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Business, Recht, Tools

Edenred: Neue Digital-Angebote, Ende der Papiergutscheine

Christoph Monschein ©Philipp Zeppelzauer

Interview. Edenred ist einer der zwei großen Anbieter betrieblicher Geschenkgutscheine und Essenszuschüsse in Österreich: Geschäftsführer Christoph Monschein über Corona-Effekt und Digital-Boom, Reformhoffnungen an die Politik und das baldige Ende der Papiergutscheine.

Extrajournal.Net: Was hat sich die Pandemie auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Christoph Monschein: Man muss unterschieden: Die traditionellen Geschenkgutscheine sind sehr saisonal und vor allem im 4. Quartal des Jahres stark, also vor Weihnachten. Der Bereich der steuerfreien Essenszuschüsse ist dagegen das ganze Jahr ein Thema: Der Arbeitgeber leistet dabei einen Beitrag zu den Essenskosten seiner Mitarbeiter, den diese über Supermärkte und Restaurants einlösen können. Dieser zweite Bereich war bisher vor allem eine Domäne staatsnaher Unternehmen und Institutionen. Wir sehen ihn aber auch als attraktiv für Privatunternehmen, denn es sind immerhin pro Person bis zu 1.760 Euro im Jahr steuerfrei möglich. Wir wachsen hier stark in der Privatwirtschaft und im KMU-Bereich. Laut einer Umfrage weiß die Hälfte der Führungskräfte gar nicht, dass es solche steuerfreien Zuschüsse gibt, das wollen wir ändern.

Extrajournal.Net: Gab es zuletzt trotzdem Zuwächse?

Christoph Monschein: Wir sind 2020 und 2021 sogar massiv gewachsen, so wie kaum jemals zuvor, und dabei ist Edenred seit 30 Jahren in Österreich tätig. Ein Grund dafür sind die für uns günstigen steuerlichen Änderungen. Konkret wurden die Freibeträge der Essenszuschüsse um 80 Prozent erhöht und es wurde vom Gesetzgeber klargestellt, dass der Essenszuschuss kumuliert ausgegeben werden darf. Das bedeutet konkret: Ein Arbeitnehmer muss nicht jeden Tag einen Zuschuss in Höhe von bis zu 8 Euro einlösen, sondern er darf auch stattdessen am Wochenende um 50 Euro mit der ganzen Familie essen gehen, wenn er oder sie das bevorzugt. Das hat die Nachfrage massiv erhöht.

Ein weiterer Grund für das Wachstum ist, dass wir stark auf digitale Alternativen und neue, attraktive Produkte setzen, die gut ankommen. Wir haben in einem Joint Venture mit Mastercard entsprechende Produkte entwickelt, Karten und Apps, die bei unseren Kooperationspartnern wie Rewe einlösbar sind. Wir sehen uns hier als Vorreiter, als ein Fintech. Mit dieser Haltung gehen wir in den Markt.

Die Rückkehr zum Normalzustand

Extrajournal.Net: Die Pandemie schwächt sich – hoffentlich – nun wirklich ab. Welches Wachstum erwarten Sie jetzt?

Christoph Monschein: Insgesamt streben wir von 2021 bis 2023 eine Verdreifachung der Umsätze an, aktuell sind es etwa 60 Prozent Plus pro Jahr. Was den Gesamtmarkt betrifft, so wächst dieser zweifellos ebenfalls sehr stark, aber wir glauben, dass wir noch etwas stärker wachsen. Ich bin jetzt seit einem Jahr Geschäftsführer von Edenred in Österreich, in dieser Zeit haben wir die Mitarbeiterzahl von 15 auf 40 erhöht und ziehen demnächst in ein neues Office. Global ist Edenred die Nr. 1, in Österreich sind wir eine starke Nr. 2, sage ich einmal. Der Marktführer ist stark bei staatsnahen Institutionen, wir wachsen wohl etwas stärker bei den KMU.

Extrajournal.Net: Wie groß ist der Markt in Österreich ungefähr?

