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Business, Finanz, M&A, Recht, Steuer

Börsegänge brechen ein wegen Ukraine-Krieg

Gerhard Schwartz ©EY / Robert Herbst

Stark rückläufig. Im ersten Quartal 2022 ging die Zahl der Börsegänge weltweit um 37 Prozent zurück, das Emissionsvolumen sogar um 51 Prozent, so EY. Nun brennt den vielen SPACs das Geld in der Tasche.

Nach einem sehr lebhaften Jahresauftakt im Jänner ist die Zahl der Börsengänge im Februar und März angesichts sich zuspitzender geopolitischer Spannungen weltweit eingebrochen: Insgesamt wagten im ersten Quartal weltweit 321 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – 37 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Emissionsvolumen sank um 51 Prozent auf 54 Milliarden US-Dollar. Damit fanden der Aufwärtstrend der Vorquartale und das positive Momentum aus dem Rekord-IPO-Jahr 2021 ein jähes Ende.

Stark begonnen, schwach beendet

Im Jänner hatte das weltweite Emissionsvolumen mit 32 Milliarden US-Dollar noch auf dem höchsten Stand seit 21 Jahren gelegen, im Februar brach es angesichts einer Verdopplung der Volatilität in Folge der geopolitischen Spannungen – im Vergleich zum Vorjahresmonat – von 36 auf zehn Milliarden ein, im März sogar von 47 auf zwölf Milliarden, so das aktuelle IPO-Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY.

  • Der stärkste Einbruch wurde in den USA registriert: Im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres sank in den Vereinigten Staaten die Zahl der Börsengänge von 100 auf 25, das Emissionsvolumen schrumpfte sogar um 94 Prozent von 42 auf gut zwei Milliarden US-Dollar.
  • Auch in Europa waren hohe Einbußen zu verzeichnen: Die Zahl der Börsengänge hat sich von 89 auf 47 fast halbiert, das Emissionsvolumen ging von 26 auf knapp drei Milliarden US-Dollar zurück.
  • Am wenigsten beeindruckt zeigte sich der chinesische Markt: In China (einschließlich Hongkong) wagten im ersten Quartal 97 Unternehmen den Schritt an die Börse, das waren 28 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Emissionsvolumen stieg leicht um zwei Prozent auf 30 Milliarden US-Dollar.

Die Auswirkungen der Ukraine

„Der Krieg in der Ukraine und die massiv gestiegene politische und wirtschaftliche Unsicherheit hatten zur Folge, dass viele Unternehmen ihre Börsenpläne für das erste Quartal vorerst verschoben haben“, so Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich: „Die Volatilität ist im ersten Quartal in die Höhe geschnellt und hat sich verdoppelt, während weltweit an den Börsen hohe Kursverluste verzeichnet wurden. In diesem Umfeld sind Investor*innen sehr zurückhaltend, und es erschien vielen Unternehmen ratsam, vorerst eine Klärung der Situation abzuwarten und sich auf das nächste IPO-Fenster vorzubereiten.“

Technologie-IPOs weiterhin bevorzugt

Die meisten IPOs wurden im ersten Quartal in den Segmenten Technologie und Rohstoffe durchgeführt. Im Technologiesegment schrumpfte das Emissionsvolumen von 48,1 auf 9,9 Milliarden US-Dollar, die Zahl der Börsengänge sank um 57 Prozent von 136 auf 58. Anders die Entwicklung im Bereich Rohstoffe: Die Zahl der Börsengänge kletterte von 50 auf 58, das Emissionsvolumen von 4,4 auf 5,9 Milliarden US-Dollar.

Auf den Rängen drei und vier lagen IPOs von Industrieunternehmen (Rückgang von 67 auf 57 IPOs) und Unternehmen aus dem Gesundheitssektor (Rückgang von 84 auf 49 IPOs).

Zahl der SPAC-Emissionen sinkt

Nach dem bisher stärksten SPAC-Emissionsjahr 2021 wurden im ersten Quartal des laufenden Jahres weltweit insgesamt 64 SPAC-Transaktionen gezählt, ein Rückgang um 79 Prozent gegenüber der Vorjahrjahresperiode. Die Mantelgesellschaften erzielten ein Emissionsvolumen von insgesamt 10,7 Milliarden US-Dollar, 89 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Von den 64 SPAC-Transaktionen im laufenden Jahr entfielen 52 auf die USA und vier auf Asien, während in Europa acht derartige Emissionen verzeichnet wurden. Nun erwartet man sich mehr Tempo. „Die Kassen der derzeit insgesamt rund 713 aktiven SPACs sind mit gut 166,5 Milliarden US-Dollar prall gefüllt – das eröffnet operativen Unternehmen gerade in volatilen Zeiten über den Zusammenschluss mit einer Mantelgesellschaft einen vielversprechenden alternativen Weg aufs Parkett – sowohl in Europa als auch den USA“, so Schwartz. Vor allem für Unternehmen in den Bereichen Technologie, Industrials und Healthcare sei dies interessant, sagt Schwartz. Jedoch ticke die Uhr für die auf einen Zeitraum von 24 Monaten angelegten SPACs. Die Zahl indirekter Börsengänge werde auch in diesem Jahr wohl weiter steigen.

Wiener Börse ist Spitzenreiter bei Anleihen

Auch in Österreich gab es im ersten Quartal Aktivitäten im Top-Segment: Mit 1. März 2022 startete die Pierer Mobility AG im Prime Market (Marktkapitalisierung rund 2,7 Milliarden Euro). Im Einstiegssegment „direct market plus“ an der Wiener Börse gab es im Jänner ebenfalls einen Neuzugang – das Unternehmen Lekta Therapy Ltd. Der direct market plus richtet sich seit 2019 als Möglichkeit zum einfachen Kapitalmarkteinstieg an Klein- und Mittelbetriebe sowie expandierende Jungunternehmen.

Wichtig zeigt sich für den Handelsplatz Wien wieder einmal der Anleihemarkt: Mit mehr als 1.800 neuen Notierungen ist der Vienna MTF der Wiener Börse im ersten Quartal 2022 die Nummer 1 unter den europäischen Anleihenlistingplätzen, so EY.

Batteriehersteller ist weltgrößter Börsengang

Der weltweit größte Börsengang im 1. Quartal 2022 fand in Südkorea statt:

  • Der Batteriehersteller LG Energy Solution erlöste im Januar 10,7 Milliarden US-Dollar.
  • Der chinesische Mobilfunkanbieter China Mobile kam bei seinem Börsengang, der ebenfalls im Januar stattfand, auf 8,2 Milliarden US-Dollar.
  • Mit großem Abstand folgt mit einem Emissionsvolumen von 1,6 Milliarden US-Dollar der Börsengang des chinesischen Solarmodulherstellers Jinko Solar.

Leider derzeit kein Ausblick

„Die Pipeline an Börsenkandidaten ist nach wie vor gut gefüllt. Viele Unternehmen warten in der jetzigen Situation jedoch erst einmal ab und nutzen die Zeit, um sich gut auf den Börsengang vorzubereiten. Daher könnte die zweite Jahreshälfte 2022 auch wieder deutlich aktiver werden“, so Schwartz. Einen Ausblick wagt EY daher derzeit nicht: Entscheidend für das Timing und die Anzahl an Börsengängen sei eine Beruhigung der aktuellen geopolitischen Spannungen und die Auflösung der Unsicherheiten aus Investorensicht.

 

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