage für ihr Überleben und Gedeihen, schreiben die Forscher.

Anhand der aktuellen Studie ist nachvollziehbar, wie die Menschen in Subsahara-Afrika zu dieser Zeit wanderten und sich vermischten. Die neuen Ergebnisse zeigen nun die Entwicklung eines eher lokalen Verhaltens in Ostafrika im Laufe der Zeit auf. Vor etwa 20.000 Jahren hat ein Umbruch stattgefunden, als die Menschen begannen weniger umherzuziehen. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte sein, dass zu diesem Zeitpunkt bereits bestehende soziale Netzwerke den Informationsfluss und die Verbreitung von Technologien ermöglichten, ohne dass die Menschen dafür umherziehen mussten, so Pinhasi.

Vieles spricht dafür, dass Entstehung und Ausweitung von Handelsverbindungen über weite Strecken zu jener Zeit den Menschen geholfen hatten, die letzte Eiszeit zu überstehen. „Die Menschen begannen, sich auf neue Art und Weise aufeinander zu verlassen“, so Mary Prendergast, Erstautorin des Artikels und assoziierte Professorin für Anthropologie an der Rice University in Houston. „Und diese Kreativität und Innovation hat den Menschen unter Umständen ermöglicht, sich zu entfalten.“ Zu dieser Zeit vollzog sich auch eine große kulturelle Wende, da sich Perlen, Farbstoffe und andere symbolische Kunst in ganz Afrika verbreiteten.

Neuer DNA-Fund war „fehlendes Puzzle-Teil“

Lange Zeit ging die Wissenschaft davon aus, dass die großen Veränderungen in den archäologischen Aufzeichnungen von vor etwa 50.000 Jahren eine Verschiebung der sozialen Netzwerke und vielleicht sogar Veränderungen der Bevölkerungsgröße widerspiegeln. Diese Hypothesen waren jedoch schwer belegbar.

Die neu entdeckte, uralte DNA sei das fehlende Teil in diesem Puzzle gewesen: „Uralte DNA gibt direkten Aufschluss über die Partnerwahl und Durchmischung der Menschen selbst, während Artefakte wie Steinwerkzeuge und Perlen Aufschluss über gegenseitigen Austausch und Interaktionen geben, die eine Durchmischung zur Folge haben können oder auch nicht. Wenn man diese beiden Aspekte kombiniert, erhalten wir eine viel umfassendere Perspektive zu wichtigen Mustern bei Menschen in Subsahara-Afrika. Diese Perspektive ist von grundlegender Bedeutung für die Geschichte der Ausbreitung des modernen Menschen innerhalb und außerhalb Afrikas sowie für die anschließende Besiedlung Eurasiens, Ozeaniens und darüber hinaus“, so Pinhasi.

 

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