Christoph Monschein: Es sind derzeit etwa 250 Millionen Euro pro Jahr. Wichtig zu wissen ist, dass Betriebskantinen darin nicht enthalten sind. Zum entsprechenden Aufwand gibt es keine Zahlen. Klar ist aber, dass 80 Prozent der Österreicher vom Arbeitgeber in Sachen Verpflegung gar nichts erhalten, also weder Zuschüsse noch Kantinenessen. Das ist vergleichsweise wenig, darum sehen wir hier viel Potenzial.

Extrajournal.Net: Wie steht Österreich im internationalen Vergleich, was Essenszuschüsse des Arbeitgebers betrifft?

Christoph Monschein: Kommt ganz darauf an, wohin man blickt, denn die steuerlichen Rahmenbedingungen sind völlig unterschiedlich. Während es in Deutschland beispielsweise so gut wie keine steuerfreien Essenszuschüsse gibt, sind sie in der Slowakei gesetzliche Pflicht. Was wir aber festgestellt haben ist, dass überall dort, wo klare, einfach verständliche steuerliche Benefits eingeführt wurden, der Markt stark wächst.

Extrajournal.Net: Steuerliche Anreize waren auch Bestandteil der österreichischen Corona-Hilfspakete, hat Ihnen das genützt?

Christoph Monschein: Die Pandemie hat in vieler Hinsicht auch dämpfend gewirkt, da Unternehmen durch die getrübten Konjunkturaussichten oft eine abwartende Haltung einnahmen. Da hoffen wir jetzt natürlich auf Besserung. Andererseits hat der Gesetzgeber als Teil der Corona-Hilfspakete sowohl 2020 wie 2021 temporär die Freigrenze für Geschenkgutscheine von 186 auf 551 Euro erhöht. Das hat kurzfristig für enorme Nachfrage in diesem Bereich gesorgt, die Telefone sind heißgelaufen.

„Ende der Papiergutscheine kommt 2023“

Extrajournal.Net: Es ist zu hoffen, dass es heuer nicht wieder dazu kommt, dass Corona-Hilfspakete nötig werden.

Christoph Monschein: Natürlich. Gleichzeitig würden wir uns schon wünschen, dass man das gesamte System, wenn der Druck durch die Pandemie weg ist, einmal einem prüfenden Blick unterzieht. Derzeit gibt es ja steuerlich eine Spaltung: Es gibt getrennte Freibeträge für Geschenkgutscheine und für die betriebliche Weihnachtsfeier, die man nicht gegeneinander aufrechnen kann. Der Gesetzgeber könnte es aber auch dem Unternehmen überlassen, wie es Weihnachten feiert, und beides zusammenlegen.

Extrajournal.Net: Welche Änderungen soll es bei den Produkten selbst geben?

Christoph Monschein: Grundsätzlich bewegen wir uns von Papier hin zu modernen Varianten wie den Prepaid-Karten gemeinsam mit Mastercard. Die bestehen zu 80% aus recyceltem PVC und sind direkt an Partner-Terminals einlösbar. Dazu haben wir eine App gestartet, die inzwischen auch dem Wallet von Android- bzw. Apple-Smartphones hinzugefügt werden kann. Das bedeutet, man kann den Zuschuss auch direkt mit dem Handy einlösen, es ist nur noch eine einmalige Aktivierung per Karte erforderlich. Wir planen auch, künftig Lösungen anzubieten, die rein per App funktionieren, wo man die Karte auch für die einmalige Aktivierung nicht mehr braucht.

Trotzdem werden wir weiterhin verschiedene Formen anbieten, denn Österreich ist sehr bargeldaffin, dafür müssen wir weiterhin ein breites Angebot haben. Die Papiergutscheine werden wir 2023 aber komplett aus dem Markt nehmen. Sie sind einfach nicht nachhaltig und entsprechen somit nicht unserem Purpose: Wir müssen sie unseren Kunden-Unternehmen schicken, die sie an die Mitarbeiter weitergeben, die sie wiederum bei unseren Partnern einlösen, von denen die Gutscheine wiederum zu uns geschickt werden. Und im nächsten Monat wiederholt sich das Ganze. Digital bzw. per Karte ist das viel einfacher, gerade auch im Home-Office.

Im Interview

Christoph Monschein ist Country Manager von Edenred Austria.

 

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