Interview. Das Start-up Viridad positioniert sich als digitale Plattform, die die EU-Taxonomie zu nachhaltigen und grünen Investments für betroffene Unternehmen leichter handhabbar machen soll. Geschäftsführer Clemens Marx über Trends und technische Expertise.
Extrajournal.Net: Die Plattform Viridad hilft Unternehmen dabei, dem EU-Regulativ in Sachen Nachhaltigkeit nachzukommen?
Klemens Marx: Wir fokussieren auf die umfangreiche EU-Taxonomie, mit dem Ziel, diese für unsere Kunden und Partner zu vereinfachen, schneller verarbeitbar zu machen. Dazu gehören schließlich bereits Dokumente mit mehr als tausend Seiten Umfang, und der Umfang wird weiter anwachsen. Wir wenden uns dabei sowohl an Finanzunternehmen wie auch Unternehmen aus anderen Bereichen. Viridad selbst ist ein Start-up, gegründet von mehreren Institutionen, die besondere einschlägige Erfahrung aufweisen: Dazu gehört das Unternehmen Omnia, das viel Erfahrung im regulativen Bereich hat, das AIT Austrian Institute of Technology als österreichischer Think-Tank im Bereich Technologie sowie drei Netzwerkpartner als Business Angels.
Extrajournal.Net: Wie funktioniert diese Hilfe bei der EU-Taxonomie in der Praxis?
Klemens Marx: Wir bilden die EU-Taxonomie in digitalen Prozessen ab, sodass die Unternehmen die Bearbeitung rascher und effizienter durchführen können. Transparente und klar nachvollziehbare EU-Taxonomieprüfungen und die Berechnung der Nachhaltigkeitsscore wird über uns ermöglicht. Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die EU-Taxonomie sich weiter verändern wird, auch restriktiver werden wird. Wir werden unsere Lösung dazu immer up-to-date halten, die zuständigen Personen bei den Kunden müssen also nicht selbst immer das komplette Regulativ präsent haben.
„Das Thema wird immer wichtiger“
Extrajournal.Net: Wie weit ist der Marktstart gediehen?
Klemens Marx: Wir sind jetzt in der Pilotphase und suchen dazu Unternehmen, die auch mit uns den Weg gemeinsam gehen wollen, auch Kooperationspartner. Dabei geht es auch um mittlere und kleine Unternehmen, die von der EU-Taxonomie nicht direkt betroffen sind, aber ihre Nachhaltigkeit ausweisen möchten. Allgemein wird die EU-Taxonomie sukzessive von großen und börsennotierten Unternehmen auf alle Großunternehmen und alle börsennotierten Unternehmen ausgeweitet. Da das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger wird, sehe ich dass auch nicht verpflichtete Unternehmen betroffen sein werden. Wir sind dazu auch im Gespräch mit Banken in Österreich und Deutschland, unser Markt ist der gesamte D/A/CH-Raum.
Extrajournal.Net: Wie groß ist der Aufwand für ein Unternehmen, dass sich nach EU-Taxonomie prüfen lassen will? Es ist vermutlich auch digital keine Frage von 10 Minuten?
Klemens Marx: Das hängt ganz wesentlich von der Branche ab. Photovoltaik und Windkraft sind beispielsweise verhältnismäßig einfach, ein Aufforstungsprojekt muss dagegen deutlich umfangreichere Daten liefern. Die Prüfung selbst lässt sich nicht in 10 Minuten erledigen, aber doch rasch, wenn die nötigen Vorbereitungen getroffen sind. Wenn bei einer Anlage die nötigen technischen Analysen und Dokumente oder bei einer Immobilie beispielsweise der Energieausweis fehlt und erst erstellt werden müssen, dann dauert es natürlich länger. Ist alles Nötige prinzipiell vorhanden, geht es rascher. Wir sehen unseren USP auch darin, über technisches Know-how zu verfügen, über unsere Kooperationspartner. Darüber hinaus haben wir in unserem Netzwerk Juristen und Experten im Regulativ.